LNG-Terminals: Wann Brunsbüttel, Lubmin und Stade an den Start gehen

Nach Wilhelmshaven stehen noch weitere LNG-Terminals in den Startlöchern. Wie der Zeitplan aussieht und ab wann Gas eingespeist werden kann.

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Die FSRU "Höegh Esperanza" auf dem Weg nach Wilhelmshaven

Die FSRU "Höegh Esperanza" auf dem Weg nach Wilhelmshaven

(Bild: NPorts)

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Inhaltsverzeichnis

Nach der Inbetriebnahme des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven sollen rund um den Jahreswechsel und im Januar weitere neue Flüssigerdgas-Umschlagplätze in Deutschland an den Start gehen. Sie sollen neben Energiesparmaßnahmen dazu beitragen, unabhängig von russischen Erdgaslieferungen zu werden. Insgesamt sind allein fünf schwimmende Terminals geplant, die mit staatlicher Hilfe kurzfristig einsatzbereit sein sollen: zwei in Wilhelmshaven und jeweils eins in Brunsbüttel, Stade und Lubmin.

Im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sind die technischen Voraussetzungen für das schwimmende LNG-Terminal geschaffen. Das Herzstück des Umschlagplatzes für LNG, die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), lag zuletzt aber noch in einem Hafen in Frankreich und soll Brunsbüttel im Januar anlaufen, wie RWE mitteilte. In den vergangenen Wochen wurde noch eine Anbindung an das Gasfernleitungsnetz fertiggestellt. RWE ist am Terminal beteiligt, das von Gasunie betrieben werden soll. Die Pläne für ein Terminal reichen bis September 2018 zurück. Fahrt nahm das Vorhaben für ein an Land gebautes Terminal aber – wie auch an anderen Standorten – erst mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und den aufgekommenen Unsicherheiten bei der Gasversorgung auf.

Das an Land gebaute Terminal soll ab dem Jahr 2026 in Betrieb gehen. Es wird laut Planung über zwei LNG-Tanks mit einer Kapazität von jeweils 165.000 Kubikmeter sowie eine LNG-Regasifizierungsanlage verfügen. Das Terminal soll eine Durchsatzkapazität von bis zu 8 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr haben, die auf 10 Mrd. Kubikmeter erweitert werden kann.

In Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern wurde der Probebetrieb des dortigen LNG-Terminals genehmigt. Der Ort, in dem die beiden Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 aus Russland anlanden, hat eine Tradition im Gasimport und verfügt über entsprechende Anbindungen ans Fernnetz. Für den LNG-Import gibt es jedoch aufgrund der Beschaffenheit der Meeresanbindung Herausforderungen, die die anderen Standorte von LNG-Terminals nicht haben. Deshalb soll vor einem Dauerbetrieb erst einmal erprobt werden, ob der Import über den flachen Greifswalder Bodden überhaupt wie geplant funktioniert.

Betreiberin des Terminals ist die Deutsche ReGas. Im Januar wird mit einem Ergebnis des Probebetriebs gerechnet. Dann müssen die zuständigen Stellen im Land über die weiteren Schritte entscheiden. Kürzlich traf bereits ein erster Tanker mit Flüssigerdgas ein. Die "Seaspeak Hispania" hat 140.000 Kubikmeter LNG aus Ägypten an Bord. Das 200 Meter lange Schiff soll als eine Art Zwischenpuffer dauerhaft in der Ostsee liegen. Von dort aus sollen kleinere Shuttleschiffe das Flüssigerdgas zur FSRU "Neptune" bringen, die in Lubmin liegt und von dort aus in das Gasnetz einspeist.

Die Höegh "Neptune" bei einem früheren Einsatz als schwimmendes LNG-Terminal mit einem LNG-Tanker, der seine Ladung löscht. Die FSRU ist jetzt in Lubmin und wartet auf ihre Inbetriebnahme.

(Bild: Höegh)

Auch in Stade gibt es Pläne für ein landgestütztes LNG-Terminal, das aber zunächst mit einer schwimmenden FSRU realisiert werden soll. Ende 2023 soll dort der Betrieb losgehen. Das Landterminal des Hanseatic Energy Hub könnte dann ab dem Jahr 2027 übernehmen, planen die drei Gesellschafter, die Buss-Gruppe, die Partners-Group und Dow. Eine Besonderheit des Landterminals soll seine Emissionsfreiheit sein, heißt es in den Planungen. Die Regasifizierungskapazität liege später einmal bei 13,3 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.

In Wilhelmshaven ist das erste LNG-Terminal, das von Uniper betrieben wird, Mitte Dezember offiziell in Betrieb genommen worden. Einen Tag früher als geplant wurde das erste Gas von der FSRU "Höegh Esperanza" ins Gasnetz eingespeist.

Derweil laufen die Vorbereitungen für ein zweites schwimmendes Terminal, das von der TES unweit des Ersten betrieben werden soll. Ab Herbst 2023 könne die schwimmende Plattform eingesetzt werden, heißt es.

Uniper und TES planen indessen gemeinsam eine große Hafeninfrastruktur mit mindestens 6 Liegeplätzen. Entsprechende Verträge wurden am Rande der Eröffnungsfeierlichkeiten für das LNG-Terminal unterzeichnet. Hierbei geht es vor allem um den nächsten Schritt, den Import sogenannter grüner Gase. Dazu zählt zum Beispiel mithilfe von Solar- und Windstrom hergestellter Wasserstoff, der nach Umwandlung in Ammoniak per Schiff transportiert und später wieder zu Wasserstoff umgewandelt wird.

Insgesamt sind aktuell elf Vorhaben für LNG-Terminals in Deutschland bekannt. Klimaschützer schlagen deshalb Alarm. Sie fürchten massive Überkapazitäten und eine Festschreibung des Imports fossiler Brennstoffe für Jahrzehnte. Zweifel gibt es laut einem Medienbericht inzwischen auch beim Bundeswirtschaftsministerium.

(mki)