"Schüler-Tablet" mit ARM-Prozessorkern für unter 100 US-Dollar
Nun kommt er doch, der 100-Dollar-Laptop, allerdings ohne Tastatur als Tablet sowie mit einem hoch integrierten ARM-SoC anstelle eines x86-Prozessors.
Die Organisation One Laptop Per Child (OLPC) kooperiert mit dem Chiphersteller Marvell, um möglichst bis zur CES im Januar 2011 einen billigen Tablet für den Einsatz als Lehrmittel auf den Markt zu bringen. In diesem Tablet, der weitgehend wohl dem Referenz-Design Moby von Marvell entsprechen wird, steckt statt eines x86-Prozessors ein hoch integriertes und sparsames System-on-Chip (SoC) mit ARM-Kern aus der Baureihe Marvell Armada 600. Der CPU-Kern soll mit rund 1 GHz Taktfrequenz laufen und den ARM-v7-Befehlssatz unterstützen; damit liegt der Chip in derselben Leistungsklasse wie der Apple A4 des iPad oder der Qualcomm Snapdragon, der beispielsweise in Smartphones wie Google Nexus One oder HTC Desire steckt sowie im ARM-Netbook HP Compaq AirLife 100.
Der XO-Tablet soll rund 99 US-Dollar kosten, aber sein Preis noch weiter sinken – angeblich sind 75 US-Dollar möglich. Das Gerät wird allerdings wohl nicht direkt an Privatleute verkauft, sondern die OLPC-Organisation schließt Verträge mit Schulbehörden.
Den Wechsel auf ARM-Prozessoren hatte OLPC-Chef Nicholas Negroponte bereits vor über einem Jahr angekündigt. Marvell hatte das Referenz-Design des Moby im März demonstriert. Das Gerät soll mit rund 1 Watt Leistungsaufnahme auskommen; beim noch aktuellen XO-Laptop mit AMD Geode sollen es 5 Watt sein. Der Armada 610 (PDF-Datei) bietet dabei wesentlich mehr Rechenleistung und Funktionsumfang. So soll der integrierte Videobeschleuniger sogar 1080p-Videos de- und enkodieren können, ein Marvell-Zusatzchip bindet WLAN nach 802.11n, Bluetooth, GPS und UKW-Radioempfang an.
Die neuen technischen Möglichkeiten sollen laut Negroponte den Spaß am Lernen steigern. Ausdrücklich erwähnt er 3D-Anwendungen, Videokonferenzen (mit der integrierten Webcam) sowie Flash-10-Inhalte aus dem Internet als Beispiele neuer Einsatzbereiche.
Keine Angaben machten die Partner Marvell und OLPC bisher über die Bildschirmdiagonale und den Typ des Displays. Ende 2009 hatte OLPC mit der Designstudie XO-3 einen sehr dünnen Tablet-PC mit einem Touchscreen vorgestellt, der 8,5 Zoll × 11 Zoll misst. Auch darin sollte wie im XO-1 ein PixelQi-Display zum Einsatz kommen, das auch ohne Hinterleuchtung funktioniert; als Starttermin ist aber weiterhin erst 2012 geplant. Weiterhin aktuell sind die Pläne für den XO-1.5 mit VIA-Prozessor und einen XO-1.75 im Laptop-Format, aber ebenfalls mit ARM-SoC. Das OLPC/XO-Betriebssystem auf Linux-Basis und mit der Sugar-Oberfläche wird für den ARM-Befehlssatz portiert. (ciw)