Computex

P45-Mainboards für Core 2 Duo/Quad schon lieferbar

Einige Mainboards mit Intels jüngster Chipsatz-Generation liefern deutsche Einzelhändler bereits aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 32 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.

Die ersten Mitglieder der jüngsten Intel-Chipsatzfamilie Serie 4 für Desktop-Rechner sind bereits im Einsatz: Mainboards mit dem Chipsatz P45, dem Nachfolger des vor etwa einem Jahr eingeführten P35, haben deutsche Versandhändler nach eigenen Angaben bereits auf Lager. So sind auf Preisvergleich-Webseiten etwa P45-Boards mit Steckplätzen für DDR2-SDRAM-DIMMs der Firmen Asus (P5Q Pro, P5Q Deluxe) und MSI (P45 Neo-F, P45 Neo3-FR und P45 Platinum) zu finden. Auch praktisch alle anderen Mainboard-Hersteller – etwa Biostar, DFI, ECS, Foxconn, Gigabyte, Jetway, Intel – haben erste Serie-4-Boards angekündigt.

Allerdings war bisher kaum eine neue Chipsatz-Neuvorstellung von Intel langweiliger und mit weniger Neuerungen verbunden als der aktuelle Umstieg von der Serie 3 (Bearlake) auf die Eaglelake-Familie 4 – und deshalb dürften sich viele potenzielle Käufer fragen, weshalb sie etwa 30 Euro mehr für P45-Boards ausgeben sollen als für fast identisch ausgestattete P35-Boards. PCI Express 2.0 statt PCIe 1.1 unterstützen die neuen Chipsätze zwar, aber – wie bereits die teureren Workstation- und Übertakter-Chipsatzversionen X38 und X48 – ausschließlich an dem oder den PCI-Express-for-Graphcis-(PEG-)Slot(s) für Grafikkarten. Die neue PCIe-Version bringt allerdings zumindest bei einzelnen Grafikkarten mit einem einzigen Chip keinen spürbaren Vorteil im Vergleich zu PCIe 1.1. FSB1600-Unterstützung behält Intel weiterhin dem teuren X48 vor, der auch (zwei) PC3-12800-Speichermodule mit DDR3-1600-Chips ansteuern kann. Bis zu DDR3-1333/PC3-10600 kommt der X38, P45 und G45 bleiben offiziell auf DDR3-1066/PC3-8500 beziehungsweise DDR2-800/PC2-6400 beschränkt. Der Speicher auf P45-Boards soll sich dank XMP jetzt aber leichter übertakten lassen. Ob das eine nennenswerte Zahl an Käufern überhaupt interessiert, ist fraglich – zumal auch jetzt schon die meisten Board-Hersteller mindestens für ihre teureren P35-Platinen Unterstützung für FSB1600, DDR2-1066/PC2-8500 oder PC3-10600 versprechen.

Intel versucht, mit einigen neuen Funktionen Aufmerksamkeit für den P45 zu erzeugen und hebt Übertaktungsfunktionen sowie Turbo Memory hervor. Letzteres war ursprünglich bereits für die Serie 3 geplant und besteht aus einer PCIe-Karte mit Spezial-Controller und NAND-Flash-Speicher, den Windows Vista als ReadyBoost- beziehungsweise ReadyDrive-Beschleuniger nutzen kann. Doch auch mit dem Service Pack 1 beschleunigt ReadyBoost Windows Vista bei sinnvoller Systemkonfiguration nicht – bei manchen Aktionen bremst es sogar minimal. Mit "User Pinning" über eine Spezial-Software (Turbo Memory Dashboard) will es Intel dem PC-Nutzer deshalb ermöglichen, im NAND-Flash-Speicher gezielt bestimmte Dateien zu puffern, sodass immerhin ausgewählte Anwendungen davon profitieren. Turbo Memory wird aber nur auf teureren Boards mit dem RAID-tauglichen ICH10R funktionieren und wenn zudem der SATA-Controller im AHCI- oder RAID-/RAID-Ready-Modus läuft, sodass der Intel Matrix Storage Manager (IMSM) installiert werden kann. Das ist dermaßen kompliziert, dass es wohl nur wenige Käufer überhaupt ausprobieren werden – bei vielen Komplettrechnern ist sogar der AHCI-Modus abgeschaltet, wohl um Support-Anfragen zu vermeiden, falls die Käufer doch lieber (oder parallel) ein Windows XP statt Vista installieren und dazu einen AHCI-Treiber von Diskette laden – oder kompliziert nachinstallieren – müssten.

P45-Mainboards für Core 2 Duo/Quad schon lieferbar (11 Bilder)

Asus P5Q3 Deluxe: Von den drei PEG-Slots hängt einer an vier PCIe-1.1-Lanes der Southbridge.

Eine weitere Spezialfunktion namens Intel Remote Wake Technology (RWT) soll es ermöglichen, den PC aus dem Schlafzustand durch spezielle Ereignisse wecken zu lassen, etwa bei VoIP-Anrufen (Wake on VoIP). Wie und mit welchen Netzwerkchips das funktioniert, hat Intel noch nicht erklärt.

Der G45 soll – als einer der ersten Chipsätze mit integriertem Grafikkern – HDMI 1.3 unterstützen sowie zwei digitale Displays gleichzeitig, davon jedes mit einer Auflösung von bis zu 2560 × 1600 Bildpunkten bei 60 Hz; allerdings lässt sich die integrierte GMA-X4500HD-Grafik nicht gleichzeitig mit einer PEG-Karte nutzen.

Obwohl Intel zurzeit viel von Green IT und Energieffizienz redet und die neuen Produkte nicht nur ohne Blei, sondern angeblich auch halogenfrei produziert, scheint man die Leistungsaufnahme der Chipsätze nicht in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil: Die Thermal Design Power (TDP) von P45, P43, G45 und G43 ist im Vergleich zu ihren Serie-3-Vorgängern sogar von 13 bis 16 Watt auf 22 bis 24 Watt (PDF-Datei) gestiegen. Nur der G45 ist im Vergleich zum G35 (28 W TDP) etwas genügsamer geworden. Für den Leerlauf (Idle) nennt Intel bei den Serie-4-Chipsätzen bis zu 9 Watt, bei der Serie 3 – bis auf G35 und X38 – waren es nicht einmal 6 Watt. Die Leistungsaufnahme des ICH10 hat sich im Vergleich zum ICH9 kaum gewandelt und liegt zwischen 1 und etwa 4 Watt.

Während Intel den Volllast-Leistungsbedarf der Prozessoren mittlerweile erfreulich niedrig hält, gibt es trotz kommender Funktionen wie PSI also nur wenige Hinweise darauf, dass Desktop-Rechner mit Intel-Prozessoren im Leerlauf endlich sparsamer werden; die Energy-Star-4.0-Richtlinien lassen sich zwar locker einhalten, aber eigentlich wäre deutlich weniger Leistungsaufnahme möglich: AMD etwa hat bei der Vorstellung des 780G behauptet, dass sich dieser Chipsatz im Leerlauf mit 0,95 Watt begnügt, obwohl er ebenfalls PCIe 2.0 unterstützt und einen sehr leistungsfähigen DirectX-10-Grafikkern enthält. Die Volllast-TDP des 780G verrät AMD indes nicht, auch öffentliche Datenblätter gibt es ausschließlich zur 600er-Chipsatzfamile.

Wie sparsam ein Komplettrechner letztlich arbeitet, hängt aber außer von CPU und Chipsatz auch ganz wesentlich von der sonstigen Systemausstattung, insbesondere von Grafikkarte und Netzteil-Wirkungsgrad (Stichwort: 80 Plus) ab. Schon eine zusätzliche 3,5-Zoll-Festplatte steigert die netzseitige Leistungsaufnahme um etwa 6 bis 12 Watt. Trotzdem wäre es für Umwelt, Systemkühlung und Stromrechnung positiv, wenn Intel die Chipsatz-Leistungsaufnahme deutlich senken würde.

Asus und Gigabyte werben zwar damit, besonders effiziente CPU-Kernspannungswandler entwickelt zu haben, doch bisher jedenfalls war die Wirkung solcher Schaltungstricks bei Desktop-Rechnern gering. (ciw)