Börse statt Bank

Die Bankenkrise hat auch im Mittelstand zum Umdenken geführt: In die Abhängigkeit von Krediten wollen sich immer weniger Unternehmer begeben.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Der Mittelstand will sich nicht länger zum Spielball der Banken machen lassen. Wenn man die aktuellen Studien und Umfragen zum Thema Finanzierung betrachtet, zeigt sich deutlich, dass immer mehr Unternehmer auf der Suche nach Alternativen zum klassischen Bankkredit sind. Das bestätigt auch die aktuelle Deloitte-Studie. Besonders interessant ist dabei die Erkenntnis, dass der Mittelstand inzwischen genug Selbstbewusstsein hat, um auch den Kapitalmarkt als Alternative ins Auge zu fassen. Das neue Motto lautet: Börse statt Bank.

Gemeinsam mit der FH Münster wurden für die Studie "Mittelstandsfinanzierung über denKapitalmarkt" 172 mittelständische Unternehmen mit Umsätzen ab 25 Millionen Euro befragt, die über verschiedene Optionen zur Kapitalbeschaffung nachdenken, sowie 16 Firmen, die bereits in einem der neuen Börsensegmente für Mittelstandsanleihen aktiv sind.

So halten 56 Prozent der Befragten den Kapitalmarkt für eine attraktive Finanzierungsquelle für den Mittelstand. Nur ein Drittel der Firmeninhaber steht der Option Börsengang eher skeptisch gegenüber. Dieses Drittel würde auch heute noch einem Bankkredit den Vorzug geben, da er aus ihrer Sicht Kosten- und Handling-Vorteile bietet.

Mit höheren Ambitionen hat die Überlegung, Unternehmensanleihen an der Börse zu platzieren, aber wenig zu tun. Vielmehr streben die meisten Firmen inzwischen nach größtmöglicher Selbstständigkeit und geringem Risiko. Man will sich nicht mehr zum Spielball der Banken machen lassen bzw. sich vom Bankberater die Bedingungen für die Finanzierung nicht diktieren lassen. Und da die meisten Unternehmen trotz Bankenkrise nicht sehen, dass sich bei diesem Finanzgeber etwas ändert, wollen sie sich lieber rechtzeitig nach Alternativen umschauen.

Das Fazit der Studie: Zwar würden Bankkredite, Leasing und Förderkredite ihre Bedeutung als Finanzierungsquelle weiterhin behalten, aber eben nicht in derselben Größenordnung wie bislang bzw. noch vor der Finanzkrise. Das bestätigt nicht nur die Umfrage, sondern auch die Börse: Mittelständische Unternehmen konnten in den neuen Börsensegmenten bisher Anleihen im Gesamtvolumen rund 2,4 Milliarden platzieren.

Allerdings ist diese Alternative für die Masse der mittelständischen Unternehmen auch in Zukunft keine, weil sie nicht groß genug sind, um sich diese Option leisten zu können bzw. für Anleger attraktiv zu sein. Eine weitere Voraussetzung ist, dass sich genügend Investoren finden, die Vertrauen in die Angebote des Mittelstands haben und sich das Drama mit den Programm-Mezzanine nicht wiederholt. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)