SCO vs. Linux: Ohne Furcht und Tadel
Im Streit um angeblich geklauten Unix-Code bei Linux beharrt der SCO-Chef darauf, dass es nicht mit dem Entfernen von einigen hundert Codezeilen getan sei: Eine gründliche Reinigung des Source-Codes mache Linux vollkommen unbrauchbar.
Der schier endlose Kampf der Stellungnahmen rund um die Vorwürfe von SCO, im Linux-Kernel befinde sich von Unix System V geklauter Code, ist um ein Duell reicher: In einer ersten Stellungnahme auf das Papier "Without fear, without research" hat sich SCO-Chef Darl McBride als Ritter ohne Furcht und Tadel (knight without fear, without remorse) dargestellt. Gegen die Vorwürfe, die Open-Source-Lizenz GPL nicht richtig verstanden zu haben stellte er in einem Gespräch mit SearchEnterpriseLinux die gegenteilige Behauptung auf: Namentlich die Free Software Foundation verstünde nicht, was die GPL besagt: "Wenn man den Code von jemand anderem verletzt, besteht die einzige Rettung darin, den Code herauszunehmen oder die Verteilung eines Programms zu stoppen. Das bestätigt nur unsere Ansicht, und ihre einzige Möglichkeit ist es, Linux zu stoppen."
Auch in diesem Interview beharrte McBride auf der Position von SCO, dass es nicht mit dem Entfernen von einigen hundert Codezeilen getan sei. "Es heißt, entweder säubert ihr oder ihr stoppt die Sache, aber dieses Säubern ist nicht einfach, es ist eine Säuberung vom Typ Exxon Valdez", meinte McBride in Anspielung an den Tankerunfall der Exxon Valdez im Jahre 1989. Damals wurde der Ölkonzern ExxonMobil zu einer Strafe von vier Milliarden US-Dollar verurteilt und musste obendrein die verunreinigten Gebiete säubern. Bis heute ist das Ökosystem in Alaska nicht regeneriert.
Unter Bezugnahme auf diese Vorfälle argumentiert SCO-Chef McBride, wenn er behauptet, dass eine gründliche Reinigung des Source-Codes Linux vollkommen unbrauchbar mache. Solange SCO jedoch eine Lizenzzahlung für den von IBM aus Unix System V nach Linux übergeführten Quellcode erhalte, könne der Code im Linux-Kernel bleiben, so McBride. McBride dementierte zudem, dass es die SCO Group darauf abgesehen habe, von einer anderen Firma übernommen zu werden. Für McBride ist die SCO Group in erster Linie ein Software-Hersteller.
Bereits auf der Comdex-Gegenmesse CDXPO stellte die SCO Group ihre geplanten Web Services unter dem Namen "SCOx Applications Substrate" (SAS) vor. Am SAS-Projekt würden über 320 SCO-Programmierer arbeiten, hieß es. Im Rahmen der nun beginnenden Europa-Tournee "City to City" von SCO soll der SAS-Ansatz den Entwicklern und Entscheidern erläutert werden.
Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:
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(Detlef Borchers) / (jk)