Viele Brandherde nach FTX-Kollaps im Krypto-Winter

Seite 2: Hedgefonds-Manager beschimpft die Crypto-Branche

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Die große Mehrheit seiner Buchvermögen hat der Hedgefonds Ikigai Asset Management bei FTX angebaut. Den kleinen Rest will Ikigai vorerst weiter veranlagen, aber womöglich ist das Volumen für den Weiterbetrieb zu klein. Chefinvestor Travis Kling, der FTX vor dem Kollaps wiederholt öffentlich empfohlen hat, entschuldigt sich auf Twitter bei seinen Anlegern, holt dann aber zu Kritik aus:

"Mir fehlen die Worte für die Tiefe und Breite der Scheißhaufen, die Crypto durchziehen", twittert er, "Einigen verdammten Soziopathen wurde ermöglicht, enormen Schaden anzurichten. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass sich das Geschäftsgebiet von dieser Tortur erholt. Zu Viele wurden zu sehr gebrannt."

Glück im Unglück hat die Kryptobörse Huobi. Sie hat 18,1 Millionen Dollar "Guthaben" bei FTX, wovon 13,2 Millionen eigentlich Huobi-Kunden gehören. Huobi soll jetzt durch einen 14 Millionen Dollar schweren Kredit des Mehrheitseigentümers Lin Li gerettet werden.

Die Solana Foundation dürfte dutzende Millionen, die sie bei FTX eingezahlt hat, abschreiben müssen. Die langfristigen Auswirkungen sind noch unklar. Der Pensionsfonds der Lehrer der kanadischen Provinz Ontario dürfte durch die FTX-Pleite bis zu 95 Millionen Dollar abschreiben müssen.

Nestcoin aus Nigeria, ein "web3 venture collective", hat zwei Drittel des eingesammelten Wagniskapitals bei FTX eingezahlt. Angeblich nicht für Wetten, sondern als eine Art Bankkonto. Schließlich kam das Wagniskapital zum Teil von Alameda. Nestcoin-Kunden schadet das zwar nicht, aber Mangels Liquiditität muss Netcoin nun der halben Belegschaft kündigen. Der Gründer will jetzt noch mehr auf "doing crypto" setzen.

Reuters hat eine Liste FTX-geschädigter Kryptoprojekte erstellt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Demnach kann Binance FTT-Tokens im (einstigen) Wert von mehr als einer halben Milliarde Dollar nicht abheben. Bei Coinbase geht es um fünf Millionen Dollar, bei Coinshares um 30 Millionen, bei Crypto.com um weniger als zehn Millionen. In der Liste folgen Galaxy Digital (77 Millionen Dollar), Galois Capital (ungefähr 100 Millionen) und Silvergate Capital. Letztere Firma spricht von "weniger als zehn Prozent von 11,9 Milliarden Dollar", was immer noch mehr als eine Milliarde Dollar sein kann.

Eine der wenigen FTX-Firmen, die zunächst nicht Konkurs anmelden mussten, ist FTX Australia. Dort hat allerdings die australische Kapitalmarktbehörde ASIC (Australien Securities & Investment Commission) die Lizenz für ein halbes Jahr storniert. Daher kann FTX Australia zumindest bis Mitte Mai keine Guthaben auszahlen.

Das trifft wiederum die australische Kryptobörse Digital Surge, die offenbar Coins bei FTX Australia eingezahlt hatte. Digital Surge nimmt keine neuen Einlagen mehr an, zahlt aber auch keine mehr aus. Mehr Informationen soll es in zwei Wochen geben.

Update 17.11., 11 Uhr: Abschnitt zu Nestcoin hinzugefügt.

(ds)