Elektronische Gesundheitskarte: Fast kostenlose Karten?

Während über erste erfolgreiche Funktionstests von elektronischen Gesundheitskarten berichtet wird, hat anlässlich der Veröffentlichung einer umstrittenen Kosten-Nutzen-Analyse die Diskussion um die Kosten der Kartenproduktion begonnen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Nach der publikumswirksamen Ausgabe der ersten gebrauchsfähigen elektronischen Gesundheitskarten (eGK) auf der Medica meldet der Kartenhersteller Sagem Orga, dass seine Chipkarten den Funktionstest der Projektgesellschaft Gematik bestanden haben und in den Modellregionen eingesetzt werden dürfen. Auch die Gematik selbst meldet, dass die ersten funktionalen Zulassungstests für die eGK bestanden wurden, verlinkt jedoch nur auf die insgesamt 11 Firmen, die sich um die Produktion der insgesamt 80 Millionen Karten beworben haben.

Unterdessen hat die Diskussion um die Kosten der Kartenproduktion begonnen. Unmittelbarer Anlass ist eine Aktion des Chaos Computer Clubs, der die umstrittene Kosten-Nutzen-Analyse der Beratungsgesellschaft Booz Allen Hamilton als befreites Dokument im Internet veröffentlicht hat. Aus dieser Analyse geht hervor, dass alle 80 Millionen eGK, wenn sie in den Jahren 2008/2009 in der Fläche ausgegeben werden, im Jahre 2011 durch neue Karten ersetzt werden müssen. Für die kurze Lebensdauer ist der 2048 Bit-Schlüssel verantwortlich, der auf der Karte zur Verschlüsselung genutzt wird. Ab 2011 soll dieser Schlüssel nach den Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verlängert werden. Das kann dem Gutachten zufolge technisch nicht mit den derzeitigen Karten als "Nachladeoption" realisiert werden. "Somit muss davon ausgegangen werden, dass 2011 sämtliche Karten einmal zusätzlich ausgetauscht werden müssen", heißt es in der Kosten-Nutzen-Analyse (KNA).

Für die heftig diskutierten Gesamtkosten der elektronischen Gesundheitskarte, die nach dem Gutachten der Berater zwischen 3,9 und 7 Milliarden Euro liegen sollen, spielt das allerdings keine Rolle, wie die Studie anmerkt. Die Berater von Booz Allen Hamilton ermittelten zwar die Kosten für die Erstausgabe der Karte (648 Millionen Euro), die den Krankenkassen entstehen, stellten diesen Kosten aber keine Nutzenanalyse gegenüber, da dies nicht KNA-relevant sei. Allgemein heißt es nur, dass die Folgekosten für die zweite Ausgabe der eGK geringer sind, da der Aufwand der Bildbeschaffung fast vollständig entfallen werde.

Zur elektronischen Gesundheitskarte und der Reform des Gesundheitswesens siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)