Intel verbreitet Optimismus und kündigt neue Smartphone-Prozessoren an

Auf einer Investorenkonferenz sprach Intel über die Pläne für die kommenden Monate, verriet einige Details über kommende Produkte und positionierte wieder einmal Atom gegen ARM.

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Intels Atom soll mindestens doppelt so schnell sein wie ein ARM Cortex A8.

(Bild: Intel)

Bereits anlässlich der Vorstellung der letzten Quartalszahlen hatte Intel-Chef Paul Otellini Optimismus in Bezug auf die geschäftliche Entwicklung der PC-Branche im weiteren Verlauf des Jahres 2009 verbreitet, auf einer Investorenkonferenz untermauerten mehrere Intel-Manager nun diese Sichtweise mit einer Fülle von Zahlen und Prognosen.

Eine Reihe neuer Produkte vor allem für Notebooks, Netbooks, Mobile Internet Devices (MIDs), Smartphones, Embedded Systems und die Unterhaltungselektronik soll den Absatz ankurbeln. Großes Wachstumspotenzial, nämlich ein Marktpotenzial (Total Addressable Market, TAM) von mehr als 400 Millionen MIDs und Smartphones, vermutet Anand Chandrasekher von der Intel-Mobilsparte für die kommenden Atom-Plattformgenerationen Moorestown und Medfield. Während Moorestown noch aus mindestens zwei Chips besteht, nämlich dem 45-nm-CPU/GPU/Northbridge-System-on-Chip (SoC) Lincroft und dem Zusatzchip Langwell, der typische Southbridge-Funktionen bereitstellt, soll das jetzt 2011 erwartete 32-Nanometer-SoC Medfield alle diese Funktionen vereinen und nochmals kompakter, aber auch sparsamer arbeiten.

Ein Zusatzchip namens Evans Peak soll bei der Moorestown-Plattform WiMAX-, WLAN- und Bluetooth-Anschluss bereitstellen, UMTS- oder später LTE-Modems kommen von anderen Firmen. Moorestown braucht noch einen Energieverwaltungschip, der beispielsweise die Spannungswandler für die SoCs steuert, aber auch das Laden eines Akkus. Solche hochintegrierten Power-Management-ICs (PMICs) haben unter anderem Dialog Semiconductor (DA6001) oder NEC angekündigt.

Medfield soll nochmals deutlich weniger Platinenfläche belegen als Moorestown und abermals sparsamer arbeiten, dadurch soll sich das SoC auch für Smartphones eignen. Schon für Moorestown verspricht Intel eine Reduktion der Leistungsaufnahme im Standby-Modus um den Faktor 50 im Vergleich zur aktuellen Menlow-Plattform, also der Kombination aus einem Atom-Z500-Prozessor (Silverthorne) und dem Einzelchip-Chipsatz US15W (Poulsbo). Intel will übrigens auch sein SSD-Know-how nutzen und baut – wie wohl bei kommenden PC-Chipsätzen – einen NAND-Flash-Controller ein.

Intel verbreitet Optimismus und kündigt neue Smartphone-Prozessoren an (9 Bilder)

Atom versus ARM: Intel sieht sich klar im Vorteil. (Bild: Intel)

Vor allem aber sollen sich die Atom-Plattformen für MIDs und Smartphones durch ihre Eignung für x86-(Linux-)Code und deutlich höhere Performance von den bisher in diesen Geräten dominierenden ARM-Prozessoren unterscheiden. Chandrasekher nennt erstmals konkrete Zahlen, wobei seine Präsentation allerdings den Cortex-A8-Kern teilweise als "Cortex A-B" bezeichnet: Selbst ein 1,2-GHz-Atom mit Hyper-Threading soll schon mindestens doppelt so schnell sein wie ein ARM-Kern mit 0,8 bis 1 GHz Taktfrequenz – SoCs mit solchen ARM-CPUs hatten in den letzten Monaten Firmen wie Freescale (i.MX515), Nvidia (Tegra), Qualcomm (Snapdragon) oder TI (OMAP-3 etwa im Touch Book) vorgestellt.

Während Intel bei den Atom-Prozessoren abermals auf eine kommende Plattform vertröstet – bisher ist von den seit zwei Jahren beworbenen MIDs ja noch nicht viel zu sehen –, geht es bei den Notebooks und Netbooks besser voran. Laut Intel stabilisiert sich der Netbook-Marktanteil im Bereich um die 15 Prozent. Der Atom verdrängt hier einen Teil der Celerons, dürfte Intel allerdings wegen der kleineren Die-Größe mehr Marge bringen. Von den Mobil-Chipsätzen in kleineren Gehäusen für "Ultra-Thin Affordable"-Notebooks, die oft auch als Consumer-Ultra-Low-Voltage-(CULV-)Geräte bezeichnet werden, erwartet Intel eine starke Belebung des Segments der dünnen und sparsamen Notebooks. Typische Vertreter dieser Geräte- und Preisklassen haben Acer (Timeline), Asus (U/UX) und MSI (X340) bereits angekündigt, auf der Computex dürften weitere folgen.

Desktop-PCs spielten bei Intels Investorentreffen nur eine untergeordnete Rolle; interessant ist diesbezüglich, dass Intel noch immer einen nur sehr kleinen Anteil an Quad-Core-Prozessoren verkauft.

Nach TSMC und anderen Chipherstellern hebt nun auch Intel die positiven Wirkungen des chinesischen Konjunkturförderungsprogramms hervor, das der ländlichen Bevölkerung Zuschüsse beim Kauf bestimmter Waren gewährt. (ciw)