Neues 5G-Netz: 1&1 wirft Vodafone Behinderung vor

Schwere Vorwürfe erhebt 1&1 gegen Vodafone: Der Platzhirsch bremse die 5G-Konkurrenz und wolle sie von Frequenzen ausschließen.

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Mobilfunkmast von unten, hat nur wenigen Antennen

Symbolbild

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Netzbetreiber 1&1 (United Internet) erhebt schwere Vorwürfe gegen Vodafone und ruft das Bundeskartellamt auf den Plan: Der Mobilfunk-Marktführer behindere den Ausbau des neuen 5G-Netzes von 1&1. Die Vodafone-Tochter Vantage Towers sei der mit weitem Abstand wichtigste 1&1-Ausbaupartner, habe die vereinbarten Ausbauziele aber "nahezu vollständig verfehlt". Schlimmer noch: Auch die inzwischen neu vereinbarten Ziele habe Vantage Towers einseitig gestrichen.

Gleichzeitig wolle Vodafone erreichen, dass die Bundesnetzagentur (BNetzA) wertvolle Funkrechte in niedrigeren Frequenzbändern ohne Versteigerung zuteilt, aber nur an Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica. 1&1 würde laut Vodafones Wunsch keine Frequenzen bekommen, weil es diese mangels Netzausbau sowieso nicht brauche.

Die Ursache für den schleppenden Netzausbau sieht 1&1 bei Vodafone und Vantage Towers, das zu knapp 82 Prozent Vodafone gehört: "1&1 hat 2021 mit der börsennotierten Vantage Towers AG (Vantage Towers) die Mitnutzung von 3.800 bereits vorhandenen Antennenstandorten für das neue 1&1 Netz vereinbart. Vantage Towers ist derzeit der mit weitem Abstand wichtigste 1&1-Ausbaupartner. Im Rahmen der vertraglichen Vereinbarung wurden Ausbauziele für 2022 definiert. Vantage Towers hat diese nahezu vollständig verfehlt", schreibt die United-Internet-Tochter. Zum Jahreswechsel 2022 hatte 1&1 gerade einmal fünf 5G-Antennenstandorte, teilweise auf Vantage-Towers-Immobilien.

Ende 2022 erstellte Vantage Towers einen neuen 5G-Ausbauplan für 1&1, doch am Donnerstag habe die Vodafone-Tochter mitgeteilt, auch diesen verzögerten Ausbau nicht umzusetzen. "Ein Ende der von Vodafone bei Vantage Towers erwirkten Bevorzugung der Ausbauaktivitäten für Vodafone auf Kosten des 1&1-Netzaufbaus scheint somit weiterhin nicht absehbar", klagt 1&1 und reicht am Freitag einen Schriftsatz beim Bundeskartellamt ein.

"Die erneute Verzögerung bei der Bereitstellung von Antennenstandorten durch Vantage Towers kann Auswirkungen" auf den für das dritte Quartal geplanten Marktauftritt haben, informiert der Netzbetreiber. Nicht zuletzt sei für notwendige Zertifizierungen eine gewisse Mindestzahl an Antennenstandorten notwendig. Daher könne sich der Netzbetrieb "geringfügig verzögern", was jedoch "keine nennenswerten finanziellen Auswirkungen" auf das Unternehmen haben würde. Einen 5G-Probebetrieb mit ausgesuchten Teilnehmern hat 1&1 im August aufgenommen.

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Vodafone hat die "Anschuldigungen der 1&1 mit Verwunderung zur Kenntnis genommen", wie ein Sprecher am Freitag mitteilte. Das Unternehmen weise den Vorwurf der Behinderung "entschieden zurück". Es gebe bisher keinen Kontakt mit den Behörden in dieser Sache. "Sollte dies der Fall sein, werden wir selbstverständlich eng mit ihnen zusammenarbeiten", betonte der Sprecher und wollte den Vorgang darüber hiunaus nicht kommentieren.

(ds)