Zahlen, bitte! 135 Flüge zwischen Triumph und Tragödie – das Space Shuttle

Seite 4: Neue Chancen fürs Space Shuttle dank Ost-West-Entspannung

Inhaltsverzeichnis

Die Annäherung zwischen Ost und West im Rahmen der Perestroika ermöglichte auch eine Zusammenarbeit zwischen Space Shuttle und der russischen Raumstation Mir. Bei STS-63 erfolgte im Februar 1995 erst nur eine Annäherung von Discovery, während in STS-71 das Space Shuttle erstmals ankoppelte. Es folgten im Shuttle-Mir-Programm acht weitere Missionen, bis die Internationale Raumstation (ISS) die MIR ablöste.

Space Shuttle Atlantis, angedockt an die Raumstation MIR. Während STS-71

Die Annäherung mit Russland bedeutete schließlich auch, dass die ehemaligen Feinde im Kalten Krieg sich an der ISS beteiligten, was ein Glücksfall in der Raumfahrt darstellte: Die USA boten Finanzmittel und das Arbeitspferd, um die ISS ab 1998 im Orbit zu montieren. Russland wiederum konnte seine jahrzehntelange Erfahrung in Sachen Raumstation in die Entwicklung mit einbringen, an der sich auch Europa, Japan und Kanada beteiligten.

Der Weg zum Space Shuttle
  • 9. August 1972: Auftragsvergabe an Rockwell zum Bau des Space Shuttle
  • 4. Juni 1974: Beginn des Baus des Prototyps OV-101 Enterprise
  • 17. Oktober 1975: Erster Main Stage Test eines Shuttle-Haupttriebwerks
  • 15. März - 25. Juni 1976: Funktionsprüfungen des OV-101 Enterprise
  • 13. September: Beginn Rollout OV-101 Enterprise
  • 18. Juni 1977: Beginn atmosphärischer Testflüge OV-101 Enterprise
  • 26. August 1977: Montagebeginn Columbia
  • 22. April 1978: Erster kompletter Brenntest dreier SSME-Triebwerke
  • 1. Juli 1980: Einsatz-Brennversuche Haupttriebwerke Columbia
  • 29. Dezember 1980: Die Columbia wird zum Startplatz 39A gerollt.
  • 19. März 1981: Abschluss eines Probecountdowns. Danach kommt es zu einem Zwischenfall in einem mit Stickstoff gefüllten Raum im Triebwerksbereich, bei dem zwei Techniker sterben.
  • 6. April 1981: Beginn Countdown für Mission STS-1
  • 9. April: Abschluss der Betankung Columbia
  • 10. April 1981: Abbruch Countdown Columbia 19 Minuten vor dem Start aufgrund eines technischen Problems.
  • 12. April 1981: Erster Start eines Space Shuttle durch Columbia. Piloten: Young und Crippen – Einsatzdauer: Rund 54,5 Stunden.

Somit wurde das Space Shuttle schließlich mit einer der Aufgaben betraut, für die es ursprünglich geplant worden war – aber nun in einem gemeinsamen internationalen Geist, den sich die Planer mitten im Kalten Krieg so nicht hätten vorstellen können.

Genau in diese Phase des Aufbaus brach im Jahr 2003 das Columbia-Unglück. Aufgrund einer Beschädigung der Hitze-Kacheln am Backbord-Flügel, die am Start von einem Teil steinhart gefrorener Isolierung des Haupttanks getroffen wurde, zerbrach und verglühte die Columbia beim Wiedereintritt. Die Katastrophe traf die NASA ebenso hart wie das Challenger-Unglück. Nicht nur, dass wieder sieben Menschen starben – es betraf auch den Orbiter, der 1981 als Erster in den Weltraum geflogen war. Es bedeutete nicht weniger als der Anfang vom Ende des Space Shuttles.

Der letzte Flug des Space Shuttles Columbia (12 Bilder)

Die Crew der Space-Shuttle-Mission STS-107: Rick Husband, William "Willie" McCool, Ilan Ramon, David Brown, Michael Anderson, Laurel Clark und Kalpana Chawla (v.l.n.r.) (Bild: NASA)

Wieder waren für zwei Jahre die Starts untersagt und wieder war die Kritik enorm. Die technische Überarbeitung war diesmal geringer. Es gab neue Sicherheitsabläufe und zwischen Space Shuttle und Außentank wurden weitere Kameras angebracht. Außerdem stand unter STS-3xx von nun an jedes Mal eine Rettungsmission bereit, falls ein Space Shuttle so schwer beschädigt wurde, dass es nicht mehr landen konnte.

Im Jahr 2005 wurden die Flüge wieder aufgenommen. Dennoch flog jedes Mal die Angst mit, weil die NASA das Problem der herabfallenden Teile nie richtig in den Griff bekam. Die ISS konnte mit Verzögerung fertig gebaut werden. Und es traten in den verbliebenen Missionen keine schwerwiegenden Fehler auf.

Die fünf verschiedenen Space-Shuttle beim Start.
Die Challenger wurde 1986 zerstört, die Columbia im Jahr 2003.

(Bild: NASA)

In 30 Jahren flogen die Orbiter insgesamt 135 Missionen. Die Orbiter Columbia, Challenger, Discovery, Atlantis und Endeavour erfüllten dabei nie die Hoffnung, die Kosten zu drücken – angestrebt war einst, den Preis pro ins All transportierten Frachtguts gar auf 200 Dollar pro Kilo zu drücken. Zuletzt lag der Kilopreis bei etwa 16.000 Dollar, was neben den Sicherheitsaspekten und den Verzögerungen auch an der Komplexität des Systems lag. Nach jedem Flug wurden alle wiederverwendbaren Systeme sorgfältig überprüft und gewartet. Und mit der Zeit wurde die Teilebeschaffung für Technik aus den 1970ern immer schwieriger.

Auf der Habenseite stehen die vielfältigen wissenschaftlich wertvollen Missionen. Das Milliarden Dollar teure Hubble-Weltraumteleskop konnte so gerettet werden. Und ohne das Space Shuttle wäre die ISS in der heutigen Dimension nicht möglich gewesen und sie war auch beispielhaft für die Internationale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Raumfahrtorganisationen.

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Am 21. Juli 2011 lief mit der Landung von STS-135 Endavour das Shuttle-Program aus. Nach 30 Jahren voller Triumphe und Tragödien. Und von vielen Fans wird sie vermisst.Ein Stück Space Shuttle fliegt aber mit den SLS-Raketen weiter: darin kommen modifizierte Versionen der Haupttriebwerke sowie weiterentwickelte Booster zum Einsatz.

Empfehlenswerte Bücher zum Thema Space Shuttle
  • Tony Reichhardt, Erlebnis Space Shuttle, ISBN: 361302523X
  • Andreas, Schöwe, Mission Space Shuttle, ISBN-13: 9783828953574

(englisch)

  • NASA Space Shuttle, Owner's Workshop Manual, ISBN-13 : 978-1844258666

(mawi)