Lycos Europe kann Abwärtstrend nicht stoppen

Die zum Verkauf stehende Bertelsmann-Tochter schreibt weiter rote Zahlen und verzeichnete im dritten Abschnitt des Geschäftsjahres 2008 das umsatzschwächste Quartal seit 2004.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der defizitäre Internetdienstleister Lycos Europe kommt nicht aus den roten Zahlen. Nach einem ungeprüften Bericht, den das Unternehmen am heutigen Dienstag in Gütersloh vorlegte, wuchs der Fehlbetrag im dritten Quartal von 4,6 Millionen Euro im Vorjahr auf 7,4 Millionen Euro. Auch operativ weitete die Bertelsmann-Beteiligung ihre Verluste aus, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von minus 6,6 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 9,9 Millionen Euro.

Der Umsatz sank im Quartalsvergleich um 21 Prozent von 17,2 auf 13,6 Millionen Euro. Dabei brach der Werbeumsatz um fast die Hälfte auf 3 Millionen Euro ein. Den Haupterlös erzielt das Unternehmen mit Bezahldiensten und Shoppingangeboten, wo der Umsatz leicht von 9,9 auf 10,1 Millionen Euro stieg. Insgesamt war es das umsatzschwächste Quartal des Dienstleisters seit 2004. Nach eigenen Angaben sitzt das Unternehmen noch auf liquiden Mitteln in Höhe von 139,2 Millionen Euro.

Der Blick auf das Neunmonatsergebnis bietet da kaum andere Perspektiven. Die Erlöse der ersten neun Monate sanken um 20 Prozent von 58,4 auf 46,9 Millionen Euro. Lycos macht dafür hauptsächlich wegbrechende Werbeeinnahmen verantwortlich. Der Umsatz der Werbesparte sei um 42 Prozent von 19,8 auf 11,6 Millionen Euro gesunken. Unter dem Strich fiel ein Fehlbetrag von 17,1 Millionen Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte Lycos wegen der Verkäufe des tschechischen Suchportals Seznam.cz sowie des schwedischen Portal- und Zugangsgeschäfts mit Spray.net noch einen Überschuss von 44,1 Millionen Euro verzeichnet.

Bisher seien die betrieblichen Kosten um 5,3 Millionen Euro gesenkt worden, teilte das Unternehmen mit. Im Halbjahresbericht hatte Lycos die realisierten Einsparungen mit 5,5 Millionen Euro angegeben. Der Internetanbieter will im vierten Quartal weitere Kosten einsparen. Darüber hinaus soll der Traffic auf den vermarkteten Websites stabilisiert werden. Mit der Einführung nutzerspezifischer Werbung (Behavioural Targeting) will sich Lycos zudem für die Werbebranche attraktiver machen.

Lycos steht seit Längerem zum Verkauf. Der Prozess soll früheren Angaben zufolge bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dennoch mangelte es zunächst offenbar an Interessenten. Anfang August hatte die LE Holding, eine Tochter des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefónica und einer der größten Lycos-Gesellschafter, eine Überprüfung von Unternehmenspolitik und Geschäftsgebaren bei Lycos Europe eingeleitet. (vbr)