Kleinkrieg am Arbeitsplatz nimmt zu

Kein Wunder, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt: Die Mehrheit der Arbeitnehmer wurde schon mal Opfer von Mobbing-Attacken. Zumindest werden Auseinandersetzungen mit Kollegen oft als absichtliche Schikane empfunden.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Ausgrenzung durch die Kollegen, das Verbreiten böser Gerüchte, die Zuteilung von sinnlosen Aufgaben, ständige Kritik an der Person und an der Arbeit: wenn solche Gemeinheiten regelmäßig auftreten, dann kann es sich um gezieltes Mobbing gegen einen Mitarbeiter handeln.

Wer glaubt, dass so etwas nur selten vorkommt, irrt gewaltig: In einer Umfrage von monster.de gaben 75 Prozent (!) der mehr als 1000 befragten Arbeitnehmer an, selbst schon mal Opfer von Mobbinghandlungen geworden zu sein. Weitere 15 Prozent haben mitbekommen, wie andere Kollegen gezielt angegriffen wurden. Schikanen, Intrigen und Ausgrenzung sind in unseren Büros inzwischen an der Tagesordnung, sagt jedenfalls dieses Ergebnis.

Allerdings ist nicht ganz klar, ob die Befragten tatsächlich zwischen den alltäglichen Konflikten im Büro und echtem Mobbing unterschieden haben. Denn inzwischen sprechen Betroffene auch schon von Mobbing, wenn es sich "nur" um eine normale Auseinandersetzung handelt – oder man sich eben einfach nicht leiden kann. Der Gesetzgeber zieht hier allerdings klare Grenzen, nicht jede atmosphärische Störung im Büro wird schon als Mobbinghandlung gewertet.

Ob die Sticheleien nun auch arbeitsrechtlich relevant sind oder nicht, sie wirken sich auf jeden Fall ausgesprochen negativ auf Gesundheit und Leistung der Mitarbeiter aus. Nur 10 Prozent der Arbeitnehmer sagen, dass in ihrer Firma ein angenehmes Arbeitsklima herrscht – ein Ergebnis, über das Arbeitgeber dringend nachdenken sollten.

Auch kann der Kleinkrieg am Arbeitsplatz zu Depressionszuständen, Schlaf- und Essstörungen und Muskelerkrankungen führen. Ausschlaggebend ist nicht die juristische Einschätzung der Taten, sondern vor allem das individuelle Empfinden des Arbeitnehmers: wer sich als Opfer und der Situation ausgeliefert fühlt, ist gefährdet, Schaden zu nehmen. Bis zu 20 Prozent der Betroffenen erkranken in Folge des Psychoterrors für mehr als sechs Wochen, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA). (Marzena Sicking) / (map)
(masi)