AMD-K10-Doppelkerne wohl frühestens Ende des Jahres lieferbar (Update)

Unter Berufung auf Mainboard-Hersteller melden asiatische Online-Dienste, dass AMD Dual-Core-Prozessoren mit K10-Architektur ausschließlich in 45-Nanometer-Technik fertigen will.

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Wohl frühestens zum Jahresende, aber wahrscheinlich erst im Laufe kommenden Jahres wird AMD Dual-Core-Prozessoren mit zwei K10-Kernen für Desktop-PCs ausliefern. Das berichten unter Berufung auf Quellen bei taiwanischen Mainboard-Herstellern die Online-Dienste HKEPC und DigiTimes.

(Update:) Während AMD gegenüber heise online die Meldungen aus Asien nicht kommentieren wollte, dementierte AMD-Sprecher Jake Whitman die Spekulationen mittlerweile als "völlig unwahr". Dem US-amerikanischen Online-Dienst News.com sagte er, dass im zweiten Halbjahr 2008 die Einführung eines Doppelkern-Prozessors mit dem Codenamen Kuma geplant sei. Dieser solle 65-nm-Kerne aus der "Stars"-Familie enthalten – das bezieht sich auf die Codenamen der K10-Prozessoren für Desktop-Rechner, die von Sternen abgeleitet sind (etwa Agena, Deneb, Propus, Regor). Laut dieser Präsentation (PDF-Datei) war im Juli 2007 der Start der Bürocomputer-Plattform Perseus, zu der auch Kuma gehört, noch für Ende 2007 geplant; auch nach einer jüngeren Präsentation aus dem Dezember 2007 hätte Kuma eigentlich wohl längst erscheinen sollen.

Noch zur CeBIT 2008 hatte AMD ausdrücklich bestätigt, unter der Marke Athlon auch Dual-Core-Prozessoren für Desktop-Rechner mit 65-Nanometer-K10-Innenleben verkaufen zu wollen. Bisher gibt es Prozessoren mit K10-Architektur mit vier Kernen für Server und Workstations (Opteron 1300, 2300, 8300) sowie für Desktop-Rechner (Phenom X4 9000) und mit drei Kernen für Desktop-Rechner (Phenom X3 8000). In den neuen Mobilprozessoren (Turion X2 Ultra) steckt eine Mischung aus K8- und K10-Technik.

Die unter dem Codenamen Kuma entwickelten Dual-Core-K10-Prozessoren mit 65-nm-Technik hätten nach den letzten öffentlichen Roadmaps aus dem Dezember 2007 in den nächsten Monaten die Athlon-Baureihe erweitern sollen. Die Einführung neuer Dual-Core-Prozessoren wäre für AMD aber nur sinnvoll, wenn sich diese entweder billiger fertigen ließen oder höhere Verkaufspreise erzielen würden. Letzeres könnte nur gelingen, wenn sie schneller rechnen würden als die im jeweiligen Preissegment konkurrierenden Intel-Prozessoren.

Das ist aber unwahrscheinlich: Die K10-Architektur hat zwar leichte Verbesserungen im Vergleich zu K8 gebracht, dennoch müssten K10-Doppelkerne wohl Taktfrequenzen von über 3 GHz erreichen, um die aktuell mit bis zu 2,9 GHz (Athlon X2 5600+, 65 nm, 65 Watt TDP) beziehungsweise 3,2 GHz (Athlon X2 6400+, 90 nm, 125 Watt TDP) ausgelieferten Athlon-X2-Prozessoren in den üblichen Benchmarks übertrumpfen zu können. Erst dann könnte AMD diese Prozessoren zu Preisen verkaufen, die im Bereich der Core-2-Duo-E8000-Baureihe von Intel lägen – zurzeit kostet der schnellste Athlon-Doppelkern mit 3,2 GHz Taktfrequenz weniger als der Core 2 Duo E8200 mit 2,66 GHz.

Selbst die Phenom-X3-Dreikerne muss AMD billiger verkaufen als Intel den Core 2 Duo E8500 – obwohl die Die-Fläche der Triple-Cores von AMD mit 283 Quadratmillimetern etwa das 2,6-fache eines 45-nm-Doppelkerns von Intel (107 Quadratmillimeter) beträgt. Auch die aktuellen 65-nm-K8-Doppelkerne (Brisbane) mit 2 × 512 KByte L2-Cache sind mit 118 Quadratmillimetern noch größer als ein Penryn-/Wolfdale-Die. Zudem verarbeitet AMD SOI-Wafer, die etwas teurer sind als die von Intel genutzten "Bulk-Silicon"-Scheiben.

Ein 65-nm-K10-Doppelkern mit 2 MByte L3-Cache hätte sicherlich eine deutlich größere Chipfläche als ein aktueller Core 2 Duo, doch AMD erreicht anscheinend bisher nicht ausreichend hohe Taktfrequenzen, um in attraktive Preisregionen vorzudringen. Dann würde ein K10-Doppelkern mit größerer Die-Fläche quasi mit seinem eigenen, kompakteren Vorgänger konkurrieren.

Für AMD ist es also sinnvoll, mit den K10-Doppelkernen für Desktop-Rechner zu warten, bis 45-Nanometer-Produkte bereitstehen. Diese dürften weniger Chipfläche belegen und könnten gleichzeitig höhere Taktfrequenzen erreichen – wobei AMD allerdings bisher keinen 65-nm-Prozessor ausliefert, dessen Taktfrequenz höher liegt als bei den älteren 90-nm-CPUs.

Die letzte öffentliche Roadmap zeigte einen 45-nm-Doppelkern namens Regor ungefähr im zweiten Quartal 2009. Dieser soll in einem AM3-Gehäuse für Mainboards mit DDR3-SDRAM-DIMM-Steckplätzen stecken. AMD arbeitet jedoch mit Hochdruck am Umstieg auf 45-nm-Fertigungstechnik und will den Desktop-PC-Vierkern Deneb als Phenom noch in diesem Jahr ausliefern. Möglicherweise erscheint also auch ein 45-Doppelkern früher als bisher öffentlich angekündigt.

Unterdessen sind Hinweise aufgetaucht, dass AMD sowohl weitere sparsamere Desktop-PC-Vierkerne (Phenom X4 mit 65 W TDP) als auch schnellere Versionen mit höherer Taktfrequenz und Leistungsaufnahme ausliefern will: Die Firma Asus hatte Mainboards erwähnt, die 140-Watt-Phenoms unterstützen sollen. Die bisher ausgelieferten Phenom-X4-Versionen sind mit 95 beziehungsweise 125 Watt TDP spezifiziert.

Bei den Server-Vierkernen sieht die Konkurrenzsituation für AMD viel günstiger aus. Die einzelnen K10-Kerne sind bei gleicher Taktfrequenz zwar nicht erheblich schneller als ihre K8-Vorgänger, doch die AMD64-Mehrkerne skalieren sehr gut, liefern also mit Multi-Threading-Software einen sehr hohen Durchsatz. Im Vergleich zu Intels Quad-Core-Xeons schlagen sie sich deshalb vor allem beim Gleitkomma-Durchsatz besser. In einem Roadmap-Update hatte AMD Anfang Mai versprochen, noch 2008 45-nm-Opterons (Shanghai) mit wesentlich größeren L3-Caches und schnelleren HyperTransport-Links auszuliefern. (ciw)