re:publica: Mehr Datenschutz bei Green IT gefordert

Frank Rieger vom Chaos Computer Club hat dafür plädiert, die Datenhoheit bei intelligenten Stromzählern in die Hände der Verbraucher zu legen und auch bei Techniken wie Mautsystemen auf eine Anonymisierung von Nutzerdaten zu setzen.

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Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC) hat dafür plädiert, Datenschutzdebakel bei "grünen" IT-Systemen von vornherein im technischen Design zu verhindern. Intelligente Stromzähler etwa seien eine sinnvolle Sache, da sie Spitzenzeiten beim Energieverbrauch durch eine flexible Preisgestaltung abfedern könnten, befand der Hacker am gestrigen Mittwoch auf der Internetkonferenz re:publica in Berlin. Diese könnten derzeit aber auch in fortgeschritteneren Varianten die Nutzung jedes einzelnen Haushaltsgeräts aufzeichnen. Das sogenannte Smart Grid erkenne so, wann und wie oft jemand dusche, den Kühlschrank aufmache oder koche. Es sei aber fraglich, ob das Netzwerk all dies wissen müsse. Es reiche aus, wenn der Zähler selbst die sensiblen Nutzungsinformationen erhalte und einzelne Geräte steuere.

Für Rieger ist es so unerlässlich, dass die Verbraucher im Smart Grid selbst die Hoheit über die Daten erhalten und diese nicht an die Energiekonzerne wandern. Deren Pläne, große Händler mit personenbezogenen Informationen zu werden, müssten gestoppt werden. Es sei ein Mythos, wandte sich der Hacker gegen einen seiner Vorredner, den Medienexperten Jeff Jarvis, dass die Herausgabe persönlicher Daten nur Vorteile für die Konsumenten habe. Der einzige derzeit feststellbare Mehrwert eines solchen Verhaltens liege auf der Seite der Unternehmen, die Geschäfte mit den Informationen ihrer Kunden verstärken könnten. Die Ziele von Green IT könnten dagegen auch mit anonymisierten Daten erreicht werden, dafür müsse kein Personenbezug hergestellt werden.

Dies gilt laut Rieger auch für Pkw-Mautsysteme mit GPS-Aufzeichnungen aller Bewegungen eines Fahrzeugs, wie sie in den Niederlanden im Kampf gegen in Stoßzeiten nicht mehr passierbare Straßen installiert werden sollen. Auch hier müsse der Betreiber für die Abrechnung nicht wissen, wann jemand zum Supermarkt oder gar in ein Bordell fahre. Vielmehr reichten aggregierte Daten aus. Generell steigen die Erwartungen an den Datenschutz, je stärker der physikalische Raum und das Alltagsleben darin berührt wird, meint der CCC-Vertreter. Nutzer sozialer Netzwerke hätten kaum Hemmnisse, intimste Daten über sich preiszugeben, während auf Bewegungsdaten basierende Dienste für Mobiltelefone dagegen oft Akzeptanzprobleme hätten. Wer in diesem Bereich trotzdem Informationen über sich abgeben wolle, sollte darauf achten, dass diese nur auf bestimmte Zwecke zugeschnitten und die Einwilligung widerrufbar ist. (anw)