Strom erzeugen: Mit eigenem Solar-Balkonkraftwerk die Stromrechnung senken

Seite 4: Produkt- und Steckerauswahl

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Die Auswahl an Mikrowechselrichtern auf dem Markt ist relativ überschaubar: AEconversion, APSystems, Huayu, Envertech und Hoymiles sind etablierte Hersteller. Angesichts der steigenden Nachfrage springen immer mehr Händler auf und bieten teilweise OEM-Geräte unter eigenen Markennamen an. Einen ausführlichen Test dazu, der auch die Schnittstellen für die Auswertung via Funkprotokoll, App und Web berücksichtigt, lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben.

Wichtig beim Kauf: Der Wechselrichter muss einen eingebauten "Netz- und Anlagenschutz" (NA-Schutz, früher ENS genannt) nach VDE-AR-N 4105 haben, der die Einspeisung sofort stoppt, wenn der Strom ausfällt. Fast alle Wechselrichter haben einen, uns sind nur vom Hersteller Enphase Geräte ohne NA-Schutz begegnet (dort wird ein Zusatzgerät benötigt), die nicht für Balkonkraftwerke gedacht sind.

Auch wenn die schlechte Verfügbarkeit frustet, tun Sie sich den Gefallen und kaufen Sie keine günstigen No-Name-Wechselrichter von außerhalb Europas bei Amazon, eBay oder Aliexpress. Fehlende Konformität, extrem heiße Gehäuse und Hochfrequenzstörungen sind bei diesen Geräten keine Seltenheit.

Der Versandhändler Pearl ist mit seiner Eigenmarke revolt auf den Zug aufgesprungen und bietet Wechselrichter für 300, 600 und 1300 Watt Wechselspannungsleistung an, inklusive WLAN-Schnittstelle. Eine App liefert die Ausbeutestatistiken.

Hat man Mikrowechselrichter und Modul aufgetrieben, muss man ersteren noch mit dem Stromnetz verbinden. Das nötige Anschlusskabel braucht auf einer Seite einen Steckverbinder, der zum Wechselrichter passt. Bei einigen Herstellern ist das ein dreipoliger Betteri-Stecker, andere nutzen hier einen Wieland RST16. Meist liegen die zugehörigen Kabel im Webshop direkt in Klickweite zu den Wechselrichtern.

Ausgerechnet um die letzte und auf den ersten Blick unspektakulärste Komponente gibt es den größten Streit: den Steckverbinder auf der Netzseite. Nahe liegt, die Balkonsolaranlage in die alltägliche Schutzkontaktsteckdose zu stecken, wie sie oft als wetterfeste Variante auf Balkonen zu finden ist. Wer das aus baulichen Gründen nicht kann und das Kabel irgendwie in die Wohnung geführt hat, nutzt irgendeine andere Steckdose. Technisch funktioniert das problemlos. Und wer Angst davor hat, dass beim Abstecken an den Pins des Steckers Spannung anliegt, der kann aufatmen: Der NA-Schutz verhindert genau das.

Kritiker argumentieren indes, dass der deutlich langsamer reagierende NA-Schutz (200 Millisekunden) die Funktion des Fehlerstromschutzschalters (10 bis 30 Millisekunden, auch FI oder RCD genannt) untergrabe, sodass die Spannung im Fehlerfall – etwa beim Fön in der Badewanne – unnötig lange weiter anliege. Andere halten dagegen, dass induktive Lasten wie Staubsauger oder Waschmaschinen genauso lang oder sogar länger nachlaufen würden.

Bereits seit Jahren wird dieser fachliche Streit in den Normungsgremien der DKE (einer Organisation des VDE) ausgetragen. Zuletzt führte der Vorstoß, den Anschluss per Schuko-Stecker in der Norm zu platzieren, zu einer Patt-Situation in der Arbeitsgruppe – vorerst landete der Schuko-Anschluss im informellen Teil. Stattdessen fordert die Norm, vom Elektriker eine Einspeisesteckdose mit separater Absicherung (also einem neuen Kabel quer durch die Wohnung zum Sicherungskasten) setzen zu lassen. Die Anschlussdose muss vom deutschen Hersteller Wieland stammen. Alternativ kann der Elektriker das Gerät auch ganz ohne Stecker fest verdrahten – Hauptsache berührungssicher.. Laut HTW-Studie haben 75 Prozent ihre Anlage per Schuko-Stecker angeschlossen. Hausbrände oder Personenschäden im Zusammenhang mit Balkonkraftwerken sind noch nicht bekannt geworden.

Haben Sie sich entschieden, welche Hardware es sein soll und ob Sie per Schuko oder normgerecht per Wieland-Stecker anschließen wollen, beginnt ein kleiner Hürdenlauf. Für den haben Sie aber ausreichend Zeit: Bis die bestellten Teile ankommen, vergeht aktuell eben viel Zeit.