SCO vs. Linux: Showdown am Noorda-Corral

Der Streit, wem eigentlich die Rechte am Source-Code von Unix gehören, spitzt sich zu. Ohne diese Rechte aber ist die Klage der SCO Group gegen IBM wegen angeblich geklautem Code im Linux-Kernel relativ substanzlos.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Streit, wem eigentlich die Rechte am Source-Code von Unix gehören, spitzt sich immer mehr zu. Ohne diese Rechte ist die Klage der SCO Group gegen IBM wegen angeblich geklautem Code im Linux-Kernel relativ substanzlos -- darum veröffentlichte die Firma heute eine Erklärung, in der sie noch einmal bekräftigt, die Eigentümerin von Unix zu sein. Auf einer entsprechenden Website zeige man daher alle mit Novell getroffenen Vereinbarungen zum so genannten Asset Purchase Agreement, damit sich die Öffentlichkeit informieren könne, dass man sich im Besitz aller Rechte befinde, auch der umstrittenen Copyright- und Lizenzrechte, heißt es bei SCO.

Nun finden sich die Dokumente zum zentralen Asset Purchase Agreement sowie der gesamte Briefwechsel in der Frage der Unix-Lizenzen noch auf einer anderen, mehrsprachigen Website (in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) die Novell eingerichtet hat. Hier ist eine ZIP-Datei abrufbar, die laut Novell in PDF-Form die gesamte Korrespondenz mit SCO in Sachen Lizenzen und Copyrights enthalten soll. Auf diese Weise dokumentiert Novell, das gerade einen eigenen Unterstützungsfonds gegen SCO-Anklagen eingerichtet hat, dass man die Rechtsansprüche von SCO in jeder Hinsicht ablehnt. Das zentrale Argument der einst von Ray Noorda gelenkten Firma ist, dass Novell seit Noordas Einkaufstour bei AT&T und Unix International alleiniger Rechteinhaber an Unix ist.

Dies bestreitet die heute zu Noordas Canopy Group gehörende SCO Group. Nach ihrer Interpretation ist sie im Besitz aller Rechte. Überdies hält sie ein Novell-Linux (was mit der abgeschlossenen Übernahme von SUSE ja nun Realität wird) für eine gegen SCO gerichtete Vertriebstaktik, die den Verträgen widerspreche. Da Novell ebenso wie SCO ihre Copyright-Ansprüche auf ein und dasselbe Unix bei den zuständigen amerikanischen Behörden gemeldet haben, muss zunächst einmal geklärt werden, welche Partei die gültigen Ansprüche besitzt.

Unabhängig vom Copyright-Streit werfen die von Novell veröffentlichten Korrespondenzen mit der SCO Group eine weitere Frage auf. Spätestens mit einem Brief an Darl McBride vom 11. Juni 2003 musste der SCO Group klar gewesen sein, dass Novell nicht gewillt ist, in der Frage nach den Rechten an Unix klein beizugeben. Dennoch findet sich in den einschlägigen Firmenberichten der SCO Group kein Hinweis auf das besondere Geschäftsrisiko, das in einem allfälligen juristischen Streit mit Novell enthalten ist. Nach amerikanischen Regeln könnte hier von einer Irreführung der Investoren gesprochen werden.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)