Strom erzeugen: Mit eigenem Solar-Balkonkraftwerk die Stromrechnung senken

Schon kleine Photovoltaikanlagen können die Stromkosten senken und passende Hardware gibts steckerfertig. Wir liefern dazu das Grundwissen zu Technik und Recht.

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, Andreas Martini

(Bild: Andreas Martini)

Lesezeit: 25 Min.
Von
  • Jan Mahn
  • Andrijan Möcker
Inhaltsverzeichnis

Kühlschrank, Router, Smart-Home-Steuerung, NAS, Raspis und Heimserver: Im Haushalt gibt es so einiges, das rund um die Uhr nach Strom lechzt. Wer dazu noch viel im Heimbüro arbeitet oder regelmäßig sein Elektrofahrrad lädt, dreht über das Jahr fleißig am Zähler. 2.828 Kilowattstunden (kWh) hat ein deutscher Haushalt laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Jahr 2021 durchschnittlich aus dem Netz bezogen. Das sind rund 904 Euro bei einem 2021 realistischen Strompreis von 32 Cent pro kWh – für 2022 hat der BDEW schon 37 Cent errechnet. Dass Strompreise in nächster Zeit sinken, ist angesichts der weltpolitischen Lage eher unrealistisch.

Die gute Nachricht: An Energie fehlt es auf dem Planet Erde wahrlich nicht. Von der Sonne kommen im Idealfall etwas über 1000 Watt auf jedem beschienenen Quadratmeter an. Die Photovoltaik – umgangssprachlich auch "Solarstrom" genannt – erlaubt seit Jahrzehnten, diese Strahlung in elektrische Energie umzuwandeln; massentaugliche Technik ist mittlerweile bei 23 Prozent Wirkungsgrad angekommen. Das klingt nicht herausragend, ist aber zu verschmerzen, weil der Energieträger Sonnenschein kostenlos und die Technik langlebig ist.

Schwerpunkt: Energiekosten sparen

(Bild: 

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Die explodierenden Energiepreise fordern geradezu auf, den Energiebedarf in den eigenen vier Wänden zu optimieren und so die Kosten zu senken. Wie und womit das funktioniert, zeigt unsere Artikelserie mit dem Themenschwerpunkt Energiekosten sparen.

Jahrzehntelang war Photovoltaik nur etwas für Immobilienbesitzer – vorwiegend für solche mit großen, unbeschatteten Dächern, am besten Hallen oder Scheunen. Mieter sowie Besitzer von Eigentumswohnungen oder Häusern mit kleinen oder verwinkelten Dächern sowie Balkonen konnten dagegen nur neidisch zuschauen, wie andere von der solaren Energie profitierten. Eine kleine Anlage vom Fachbetrieb anschließen und registrieren zu lassen sowie ein Gewerbe für den Verkauf des Stroms anzumelden, lohnte nicht.

Seit Anfang 2019 sieht die Technische Anschlussregel VDE-AR-4105 auch das Installieren von kleinen Photovoltaikanlagen bis 600 Watt Spitzenleistung durch Laien vor. Die Anlagen rechnen sich nach 6 bis 9 Jahren und haben eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren.

(Bild: Sebastian Müller)

Seit 2019 sieht das anders aus: Die Normungsgremien des VDE haben sich dazu durchgerungen, den Weg freizumachen für sogenannte "steckerfertige Photovoltaikanlagen", die bis zu 600 Watt für den Eigenbedarf erzeugen. Dem vorausgegangen war ein harter Kampf, den Solarpioniere und Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. und Green Planet Energy (ehemals Greenpeace Energy) über Jahre geführt haben – und noch heute führen.

Kaum Platz nötig: Mikrowechselrichter für Balkonkraftwerke sind ungefähr nur so groß wie dieses Heft, wenn auch dicker und schwerer. Sie kosten zwischen 200 und 400 Euro, sind wetterfest und können daher direkt hinter dem Solarmodul montiert werden.

Bekannt ist das Konzept unter Namen wie Balkonkraftwerk, Balkonsolaranlage, Mini-PV oder Guerilla-PV. Die Idee: Wer ein paar Quadratmeter sonnenbeschienene Fläche hat, installiert dort ein bis zwei Photovoltaikmodule und einen Mikrowechselrichter, der mit dem Stromnetz verbunden ist. Für maximal 600 Watt Einspeiseleistung darf der Wechselrichter ausgelegt sein, damit die vereinfachten Bedingungen für Balkonkraftwerke gelten.

Verwendet wird die Energie vorwiegend im eigenen Haus, aus dem Netz muss man nur noch kaufen, was man nicht selbst produziert. Ein Beispiel am Nachmittag: Kühlschrank und Smart Home verursachen eine Grundlast von 150 Watt. Gleichzeitig scheint die Sonne, der Wechselrichter produziert 200 Watt. In diesem Fall bewegt sich der Zähler nicht, Sie müssen keinen Cent bezahlen. Die überschüssigen 50 Watt landen im Netz – die schenken Sie zwar dem Netzbetreiber, aber das ist im Angesicht der sonst nötigen Bürokratie verkraftbar. Ein anderes Beispiel zu einer anderen Tageszeit: Sie sitzen abends am Spiele-PC, haben die Festbeleuchtung eingeschaltet und brauchen 500 Watt. Vom Balkonkraftwerk kommen in der Abendsonne noch 75 Watt. Am Zähler fließt dann nur die Differenz von 425 Watt vorbei, die Sie aus dem Netz beziehen.