Neue Pentium-4-Billigversionen für Schnäppchen-Rechner

Mit zwei neuen, stillschweigend eingeführten Pentium-4-Typen für preiswerte Desktop-Rechner verwirrt Intel Endkunden und Händler.

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Mit zwei neuen, stillschweigend eingeführten Pentium-4-Typen für preiswerte Desktop-Rechner verwirrt Intel Endkunden und Händler: Sowohl der Pentium 4 505 (2,66 GHz) als auch der Pentium 4 515 (2,93 GHz) kommen im neueren, pinlosen LGA775-Gehäuse, laufen aber anders als die bisherigen Pentium-4-Typen für LGA775-Mainboards nur mit FSB533 und unterstützen Hyper-Threading nicht. Wie die "echten" Pentium-4-Typen mit 90-Nanometer-Prescott-Kern bieten sie aber 1 MByte L2-Cache.

Damit hat Intel eine neue Prozessor-Typenklasse für die LGA775-Plattform zwischen den D-Celerons (mit FSB533 und lediglich 256 KByte L2-Cache) und den "richtigen" Pentium-4-CPUs mit Hyper-Threading und FSB800 geschaffen, was sich offenbar in den Typen-Nummern ausdrücken soll, die beide Prozessoren von der Leistung her unterhalb des Pentium 4 520(J) mit 2,8 GHz, FSB800 und Hyper-Threading einsortieren.

Die neuen CPU-Sparmodelle sind offenbar hauptsächlich für Billig-Komplettrechner der großen PC-Marken wie Acer, Fujitsu-Siemens, Gateway oder HP gedacht. Im Einzelhandel tauchen Pentium 4 505 und 515 noch kaum auf; ein Händler führt jedoch beispielsweise einen "Pentium 4 518" (zum Preis von 174 Euro), der angeblich im Sockel-478-Gehäuse steckt und trotz FSB533 und fehlendem Hyper-Threading nur drei Euro preiswerter ist als der Pentium 4 2,80 GHz mit Hyper-Threading und FSB800.

Zurzeit ist ein solcher Pentium 4 518 auf Intels Webseite nicht zu finden -- höchstens als Mobile Pentium 4 518 (mit FSB533 und Hyper-Threading). Überhaupt herrscht derzeit ein fürchterliches Wirrwarr in Intels Dokumentation: Die Pentium-4-Modelle 505 und 515 tauchen weder in den offiziellen CPU-Datenblättern, noch in der Preisliste auf -- wohl aber im aktuellen Specification Update. Dort fehlt aber die Verknüpfung zwischen Taktfrequenz und Prozessornummer, man muss also raten. Immerhin erfährt man, dass die beiden Typen das E0-Stepping des Prescott und die "genügsamere" Lastkennlinie (04_A) nutzen. Auf der angeblich stets aktuellen Processor-Number-Information-Webseite fehlen Pentium 4 505 und 515 ebenso wie im "Processorfinder", doch in dieser PDF-Tabelle stehen sie wiederum drin.

Bisher scheint Intel sein eigenes Prozessornummern-Schema noch nicht ganz verinnerlicht zu haben: Es gilt nicht einmal für die LGA775-Plattform durchgängig, denn die noch kaum in Einzelhandel verfügbaren Pentium-4-"Serverprozessoren" mit EM64T-Erweiterung laufen noch unter der Frequenzbezeichnung (mit angehängtem "F"). Die Zusatzbuchstaben haben aber auch bei den Prozessornummern Einzug gehalten, mit nachgestelltem "J" kennzeichnet Intel jene Typen mit E0-Kern, die die NX-Speichermarkierung unterstützen. Beim Pentium M führte Intel rückwirkend noch einen Pentium M 705 ein, der anders als seine nummerierten Vorgänger den Banias- statt Dothan-Kern enthält. Und beim Sockel 478 tragen die Pentium-4- und 130-Nanometer-Celerons die alten Frequenzbezeichungen, doch die Celeron-D-Typen haben Nummern. Dabei bestehen wiederum durchaus feine Unterschiede zwischen Celeron-D-Modellen mit gleicher Nummer, aber in unterschiedlicher Bauform -- die LGA775-Typen erreichen laut Datenblatt eine nominell höhere Thermal Design Power (84 statt 73 Watt), dafür unterstützen die Sockel-478-Typen den sparsameren Idle-Modus C1E nicht.

Doch auch AMD hat einige Schwierigkeiten mit der Dokumentation: Der als preiswerter Celeron-Konkurrent positionierte Sempron ist nicht nur für die älteren Sockel-A-Mainboards sowie die Sockel-754-Plattformen zu haben, sondern auch noch mit drei unterschiedlichen Prozessorkernen -- stillschweigend schob AMD nämlich den Sempron 3000+ mit Barton-Kern (Model 10) und 512 KByte L2-Cache nach, der mit 2 GHz Taktfrequenz läuft. Dieser Prozessor steht immerhin in der offiziellen Preisliste und es gibt ein Datenblatt, doch auf der Informationsseite fehlt der 3000+-Typ noch. Und dass das QuantiSpeed-Rating den Semprons tendenziell größere Zahlen zuweist als den Athlons, mag in der AMD-Logik verständlich sein -- schließlich konkurrieren die Athlons mit dem Pentium 4 und die Semprons bloß mit Celerons. Doch Laien und unbedarften Computer-Käufern bringt das eher weniger als mehr Klarheit. Zudem hat AMD stets betont, dass die QuantiSpeed-Werte keinen direkten Bezug zu den Pentium-4-Frequenzen hätten. (ciw)