Intel bringt P965-Chipsatz für Pentium-4/D- und Core2-Duo-Rechner
Mit dem P965 stellt Intel den ersten Chipsatz der "Broadwater"-Generation und mit ICH8-Southbridge vor.
Als erster Vertreter der neuen Chipsatz-Generation "Broadwater" für LGA775-Mainboards erscheint der P965. Er dürfte hauptsächlich auf Mittelklasse- oder "Mainstream"-Mainboards zu finden sein, auf denen aktuelle Intel-NetBurst-Prozessoren für Desktop-Rechner (Pentium D, Pentium 4, Celeron D) und die kommenden Core2-Duo-CPUs laufen.
Der P965 besteht aus den beiden üblichen Hauptkomponenten North- und Southbridge, wobei Intel seit 1999 von einem Memory Controller Hub (MCH) und einem I/O Controller Hub (ICH) spricht. Intel hat bereits vorab zahlreiche Details zu den Broadwater-Chipsätzen veröffentlicht. Die beiden Speicherkanäle des Memory Controller Hub (MCH) P965 laufen mit bis zu 400 MHz (PC2-6400/DDR2-800) und vertragen auch die auf ungepufferten 2-GByte-DIMMs sitzenden 1-GBit-Speicherchips, aber nicht beides gleichzeitig: Man kann also mehr als 4 GByte Speicher (bis zu 8 GByte) nur bei maximal 333 MHz nutzen (PC2-5300/DDR2-667). Die Intel-Webseite nennt einige kompatible PC2-6400-DIMMs. Der Frontsidebus läuft mit 166, 200 oder 266 MHz (FSB533/FSB800/FSB1066).
Die neuen ICH8-Southbridges bieten zwei USB-2.0-EHCI-Controller und bis zu sechs SATA-II-AHCI-Ports, aber keine IDE-Kanäle mehr. Deshalb setzen viele Mainboard-Hersteller zusätzliche PCI Express-Hostadapter ein, die einen oder zwei Kanäle für ATA/ATAPI-Geräte und oft auch zusätzliche Serial-ATA-Ports anbinden. Der JMicron JMB363 unterstützt zusätzlich auch die Port-Multiplier-Spezifikation.
Vom ICH8 gibt es eine Basisversion mit vier SATA-II-AHCI-Ports sowie die RAID-taugliche Version ICH8R mit sechs SATA-II-AHCI-Ports; Intel-typisch ist der MatrixRAID-Treiber, mit dem mehrere RAID-Levels auf unterschiedlichen Partitionen derselben Festplatten nutzbar sind, also etwa ein RAID 0 und ein RAID 5 gleichzeitig.
Die Southbridge bietet neben einem konventionellen PCI-Bus (33 MHz, 32 Datenleitungen, 64-Bit-Adressierung per Dual Address Cycle/DAC möglich) für bis zu vier Geräte auch sechs PCI-Express-Lanes, die sich als sechs PCIe-x1-Ports oder als ein PCIe-x4-Ports und zwei PCIe-x1-Ports nutzen lassen. Es steht auch ein HD-Audio-Interface bereit.
Der ICH8 enthält einen Gigabit-Ethernet-Controller (Media Access Controller/MAC), der zusammen mit einem zusätzlichen PHY-Baustein einen zusätzlichen Netzwerk-Adapter überflüssig macht. Bei der bisher noch nicht erschienenen Broadwater-Variante Q965 ist dieser LAN-Adapter Bestandteil der vPro-Funktionen zur Fernwartung (IAMT) und Virtualisierung (VT). Der GBit-LAN-MAC ist nicht geichzeitig mit dem sechsten PCIe-x1-Port nutzbar.
Einige Neuigkeiten gibt es bei der Anbindung weiterer Mainboard-Bauteile. Als Anbindung zum Flash-Speicherchip ist wie bei den ICH7-Vorgängern nicht mehr der Low-Pincount-(LPC-)Bus vorgesehen, sondern das Serial Peripheral Interface (SPI). Für Zusatzbausteine zur Temperatur-, Drehzahl- und Spannungserfassung steht nun zusätzlich zum (auf 100 kBit/s beschleunigten) System Managemet Bus (SMbus) der 1-Draht-Bus Simple Serial Transport (SST) bereit. Außerdem enthält der ICH8 einen Regler, der aus Temperaturmesswerten ein PWM-Steuersignal für die von Intel spezifizierten Lüftermotoren mit 4-Draht-Anschluss berechnet und deren Drehzahl überwacht. Intel spricht von Quiet System Technology und zusammen mit der neuen, digitalen Temperatur-Messschnittstelle der Core-Duo- und Core2-Duo-Prozessoren von PECI (Platform Environmental Control Interface).
Intel hat bereits die Datenblätter und Specification Updates für den 82P965 MCH und die ICH8-Familie veröffentlicht; es gibt auch schon die Entwicklerhinweise für die Kühlung und mechanische Belastbarkeit der Komponenten (Termal/Mechanical Design Guides). Demnach benötigt der P965-MCH rund 19 Watt Leistung (Thermal Design Power/TDP), der ICH8 bis zu 4 Watt. Auch die Revision 11 der Spezifikation für Onboard-Kernspannungswandler ist jetzt online; sie beschreibt zusätzlich zu den Kennlinien 04A/B und 05A/B für NetBurst-Prozessoren die neue Kennlinie 6 für Core2-Duo-Prozessoren, die über eine 7-Bit-Kennung feinere Spannungssprünge (6,25 Millivolt) ermöglicht und mit einem wesentlich geringeren Maximalstrom (75 statt bis zu 125 Ampere) auskommt.
Fast alle Mainboard-Hersteller werden LGA775-Boards mit Intels Broadwater-Chipsätzen bauen, die ersten Modelle sind bereits auf den Hersteller-Webseiten aufgetaucht, etwa bei Asus oder Gigabyte. (ciw)