Österreich: DVB-H in Turbulenzen

Media Broadcast, Betreiber der DVB-H-Sendeinfrastruktur, hat den Vertrag mit Mobilfunk-Netzbetreibern gekündigt. Offen ist nun, ob damit das Ende des Handy-Fernsehens eingeleitet wurde oder ob neue Vertragsbedingungen ausgehandelt werden können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Fernsehen am Handy über DVB-H wird in Österreich seit Mitte 2008 angeboten. Bislang haben aber nur einige Tausend Österreicher über ihren Mobilfunkbetreiber das notwendige kostenpflichtige Abonnement abgeschlossen. Für den Betreiber der DVB-H-Sendeinfrastruktur Media Broadcast bedeutet das herbe finanzielle Verluste. Nun hat Media Broadcast den Vertrag mit den Mobilfunk-Netzbetreibern Orange, 3 und Mobilkom Austria zum Ende des Jahres 2010 gekündigt. Offen ist, ob damit das Ende von DVB-H in Österreich eingeleitet wird oder ob es den Beteiligten gelingt, neue Bedingungen auszuhandeln.

Orange-Chef Michael Krammer sieht den Grund für den ausbleibenden Erfolg darin, dass DVB-H in Österreich zu früh gestartet sei und keine anderen, größeren Länder schnell nachgezogen sind. Für den kleinen österreichischen Markt rechnen sich Entwicklung und Herstellung von Mobiltelefonen mit passendem DVB-H-Modul kaum. Der in Italien genutzte DVB-H-Standard ist inkompatibel. Entsprechend gering ist die Auswahl verfügbarer Endgeräte – das Nokia N96 ist zwar lieferbar, aber teuer. So hat Orange derzeit kein einziges DVB-H-Handy im Portfolio. Media Broadcast gehört dem Verband bmcoforum an, das Anfang Dezember die Handyhersteller zur Aktualisierung ihrer Produktplanungen aufgerufen hat (PDF-Datei).

Hoffnung setzen die Anbieter nun auf ein für März angekündigtes, günstigeres Nokia-Modell mit DVB-H. Dann soll noch einmal versucht werden, die Österreicher für das Fernsehen auf winzigen Schirmen zu begeistern. Marketingaktionen für DVB-H, etwa mit kostenfreien Schnupperangeboten, ergeben laut Krammer nur Sinn, wenn auch günstige Geräte zur Verfügung stehen. Dass es grundsätzlich Nutzer für Handy-TV gibt, beweist 3, dessen TV-Streaming über UMTS durchaus genutzt wird. "Das Interesse bei den Verbrauchern ist enorm", meint Media Broadcast.

Orange will eine Software bereitstellen, die den nahtlosen Übergang zwischen DVB-H und gestreamtem Programm über UMTS ermöglicht. Damit soll die Übertragung beim Verlassen der DVB-H-Netzabdeckung nicht mehr abreißen. Das österreichische DVB-H-Netz erreicht nur etwa die Hälfte der Einwohner Österreichs. Immerhin sind alle neun Landeshauptstädte erfasst. In Deutschland hatte das Handy-TV-Konsortium Mobile 3.0 im Oktober 2008 seine Sendelizenz an die Landesmedienanstalten zurückgegeben . (anw)