Anleitung: HiFi-Verstärker restaurieren, Teil 2

Seite 6: Widerstände, MOSFETs und kein Signal

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Nicht immer sind gealterte Widerstände mit bloßem Auge zu erkennen. Doch kleine Widerstandserhöhungen können bereits zu Verzerrungen des Audiosignals führen. Der aufgedruckte Nennwert ist mit dem gemessenen Wert zu vergleichen. Zum Messen ist es notwendig den Widerstand an einer Seite auszulöten, damit das Messergebnis nicht durch parallel geschaltete Bauelemente verfälscht wird. Beim Austausch muss man Nennwiderstand und Leistung beachten, Tabellen mit der Farbcodierung finden sich im Internet.

Bei verkohlten Bauelementen muss man oftmals im Schaltplan oder in der Bauteilliste nachschauen, welcher Wert einzusetzen ist. Nur den Widerstand zu ersetzen ist bei solchen Schäden aber meist zwecklos, da in der Regel bei diesem Fehlerbild auch Halbleiter – oftmals die Leistungstransistoren – defekt sind.

Anstelle der bipolaren Endtransistoren sind auch MOSFETs (metal-oxide-semiconductor field-effect transistor) in einigen Endstufen anzutreffen. Sie stellen eine Sonderform der Transistoren dar. Man unterscheidet N-Kanal- und P-Kanal-Typen. Die Anschlüsse werden mit Gate (G), Drain (D) und Source (S) bezeichnet. Damit der MOSFET durchsteuert, wird in der Regel eine Spannung von mindestens 3 Volt benötigt. Die Prüfspannung der meisten Multimeter ist dafür nicht hoch genug. Im Widerstandmessbereich kann der Funktionstest daher nicht erfolgen. Das Multimeter wird in den Diodentestbetrieb geschaltet.

Für die Fehlereingrenzung können hier Brücken zwischen Vorstufe und Endstufe entfernt werden. Bei einigen Geräten dienen diese Anschlüsse auch zum Einschleifen eines Equalizers in den Signalweg.

Wegen des Feldeffekts, der Kapazität zwischen Gate und Source, ist die Messung eines ausgelöteten MOSFET etwas komplizierter. Am besten geht man nach der nebenstehenden Tabelle vor. Die Reihenfolge muss hierbei unbedingt eingehalten werden. Falls die Anzeige im Multimeter auch nur an einer Stelle von dem erwarteten Ergebnis abweicht, so ist der MOSFET defekt. Die Messspitzen dürfen zwischendurch nicht mit den Fingern berührt werden, da dies den Ladungszustand beeinflussen würde.

Bei Verstärkern mit auftrennbarer Vor- und Endstufe ist es sehr leicht den Fehler auf eine Baugruppe einzugrenzen. Liegt bereits am Eingang der Endstufe kein Signal an, so sollte man sich die Eingangsstufe und die Vorstufe genauer ansehen.

Wenn man weiß, wo das Signal für den Kopfhörerausgang abgegriffen wird, kann man beim Messen Zeit sparen.

Sind Vorverstärker und Endstufe nicht auftrennbar, muss man die Signalmessung mit einem Oszilloskop am Lautstärkepotentiometer durchführen. Liegt hier nichts an, gibt es wohl bereits in der Vorstufe einen Defekt. In einigen seltenen Fällen findet man für die Lautstärkeeinstellung nur ein Monopotentiometer vor, an dessen Anschlüssen eine Gleichspannung anliegt.

In solchen Fällen handelt es sich um eine VCA-Schaltung (Voltage Controlled Amplifier). Mit dem Potentiometer wird eine Spannung eingestellt, welche mit Hilfe einer speziellen Schaltung proportional das Audiosignal in der Amplitude verändert.

Im Schaltplan kann man erkennen, an welcher Stelle das Kopfhörersignal in der Schaltung abgegriffen wird. Dies kann beim Ausschluss von Fehlerquellen viel Zeit sparen. Wer kein Oszilloskop zur Verfügung hat, kann hier auch einen alten Kopfhörer zum Testen anschließen.

Das Lautstärkepotentiometer ist ein beliebter Messpunkt zur Eingrenzung von Fehlern zwischen Vorstufe und Endstufe. Hier ist eine Auftrennung durch die beiden Steckverbinder möglich