Ladestecker-Hülle mit 3D-Drucker und Blender herstellen

Seite 2: Boolesche Ausfräsung

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Ich exportiere meine STLs für den 3D-Drucker aus Blender über das Add-on "3D-Print Toolbox". Das hat den Vorteil, dass nur die aktuell ausgewählten Teile in die STL-Datei wandern und nicht auch noch meine Booleschen Hilfsobjekte für die Aussparungen. Dadurch muss ich in Blender die Modifier nicht anwenden, was nachträgliche Änderungen deutlich erleichtert.

Dreimal gedruckt und endlich kurz genug. Glücklicherweise betrug die Druckzeit jeweils nur eine Viertelstunde.

Das erwies sich in diesem Fall als Segen – denn der Stecker war zu lang geraten. Die 14 mm Distanz waren zwar nicht falsch, aber meine Skizze war in Sachen Bezugspunkt dann doch zu wirr (bei der nächsten Skizze wird alles anders, ich schwörs!). Wenige Klicks in Blender später passte (im dritten Versuch) endlich alles. Nach einem letzten Funktionstest – hat der neue Stecker genügend Platz, oder kommt ihm das Abdeckkläppchen am Handy in die Quere? – konnte ich die beiden neuen Halbschalen des Steckers zusammenkleben. Hier erwies sich die relativ klobige Form meiner Konstruktion als nützlich, denn sie bietet Klebeflächen, die man zumindest nicht mit dem Mikroskop suchen muss.

Das Innenleben passt so präzise in die Aussparungen, dass sich beim Zusammenkleben beide Gehäuseteile automatisch korrekt zueinander ausrichten.

Blender eignet sich allerdings nicht nur für solche konstruktiv lösbaren Operationen, man kann damit auch gut organische Formen modellieren und anpassen, wie sie etwa ein 3D-Scanner liefert. Sie können nachlesen, wie ich mit Hilfe des Scanners Revopoint Mini und Blender ein beschädigtes Hirschgeweih restaurieren konnte – keines in Lebensgröße, sondern das einer wenigen Zentimeter großen Trophäe in Form eines Kühlschrankmagneten. Das Ersatzteil misst nur rund acht Millimeter, passt aber wie angegossen.

Ersatzteile zum Selberdrucken in 3D​

Eine zentrale Stelle im Netz, an der man alle irgendwo herunterladbaren 3D-Vorlagen für Ersatzteile findet, gibt es leider nicht. Oft reicht es aber schon, in den Suchschlitz der bevorzugten einschlägigen 3D-Plattform die möglichst genaue Bezeichnung dessen einzugeben, was man sucht (etwa „pimpel dual turntable“), in der Hoffnung, dass der Konstrukteur der Ersatzteilvorlage seinem Werk einen sinnvollen Namen oder eine aussagekräftige Beschreibung beigefügt hat.

Ansonsten kann man seine Suche vorab schon etwas eingrenzen: Auf der Plattform Cults3d.com beispielsweise gibt es eine Kollektion mit den „besten Ersatzteil-STL-Dateien für die Reparatur dank 3D-Druck“; am beliebtesten ist hier eine Sammlung von Teilen für GoPro-Actionkameras. Auf Printables.com ist am 12. Oktober dieses Jahres ein Wettbewerb für Ersatzteile zu Ende gegangen und alle 3586 Einreichungen stehen zum kostenlosen Download bereit. Die meisten Likes hat hierbei ein universelles und in Fusion 360 detailliert anpassbares Grundmodell für Drehknöpfe eingeheimst. Bei MyMiniFactory.com gibt es sogar eine eigene Kategorie für „Spare Parts“ mit weiteren Unterabteilungen etwa für Kameras, Staubsauger oder fehlende Batteriefachdeckel.

Eine deutlich kleinere Teilesammlung steht auf 3d-reparieren.de zum Download zur Verfügung. Die Webseite entstand als Projekt zweier Industriedesignerinnen und hatte das Ziel, hilfsbereite Leute mit CAD-Erfahrung mit anderen zusammenzubringen, die ein Ersatzteil für eine Reparatur benötigen. Das ursprüngliche Projekt „3D-Druck und Reparatur“ ist inzwischen leider abgeschlossen und die geplante Verstetigung der Initiative über den Verbund Offener Werkstätten scheint nicht so richtig in Gang gekommen zu sein. Schade eigentlich – gute Ersatzteilvorlagen kann es nie zu viele geben.

(pek)