IBM sucht neue Kunden fĂĽr Power-Prozessoren
Angeblich plant IBM mit Google als wichtigstem Partner die Gründung des OpenPower Consortium, um neue Einsatzmöglichkeiten und neue Kunden für die dicken Server-Prozessoren der Power-Familie zu gewinnen.
IBM hat zusammen mit den Firmen Google, Nvidia, Mellanox und der Mitac-Tochter Tyan als Fertigungspartner das OpenPower Consortium gegründet, berichtet das Wall Street Journal. Beginnend mit dem frühestens 2014 erwarteten Power8-Prozessor, über den IBM auf der Hot Chips 25 in drei Wochen erste Details verraten will, sollen auch andere Firmen außer IBM Power-Server fertigen können.
[Update:] In einer Pressemeldung bestätigt IBM die Absicht, das Konsortium zu gründen, nennt aber wenige Details. Unter anderem werde "POWER-Hardware und -Software erstmals für eine offene Entwicklung verfügbar" und auch POWER-IP (also geistiges Eigentum an der Technik) für andere lizenzierbar. Insbesondere wollen demnach IBM und Nvidia die "Ökosysteme" von CUDA-GPUs und POWER vereinen. Nvidia hatte vor wenigen Monaten ebenfalls angekündigt, Lizenzen für IP-Blöcke der Kepler-GPUs zu verkaufen. [Ende des Update]
Die Power-Prozessoren werden manchmal mit den schwächeren und weiter verbreiteten PowerPC-(PPC-)Kernen verwechselt. Letztere setzt IBM etwa in den Blue Gene-Supercomputern (/L, /P, /Q) ein, aber nicht in Allzweck-Servern. PowerPC-Kerne stecken auch in einigen SoCs, darunter welchen von Freescale (Ex-Motorola), und sie trieben bis 2006 Apple-Rechner an.
Die Power-Prozessoren hingegen – aktuell ist die 32-nm-Generation Power7+ – stecken in teuren Servern, die unter den Betriebssystemen AIX, IBM i (früher OS/400) oder Linux laufen. Das billigste PowerLinux-System 8246-L1D von IBM kostet mit acht CPU-Kernen (ein Chip) und 32 GByte RAM über 13.000 US-Dollar.
Welche Anwendungen und Maschinen das OpenPower Consortium im Visier hat, scheint derzeit unklar. Auch die Pläne von Google in Bezug auf Power-Systeme liegen nicht auf der Hand. Das von Facebook vorangetriebene Open Compute Project etwa setzt ja für Big-Data- und Cloud-Rechenzentren auf Microserver mit eher noch schwächeren Prozessoren als die x64-Chips von Intel, etwa den ARM Cortex-A50.
Auch die Kopplung von Nvidia-GPUs als CUDA-Rechenbeschleuniger an Power-Prozessoren scheint eher für Supercomputer interessant als für Standard-Server. Es gibt aber Projekte, die sich mit dem Einsatz von CUDA für die Big-Data-Standartechnik Hadoop beschäftigen. Power-Prozessoren halten auch viele Benchmark-Rekorde in Datenbank-Anwendungen, laut IBM eignen sie sich auch gut für Hadoop.
Die Rollen von Mellanox und Tyan im OpenPower Consortium scheinen hingegen klar: Mellanox fertigt Adapterchips und Switches für die Server-Kopplung per InfiniBand, Tyan produziert Mainboards und Barebones für Server und die Mutterfirma Mitac ist als Auftragsfertigerin für mehrere Server-Marken tätig.
Möglicherweise sucht IBM auch Partner, um die hohen Kosten der Chip-Entwicklung auf mehrere Schultern zu verteilen. Der Markt der klassischen UNIX-Server schrumpft seit Jahren. Der Power7+ gehört zu den letzten CPU-Mohikanern, die noch auf Silicon-on-Insulator-(SOI-)Technik setzen – und einen 32-nm-SOI-Fertigungsprozess beherrscht außer IBM selbst derzeit wohl nur der IBM-Partner Globalfoundries. Schon 2008 hatte IBM erstmals über einen eigenen 22-nm-Prozess berichtet, doch dabei hat Intel mittlerweile einen deutlichen Vorsprung: Mit den Haswell-Chips ist bereits die zweite CPU-Generation mit 22-nm-Transistoren im Handel.
Eine SOI-Fertigungs-Roadmap für kleinere Strukturen hat nur Gloablfoundries veröffentlicht, allerdings mit dem Partner STMicroelectronics: FD-SOI-Verfahren für 28 und 20 Nanometer. Wenn IBM Kunden findet, die Power-Kerne in eigene Designs einbinden, könnte sich vielleicht auch die Implementierung in moderneren Fertigungsverfahren auf billigeren Bulk-Silicon-Wafern amortisieren. IBM will bei der 14-nm-Technik wohl auf FinFETs setzen, die auf SOI-Wafern entstehen: FinFET on Oxide, kurz FOx. (ciw)