US-Kabelnetzbetreiber testet Alternative zur P2P-Bremse

Comcast beginnt nach massiver Kritik an der Drosselung von Bittorent-Traffic mit Tests zu einem neuen Verfahren, das einzelne Kunden mit besonders intensivem Nutzungsverhalten individuell reglementieren soll.

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Der größte US-Kabelnetzbetreiber Comcast wird in dieser Woche mit Tests für ein neues System für Traffic-Management beginnen. US-Medienberichten zufolge soll dabei eine Art schwarze Liste von Kunden mit besonders intensiver Internetnutzung erstellt werden. Die Zugänge dieser Kunden könnten dann zu Stoßzeiten allgemein gedrosselt werden. Die neuen Maßnahmen sollen zunächst in zwei Gemeinden getestet werden. Ende des Jahres soll das System landesweit zum Einsatz kommen.

Damit reagiert der Betreiber auf die teils massive Kritik an der bisherigen Praxis, pauschal den Traffic bestimmter P2P-Anwendungen zu reglementieren. Comcast war im vergangenen Herbst in die Schlagzeilen geraten, weil der Anbieter Bittorrent-Traffic massiv behinderte. Mit der Steuerungsmaßnahme erhielt auch die in den USA hitzig geführte Debatte um die Netzneutralität neue Nahrung. Comcast hatte sich in einem Burgfrieden mit Bittorent schließlich bereit erklärt, eine andere Form des Traffic Management zu entwickeln.

Diese soll noch in der laufenden Woche in den Testbetrieb gehen. Dabei werden verschiedene Systemkomponenten jeweils 30 Tage getestet. Statt auf Protokollebene einzugreifen, soll das neue System das Nutzungsverhalten der User analysieren und bei starker Belastung des Netzes individuelle Zugänge drosseln. Damit dürfte auch wieder der eine oder andere Filesharer im Netz hängenbleiben. Nach welchen genauen Kriterien die schwarze Liste erstellt wird, will das Unternehmen bisher nicht verraten.

Allerdings solle die schwarze Liste anhand sehr kurzfristiger Daten erstellt werden, sodass Kunden nach einem großen Download vorübergehend gedrosselt werden könnten, berichtet die New York Times unter Berufung auf einen Comcast-Sprecher. Abgesehen von der technischen Seite will Comcast mit dem Test auch ermitteln, welche Maßnahmen beim Kunden am besten ankommen und die allgemeine Kundenzufriedenheit am wenigsten beeinträchtigen. Die New York Times fragt sich, wie das gehen soll, ohne die Rahmenbedingungen genau zu erklären.

Auch andere Kabelnetzbetreiber versuchen, den steigendem Verkehrsaufkommen in ihren Netzen Herr zu werden. Die US-Kabelbranche gerät vor allem in den lokalen Verteilernetzen an ihre Kapazitätsgrenzen. Während Cox Communications wie Comcast mit einer Drosselung des P2P-Traffics experimentierte, versuchen die Nummer zwei der Branche, Time Warner Cable, und andere Anbieter, ein für die USA neues Preismodell zu etablieren: den Volumentarif. Jedes Gigabyte über dem Limit kostet 1 US-Dollar. (vbr)