Vermeintlich pädophiler Biden bleibt – Oversight Board kritisiert Metas Regeln

Zwar darf ein fragwürdiges Video, das Joe Biden mit Enkelin zeigt, auf Facebook bleiben. Das Oversight Board kritisiert jedoch die dazugehörigen Richtlinien.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Videos, die mittels Künstlicher Intelligenz verändert wurden und so jemandem beispielsweise etwas in den Mund legen, was er nie gesagt hat, werden von Meta auf den Plattformen gelöscht. Ein Video, das US-Präsident Joe Biden zeigt, wie er seiner Enkeltochter einen Aufkleber auf die Brust klebt, darf bleiben. Obwohl der Text darunter sagt, es zeige, dass Biden pädophil sei. Das Problem: Das Video ist nicht manipuliert im Sinne der "Manipulated Media Policy". Facebooks Oversight Board bestätigt diese Entscheidung, kritisiert jedoch, dass die Richtlinien nicht ausreichend sind.

Konkret geht es dem Oversight Board darum, dass die Richtlinien ausschließlich auf veränderte und manipulierte Medieninhalte abzielen, dabei aber vernachlässigen, welche Wirkung Bilder haben können. Sie schreiben in einer Stellungnahme: "Nichtsdestotrotz ist das Board besorgt über die Richtlinie der manipulierten Medien in ihrer gegenwärtigen Form, da es diese für inkohärent hält, ihr eine überzeugende Begründung fehlt und sie sich unangemessen auf die Art und Weise konzentriert, wie Inhalte erstellt wurden, anstatt auf die spezifischen Schäden, die sie verhindern soll (z. B. für Wahlprozesse)." Meta sollte diese Richtlinie so schnell wie möglich überarbeiten, da in diesem Jahr zahlreiche Wahlen anstehen. Neben der US-Präsidentschaftswahl auch die Europawahl und weltweit weitere Wahlen.

Das betreffende Video ist im Jahr 2023 hochgeladen worden, wobei das Video selbst schon 2022 aufgenommen wurde. Es zeigt Biden bei den Midterm-Wahlen. Dort klebte er seiner erwachsenen Enkeltochter einen "I voted"-Aufkleber auf die Kleidung. In dem manipulierten Video ist in einem Loop nur dieser Ausschnitt zu sehen, dazu läuft ein Lied, das sich "Girls rub on your titties" nennt. Die Bildbeschreibung lautet "Kranker Pädophiler" und sagt, alle Menschen, die Biden wählen, seien "mental krank".

Ein Nutzer meldete das Video als "Hate Speech", aber auch diese Richtlinien greifen nicht. Das "unabhängige Kontrollgremium" wurde gerufen. Grundsätzlich stimmt auch das gerufene Oversight Board beiden Entscheidungen von Meta zu. Weder die Paragrafen zur Hassrede noch zu manipulierten Videos treffen zu. Dafür "versäumen sie es, die Schäden klar zu benennen, die es zu verhindern versuchen." Abgesehen davon, dass die Richtlinien inhaltlich überarbeitet werden müssen, und anders gelagerte Manipulationsabsichten beinhalten sollten, sollte laut Board auch Audio aufgenommen werden – bisher geht es nämlich ausschließlich um Videos und Bilder. Neben Deepfakes sollten auch Cheapfakes unter die Verbote fallen – Cheapfakes sind Änderungen oder Ausschnitte aus Medien, die in einen anderen Kontext gesetzt werden.

(emw)