Speicherchip-Firmen im Streit

Micron, größter US-Hersteller von DRAM-Speicherchips, hat eine offizielle Untersuchung unfairer Geschäftspraktiken koreanischer Chipfirmen beantragt.

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Micron, größter US-Hersteller von DRAM-Speicherchips, hat bei der International Trade Commission der USA (USITC) und beim US-Wirtschaftsministerium eine offizielle Untersuchung unfairer Geschäftspraktiken koreanischer Chipfirmen beantragt. Laut Micron unterstützen staatliche Stellen in Südkorea die dort ansässigen Firmen finanziell in einer Form, die gegen Grundsätze der Welthandels-Organisation und US-Gesetze verstoße.

Microns Vorwürfe richten sich offenbar insbesondere gegen Hynix, obwohl außer der früheren Hyundai Electronics auch die Nummer Eins des DRAM-Marktes, nämlich Samsung Semiconductor, in Südkorea produziert. Hynix kämpft seit Jahren mit den Folgen der Asienkrise Ende der 90er Jahre und schiebt einen gigantischen Schuldenberg vor sich her. Koreanische Banken, die angeblich unter staatlichem Einfluss stehen, haben das Unternehmen mehrfach mit stattlichen Finanzspritzen vor dem Untergang bewahrt. Diese Hilfen sind nach Auffassung der Konkurrenten in den USA und der EU unfair und verzerren den Wettbewerb.

Pikant wir der eskalierende Streit zwischen Micron und Hynix vor dem Hintergrund der gescheiterten Übernahme von Hynix durch die Amerikaner. Hynix weist alle Vorwürfe in einem Statement zurück: "Hynix hat keinerlei unzulässige finanzielle Unterstützung erhalten. Der überwiegende Teil der Micron-Vorwürfe bezieht sich auf die finanzielle Umstrukturierung durch unabhängige Banken und hat nichts mit der koreanischen Regierung zu tun." Vielmehr habe Micron in Italien und Singapur staatliche Unterstützung bei der Aufrüstung dortiger Produktionsstätten erhalten.

Außerdem würde Micron, wo man zurzeit Verluste macht, auch gar keinen Schaden durch Hynix erleiden: Das DRAM-Geschäft sei nun einmal stark zyklisch. Hynix bewertet die Vorwürfe von Micron als "nicht vorteilhaft für die Industrie in den USA".

Angeblich soll ein Hynix-Manager gegenüber einer asiatischen Zeitung viel weiter gehende Vorwürfe gegen Micron erhoben haben; demnach nutze Micron nun interne Informationen als Waffe gegen den unliebsamen Konkurrenten, die während der Evaluierung des Unternehmens im Zuge der Übernahmeverhandlungen aus vertraulichen Unterlagen gewonnen wurden.

Die koreanischen Halbleiterfirmen sehen sich immer wieder Vorwürfen wegen unfairen Wettbewerbs ausgesetzt; auch Infineon-Chef Dr. Ulrich Schumacher beschuldigte Samsung schon des bewussten Preis-Dumpings. Andererseits ist die DRAM-Branche in den USA bereits komplett ins Visier des Justizministeriums geraten. Und auf großzügige staatliche Unterstützung kann die von Politikern als Zukunftsindustrie eingestufte Branche fast überall auf der Welt zählen -- die Subventionen sprudeln kräftig, selbst wenn die beteiligten Firmen ihre Mitarbeiter in Scharen entlassen. (ciw)