Spekulationen um neue Apple-Notebooks

Für den kommenden Dienstag hat Apple ausgewählte Journalisten eingeladen, denen offenbar neue Mobilrechner vorgeführt werden sollen.

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Wie vor Apple-Produktpräsentationen üblich, schießen schon seit Wochen die Spekulationen über Neuheiten ins Kraut, die Steve Jobs am kommenden Dienstag in der "Town Hall" auf dem Apple-Firmengelände im kalifornischen Cupertino (vielleicht) präsentieren wird. Nach Informationen zahlreicher Online-Medien wurden ausgewählte Journalisten für den 14. Oktober um 19:00 Uhr deutscher Zeit unter dem Motto "The spotlight turns to notebooks" eingeladen.

Die Ankündigung neuer Notebooks war von manchem schon anlässlich der "Let's Rock"-Veranstaltung am 9. September erwartet worden, denn eigentlich ist es bei MacBook und MacBook Pro Zeit für eine Überarbeitung: Intel hat längst die Centrino-2-Plattform (Montevina) mit FSB1066, DDR3-1066/PC3-8500-Speicher und GMA-X4500-Grafik, also die Chipsätze GM45, GM47, PM45 und GS45 vorgestellt. Im MacBook und MacBook Pro stecken zwar auch schon 45-nm-Prozessoren, aber noch ältere Chipsätze (Santa Rosa/GM965) und – in der Pro-Serie – auch Grafikchips (GeForce 8600M GT).

Auch fehlen den Notebooks einige Schnittstellen, darunter UMTS (ärgerlich aus deswegen, weil Apples eigenes Mobiltelefon eines der wenigen ist, die nicht als UMTS-Modem nutzbar sind), eSATA zum Ankoppeln externer Platten mit ihrer vollen Geschwindigkeit sowie HDMI oder DisplayPort als digitale Monitoranschlüsse mitsamt Audiokanälen. Docking-Stationen und Akkuoptionen mit Zweit- oder Hochkapazitätsakkus würden die Flexibilität erhöhen – für Ersteres hat Apple immerhin einige Patente angemeldet. Dem Trend zu 16:9-Displays könnte Apple folgen, indem der 17-Zöller einem MacBook Pro mit 18,4 Zoll großem Bildschirm weicht, vielleicht gar einem mit besserer Farbdarstellung, was vor allem Designern oder Fotografen, zwei Zielgruppen von Apple, zugute kommen würde – Sony macht das gerade vor.

Laut Gerüchten will Apple nun möglicherweise bei kommenden MacBooks statt einem Intel-Chipsatz einen von Nvidia einsetzen, nämlich eine Mobilversion des GeForce 9300. Dieser Chipsatz für Intel-Prozessoren und mit integriertem DirectX-10-Grafikkern war eigentlich schon längst erwartet worden, doch Nvidia hat die Vorstellung der Desktop-PC-Version nach Medienberichten auf den 15. Oktober verschoben. Der taiwanische Hersteller ECS hat aber bereits ein GeForce-9300-Mainboard im Angebot. Für AMD-Mobilprozessoren fertigt Nvidia schon einen Mobil-Chipsatz mit GeForce-9-Grafik, nämlich die "Motherboard GPU" (mGPU) GeForce 9100M G, die beispielsweise im Acer Aspire 7530 zum Einsatz kommt.

Ein Notebook-Chipsatz von Nvidia statt von Intel könnte Apple einige Vorteile bringen. Vermutlich dürfte der Nvidia-Chipsatz entweder billiger als der GM45 sein, oder eine höhere 3D-Performance erreichen. Die aktuelle Nvidia-Chip"satz"generation besteht zudem meistens nur aus einem einzigen Bauelement, spart also Platz auf dem Mainboard (Intel braucht zwei Chips) und damit auch Kosten. Ein weiteres Argument pro Nvidia ist die Unterstützung der GPU-Beschleunigungsfunktionen von Adobe Creative Suite CS4. Weitere Funktionen wie HD-Video-Unterstützung und integrierte Schnittstellen für DVI und HDMI bietet Intels GM45 ebenfalls.

Für die MacBook-Pro-Baureihe mit leistungsfähigeren, diskreten Grafikchips brächte ein Nvidia-Chipsatz nur kleinere Vorteile, etwa die Möglichkeit der Nutzung von Hybrid SLI. Den Wechsel zwischen Onboard-Grafik und separater GPU im laufenden Betrieb unterstützt aber auch Intels GM45, allerdings muss dabei das Betriebssystem mit unterschiedlichen Treibern hantieren. Doch unter Mac OS X laufen die separaten Grafikchips sowieso mit einem geringeren Leistungshunger als unter Windows Vista, so dass der Stromspareffekt vergleichsweise gering wäre.

Laut anderen Gerüchten sollen Händler von Apple Preislisten erhalten haben, nach denen die günstigsten MacBooks künftig für deutlich weniger als 1000 US-Dollar zu haben sein sollen; bisher beträgt der Einstiegspreis 1099 US-Dollar (ohne Steuern/Versandkosten) beziehungsweise 999 Euro.

Im Web sind andere Spekulationen aufgetaucht, nach denen Apple die Gehäuse der MacBooks überarbeitet hat; in diesem Zusammenhang fällt der Codename "Brick" (englisch für Ziegel, Baustein). Einige Webseiten erwarten, dass Apple damit ein Verfahren bezeichnet, mit dem die Gehäuse künftiger Notebooks aus einem soliden Aluminiumblock herausgearbeitet würden – das dürfte indes die Preise enorm in die Höhe treiben und auch potenzielle Vorteile sind schwer zu erkennen. Mancher verweist auf das US-Patent 7,310,872, das Apple Schutzrechte an speziell gefertigten Computergehäusen sichert; dabei geht es aber unter anderem um den Einsatz elektrisch leitfähiger Klebstoffe.

Weitere Spekulationen in Bezug auf den Codenamen "Brick" drehen sich um eine billigere Ablösung des seit 2006 – bis auf die Prozessoren – kaum veränderten Mac mini, möglicherweise ebenfalls mit Nvidia-Chipsatz und einem Intel-Billigprozessor wie dem Atom – also quasi ein Nettop. Darin könnte beispielsweise der Zweikern-Prozessor Atom 330 zum Einsatz kommen, der allerdings wesentlich weniger Performance liefert als die zurzeit im Mac mini eingesetzten Mobilprozessoren aus der Core-2-Baureihe. Doch mit Atom-CPU könnte der Preis für Einsteiger-Macs deutlich sinken – Nettops wie die Eee Box von Asus kosten inklusive Windows XP ULCPC unter 300 Euro.

Der angebliche Apple-Codenamen Brick hat noch eine Reihe weiterer Vermutungen inspiriert, etwa um eine Art Docking-Station mit Wireless USB oder – wieder einmal – eine Tablet-Version des MacBook. Denkbar wäre auch, dass Apple auf den aktuellen Netbook-Trend der billigen Mini-Notebooks aufspringt. (ciw)