WorldCom-Aktien um 93 Prozent abgestürzt

Die an zahlreichen Untersuchungen beteiligten Prüfer sind zunehmend davon überzeugt, dass sie weitere Beweise für unangemessene Buchführung finden.

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Der Aktienkurs des in einen Buchführungsskandal verwickelten US-Telekomriesen WorldCom ist am Montag an der NASDAQ-Börse um 92,6 Prozent auf nur noch 6 US-Cents abgestürzt. Der Handel war in der Vorwoche bei einem Kurs von 83 Cents wegen der Buchführungsmanipulationen ausgesetzt worden und war erst am heutigen Montag wieder aufgenommen worden. An anderen elektronischen Märkten hatten die Aktien zwischenzeitlich bereits einen entsprechenden Einbruch vorweggenommen. Die NASDAQ-Börse hat WorldCom darüber informiert, dass die WorldCom-Aktien ab 5. Juli vom Kurszettel verschwinden.

WorldCom hat eine detaillierte Erklärung über die geplante Änderung seiner Finanzergebnisse für das Jahr 2001 und das erste Quartal 2002 bei der US-Wertpapier- und Börsenkommission SEC abgegeben. Der Prüfungsausschuss der Gesellschaft untersucht auch die Unterlagen für die Jahre 1999 bis 2001, teilte die Gesellschaft am Montag mit. Das Unternehmen hat den Wirtschaftsprüfer KPMG um Hilfe bei der Überprüfung gebeten. Der neue WorldCom-Chef John Sidgmore sagte den Ermittlern volle Kooperation zu.

WorldCom sei von seinen Banken und Kreditgebern informiert worden, dass eine Vertragsverletzung bei Verbindlichkeiten im Rahmen der Kreditfazilität (Kreditmöglichkeit) von 2,65 Milliarden Dollar und bei einer ungesicherten Kreditfazilität von 1,6 Milliarden Dollar erfolgt sei, erklärte das Unternehmen. Deshalb könnten die Banken eine beschleunigte Rückzahlung verlangen. Damit würde eine sofortige Rückzahlung erforderlich, falls die Kreditgeber dies verlangten. Sidgmore verwies aber auf Verhandlungen mit den Geldgebern über eine Ersatzfazilität und hofft letztlich auf eine Lösung.

Die Prüfer, die den Buchführungsskandal von WorldCom untersuchen, wenden ihre Aufmerksamkeit dem ehemaligen Unternehmenschef Bernard J. Ebbers zu. Sie wollen herausfinden, welche Rolle er bei dem angeblichen Betrug gespielt hat, berichtet das Wall Street Journal. Zudem müssen WorldCom-Spitzenmanager vor einem Ausschuss des US-Kongress aussagen.

Die an zahlreichen Untersuchungen beteiligten Prüfer seien zunehmend davon überzeugt, dass sie weitere Beweise für unangemessene Buchführung finden, die über die 3,8 Milliarden Dollar (3,83 Milliarden Euro) hinausgehen, die WorldCom vergangene Woche bekannt gegeben hatte. WorldCom hatte mit seinen Buchführungsmethoden tatsächliche Verluste in fiktive Gewinne verwandelt. (anw)