Jugend ist wichtiger als Erfahrung

Die meisten Arbeitgeber wissen inzwischen, dass sie künftig verstärkt auch auf ältere Mitarbeiter setzen müssen. In der Praxis herrscht aber noch immer der Jugendwahn.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wenn es darum geht, ob ein Posten mit einem älteren oder einem jüngeren Mitarbeiter besetzt werden soll, haben die "alten Hasen" so einiges zu bieten: sie sind erfahren, teamorientiert und stressresistent. Das bestätigt auch eine Studie der Universität Müster, bei der mehr als 40.000 Datensätze ausgewertet wurden.

Wie das Weiterbildungsportal "Manager Seminare" berichtet, zeigt das Ergebnis außerdem, dass ältere Menschen im Arbeitsleben mit Emotionen deutlich besser umgehen können als jüngere. Besonders wichtig für Arbeitgeber: Ältere sind eine besondere Bereicherung für Teams. Denn während die jungen Leute noch einer Karriere hinterherjagen und deshalb vor allem die eigenen Interessen vertreten, sind die erfahrenen Mitarbeiter schon deutlich entspannter und haben eher das Große und Ganze im Blick.

Empfindlich würden ältere Mitarbeiter allerdings reagieren, wenn sie das eigene Wissen nicht anwenden bzw. weitergeben dürfen, und wenn im Team ein Mangel an Respekt herrsche. Darüber werden sich in der Praxis aber wohl nicht nur ältere Semester ärgern. Als eindeutiges Vorurteil wurde hingegen die Annahme entlarvt, ältere Mitarbeiter seien oft unflexibel. Hier zeigt die Auswertung, dass dies nur zutrifft, wenn Arbeitnehmer lange Zeit an ein und demselben Arbeitsplatz verbracht haben. Wer hingegen schon an verschiedenen Stellen oder in verschiedenen Unternehmen gearbeitet hat, kann sich auch in reiferen Jahren gut auf neue Situationen einstellen.

Leider helfen diese Erkenntnisse in der Praxis aber noch nicht weiter, denn nach wie vor werden bei der Besetzung freier Stellen jüngere Bewerber bevorzugt – wenn auch teilweise unbewusst. Das zeigen jedenfalls die Experimente der Stanford University. Die Forscher wollten herausfinden, ob sich Personalverantwortliche eher für Profis oder eher für Newcomer entscheiden. Bei der Versuchsreihe entschieden sich die Teilnehmer durchgehend für die Neulinge, obwohl dies eindeutig die Wahl mit dem größeren Risiko war.

Die Forscher haben dafür eine Erklärung: Gerade weil die Einstellung eines Neulings mehr unsichere Faktoren mit sich bringt, müssen sich die Entscheider mit dieser Person stärker beschäftigen und somit bleibt sie stärker im Gedächtnis haften. Hinterlässt der Newcomer dann noch einen guten Eindruck, halten ihn die Verantwortlichen für ihren Favoriten, auch wenn die Faktenlage eher für den Kandidaten mit der größeren Erfahrung spricht.

Ein paar Brüche im Lebenslauf sind also gar nicht so schlecht, sie sorgen immerhin dafür, dass man noch auffällt. (map)
(masi)