Anleitung: HiFi-Verstärker restaurieren, Teil 2

Seite 5: Gegentaktendstufe und Ruhestromeinstellung

Inhaltsverzeichnis

In HiFi-Verstärkern sind Transistoren meist zu einer Gegentaktendstufe verschaltet. Zwei Transistoren (NPN und PNP) arbeiten hierbei abwechselnd. Dies bedeutet, dass die positive Halbwelle durch den NPN und die negative Halbwelle durch den PNP-Transistor verstärkt wird. Bei Defekt eines dieser Transistoren fehlt somit eine Halbwelle und das Signal ist verzerrt. Für den Betrieb einer Gegentaktendstufe wird eine symmetrische Stromversorgung (also eine in Bezug zur Masse positive und negative Spannung) benötigt. Liegt diese nicht an, so kann der Fehler durch einen Kurzschluss eines Transistors oder durch einen Fehler im Netzteil ausgelöst worden sein.

Zu einer Gegentaktendstufe verschaltete PNP- und NPN-Transistoren auf einer Verstärkerplatine

Bei einem Defekt eines Endtransistors ist auch der zugehörige Treiber-Transistor zu prüfen. Die Treiber haben die Aufgabe, die Spannung zu verstärken. Die nachgeschalteten Endtransistoren sind für die Stromverstärkung zuständig. Nur so können relativ hohe Ausgangsleistungen am Lautsprecherausgang erreicht werden. Falls der Treiber ebenfalls defekt ist, würden die Endtransistoren nach dem Austausch sofort wieder sterben.

In einer Transistorendstufe ist in der Regel ein Trimmpotentiometer für die Einstellung der Basisvorspannung vorhanden. Dies ist notwendig, da ein Transistor im unteren Bereich seiner Kennlinie nicht linear arbeitet. Ein HiFi-Verstärker wird im linearen Bereich der Kennlinie betrieben. Ist der Ruhestrom also zu gering eingestellt, so treten unerwünschte hörbare Verzerrungen auf. Besonders in leisen Musikpassagen sind diese dann wahrnehmbar. Wird ein Gerät hingegen auch ohne Signal sehr heiß, so deutet dies auf einen zu hoch eingestellten Ruhestrom hin.

Das Trimmpoti auf der Verstärkerplatine dient der Einstellung des Ruhestroms und sollte nicht unüberlegt verstellt werden

Bedenkenlos sollte man an dem Trimmer also nicht herumdrehen. Ein zu hoch eingestellter Ruhestrom kann zum Abrauchen der Endstufe führen. Nach einer Reparatur muss eine Prüfung (und eventuell Nachjustierung) des Ruhestroms erfolgen. Aber auch im Rahmen einer Restauration ist es ratsam nachzuschauen, ob die Einstellung noch im vom Gerätehersteller vorgesehenen Rahmen liegt.

Denn selbst wenn nach Werkseinstellung niemals an dem Trimmer gedreht wurde, erfordert die Bauteilalterung der Schaltung häufig einen Neuabgleich. Transistoren haben die Eigenschaft, dass sich mit steigender Temperatur ihre Leitfähigkeit erhöht. Für einen Abgleich sollte das Gerät daher bereits ein wenig warmgelaufen sein, um ein Aufschaukeln bei Temperaturerhöhung zu vermeiden. Den vorgesehenen Messpunkt und die dort einzustellende Spannung findet man im Servicemanual. In sehr alten Geräten findet man oft Trimmer, welche vergammelt aussehen. Eine Reinigung des Trimmers wie in dem ersten Reparatur-Artikel beschrieben oder sein Austausch ist in solchen Fällen also zwingend notwendig.