Wolken des Misstrauens verdunkeln die Börsen

Misstrauen und das bescheidene Ergebnis von Siemens drücken den NEMAX und andere Aktienindizes.

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Wolken verdunkeln nicht nur den diesjährigen Sommer, auch an den Börsen braut sich Unheil zusammen. So zeigte die Kurve des NEMAX 50 heute Vormittag konsequent abwärts, erholte sich kurz und weist nun den Stand von 494 Zählern aus. Das sind 5,40 Prozent weniger als am Vortag. Noch schlimmer erging es dem DAX, der heute mitunter um 7 Prozent auf 3276 Punkte nachgelassen hatte, das ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren.

Mitschuld an dem Desaster trägt wohl Siemens. Nicht nur, dass der Konzern einen Umsatzrückgang vermelden musste, dazu kommt auch noch ein trüber Ausblick auf die kommenden Quartalszahlen. Das Ergebnis soll dann sogar noch schlapper ausfallen.

Solche Nachrichten hören die Anleger nicht gerne, zumal ihr Vertrauen in die Bücher der Unternehmen spätestens seit dem Bilanzskandal bei WorldCom anscheinend nachhaltig gestört ist. Andere Unternehmen wie Epcos, Infineon und Ericsson wurden in dem Abwärtsstrudel mitgerissen.

Die Vorfreude auf den Aufschwung wurde also zumindest erheblich gedämpft. So mancher Analyst spricht gar von einem Ausverkauf an der Börse. Führende Ökonomen warnen jetzt auch vor der Vernichtung des privaten Aktienvermögens in Deutschland und in den USA. Wenn daraus eine weitere Einschränkung der Konsumausgaben resultiert, könnte das die weltweite Wirtschaftslage noch einmal nachhaltig gefährden.

Nicht nur hierzulande zeigen die Charts nach unten strebende Kursverläufe. Der Dow Jones Euro Stoxx 50 zum Beispiel schrumpfte um 3,7 Prozent. Hier ist auch Siemens notiert, dessen Kurs um 11 Prozent auf 45,30 US-Dollar nachließ. Der NASDAQ Composite Index ließ bereits um 1,6 Prozent nach, der CAC 40 in Paris um 4 Prozent und der AEX in Amsterdam gar um 6 Prozent.

Wie weit die Entwicklung gehen kann, zeigt das Beispiel Schweiz. Die dortige Börse hat angekündigt, den eigenständigen SWX New Market technologieorientierter Firmen abzuschaffen. Die in diesem Segment gehandelten 15 Titel bleiben an der Swiss Exchange (SWX) notiert, der Index wird vorerst weitergeführt. Der SWX New Market wurde vor drei Jahren eingerichtet, um innovativen Firmen einen Zugang zum Kapitalmarkt zu schaffen, aber seit Herbst 2000 gab es hier keinen Neuzugang mehr. Auch mittelfristig sei nicht mit Neuzugängen zu rechnen, heißt es in einer Mitteilung. (anw)