Damit die Einsatzbereitschaft nicht nachlässt: so loben Sie richtig

Es ist kostenlos, wirkt sofort und nachhaltig. Dennoch geizen viele Vorgesetzte mit Lob, als ob es nur eine bestimmte Menge davon gäbe. Ein Fehler, wie eine aktuelle Studie zeigt. Also seien Sie großzügig.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Lob gehört zu den wichtigsten Führungsinstrumenten. Nicht nur, weil es kostenlos ist, sondern, weil es großen Einfluss auf die Motivation und Verbundenheit der Angestellten nimmt. Doch jeder dritte Arbeitnehmer erhält in Deutschland kein ernstzunehmendes Lob vom Vorgesetzten. Am wenigsten wird in den Wirtschaftszweigen Verkehrswesen und Industrie gelobt. Aber auch in der IT-Branche beklagen 25 Prozent der Arbeitnehmer, dass sie von ihrem Vorgesetzten keinen positiven Zuspruch bekommen. Gehalt ist eben doch nicht alles, wie die aktuelle Untersuchung der Beratungsgesellschaft ServiceValue zeigt, für die knapp 2.000 Arbeitnehmerurteile eingeholt wurden.

Sie zeigt auch, dass Anerkennung und Engagement sehr eng zusammenhängen. Die Branchen mit dem geringsten Vorgesetzten-Lob sind auch die mit der geringsten Mitarbeiter-Motivation. Wichtige Nebenerkenntnis: Das Lob muss ernst gemeint sein. Nutzen Führungskräfte Lob lediglich, um unangenehme Zusatzaufgaben verteilen zu können, registrieren Mitarbeiter diese "Schummelei“ ganz genau und fühlen sich keinesfalls bestärkt – im Gegenteil. Unehrliches Lob ist manchmal schlimmer als gar keins.

Aber warum gehen Führungskräfte denn so geizig mit Lob um? Schließlich kostet es sie ja nichts, an der richtigen Stelle ein positives Wort zu verlieren oder die gute Leistung des Mitarbeiters verbal zu honorieren, wenn schon keine Prämie oder Gehaltserhöhung dabei heraus springt? Am häufigsten sind die folgenden 3 Typen bzw. Gründe.

Typ 1: Keine Kritik ist Lob genug

Manche Chefs sind der Ansicht, dass ein Ausbleiben der Kritik bereits eine deutliche Form von Anerkennung ist. Hat er nichts zu meckern, ist er zufrieden und dieses Wissen sollte dem Mitarbeiter doch genügen, oder? Durchaus, es gibt auch solche Mitarbeiter, denen das Schweigen aus dem Chefzimmer plus die regelmäßige Überweisung auf das Gehaltskonto genügen. Das sind gar nicht mal so wenige. Doch es gibt eben auch welche, die den deutlichen zwischenmenschlichen Zuspruch suchen und brauchen. Und die sollte der "große Schweiger“ nicht einfach ignorieren.

Typ 2: Loben ist ihm peinlich

Dieser Chef scheut jegliche Emotionalität wie der Teufel das Weihwasser. Ihm rutscht niemals ein privates Wort raus. Er tobt nicht, aber er lobt auch nicht. Er funktioniert am liebsten nur. Und loben hat für ihn sehr viel mit Emotionen zu tun. Er betrachtet das als eine Art Sympathiebekundung, als Ritterschlag der Person und nicht unbedingt der Arbeit. Ihm unterläuft hier also ein klassischer Denkfehler. Um diesen Vorgesetzten dazu zu kriegen, dass er sich entsprechend äußert, muss man selbst aktiv Feedback einfordern und jegliches Abschweifen in unsachliche Themen vermeiden.

Typ 3: Angst vor Forderungen

Dieser Chef befürchtet, dass der Gelobte die Gelegenheit beim Schopfe packt und für die geleistete gute Arbeit eine "Gegenleistung“ verlangt, etwa in Form einer Gehaltserhöhung oder einer "Sonderbehandlung“.

Zu einer guten Arbeitsatmosphäre gehört es aber nun mal, dass der Chef seinen Mitarbeitern gegenüber Lob ausspricht. Damit dieses "richtig“ rüberkommt und die gewünschte Wirkung entfaltet, sollten Sie folgende Regeln beachten: Lob für den Mitarbeiter ist etwas anderes, als wenn man einem kleinen Kind über den Kopf streichelt. Lob soll einem Mitarbeiter vermitteln, dass man Respekt vor seiner Leistung hat und diese anerkennt.

Lob hat auch einen psychologischen Vorteil: es betont das Positive in der Arbeitsbeziehung und lenkt damit den Fokus des Vorgesetzten und des Arbeitnehmers darauf. Die Stimmung dreht sich um die guten Ergebnisse und nicht nur um Probleme.

Auch gilt in Bezug auf das Lob des Mitarbeiters der alte Spruch: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus. Ein Mitarbeiter, der sich anerkannt und respektiert fühlt, hat keinen Grund, mit seinem direkten Vorgesetzten unzufrieden zu sein. Und letztendlich sind Führungskräfte immer auch Vorbilder: wie Sie mit Ihren Mitarbeitern umgehen, prägt den Umgang der Leute untereinander. Geizen Sie mit Lob, haben auch die Kollegen keinen Grund, sich gegenseitig mit Respekt und Anerkennung zu überschütten. (Marzena Sicking) / (map)
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