Das zweite Service Pack für Suse Linux Enterprise 11

Seite 2: Xen, KVM, Kernel, Treiber

Inhaltsverzeichnis

Die für 32-Bit-x86-Prozessoren ausgelegten Suse-Linux-Enterprise-Varianten für Server und Desktops können noch als Xen-Gast arbeiten, aber selbst nicht mehr mit Xen virtualisieren, da Suse den Xen-Hypervisor bei der 32-Bit-Variante der Distribution nicht mehr mitliefert. Den 64-Bit-Ausgaben liegt zur Virtualisierung sowohl KVM als auch Xen bei; bei der Desktop-Version wird der Einsatz von KVM allerdings nicht vom Support-Vertrag abgedeckt.

Beim Virtualisieren mit KVM unterstützt Suse nun bis zu 64 Prozessorkerne im Gast; allerdings lässt sich die Zahl der einem Gast zugeordneten Prozessorkerne im laufenden Betrieb nicht anpassen. Mit Hilfe des erstmals beiliegenden VirtFS (Plan 9 folder sharing over Virtio) sollen mit QEMU/KVM betriebene Gastsysteme schneller auf Teile des Host-Dateisystems zugreifen können, wenn das gewünscht ist. Der Suse-Support deckt ab den zweiten Service Pack den Einsatz von Windows als Gastsystem unter KVM ab; der Distributor rät bei solch einer Konfiguration zur Installation der WHQL-zertifizierten Virtio-Treiber für Windows, die Bestandteil des VMDP (Virtual Machine Driver Pack) für die Distribution sind.

Nach dem Sprung von Kernel 2.6.27 auf 2.6.32 beim ersten Service Pack wechselt Suse mit dem SP2 auf den im Sommer 2011 freigegebenen Kernel 3.0. In den Release Notes weist Suse darauf hin, es würde manche Programme verwirren, wenn die Versionsnummer eine Stelle weniger enthalte oder mit einer "3" beginnt. Solche Probleme könnte man umschiffen, indem man die Anwendungen mit Hilfe des Kommandozeilenprogramms uname26 aufruft; alternativ kann man Anwendungen mit Hilfe eines Pluggable Authentication Modules (PAM) im Kontext eines Kernels 2.6 starten.

Der neue Kernel soll einige Verbesserungen für Funktionen bieten, die gemeinhin unter dem Schlagwort RAS (Reliability, Availability and Serviceability, Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Wartbarkeit) laufen. Der Suse-Kernel bietet zudem den in Linux 3.2 eingezogenen CFS Bandwidth Controller, der die Prozessorzeit für einzelne Prozesse begrenzen kann; diese Funktion ist auch als "CPU Hard Limits" bekannt und für Umgebungen wichtig, wo der Kunde nicht mehr als die von ihm erworbene Prozessor-Zeit nutzen soll. Der Kernel verwendet zudem standardmäßig Transparent Huge Pages (THP), was Prozessor-Ressourcen zur Speicherverwaltung besser ausnutzt und den Verwaltungsaufwand in bestimmten Situationen reduzieren kann, was die Performance verbessert. Suse erläutert in den Release Notes allerdings auch, wie man die Technik deaktiviert, da sie die Performance in bestimmten Fällen verschlechtern kann.

Durch den Versionssprung beim Kernel erhielt die Server- und Desktop-Ausgaben der Distribution hunderte neuer und verbesserter Treiber – darunter etwa ein Treiber für USB 3.0. Zusammen mit einigen zusätzlich eingebauten Treiber-Updates bringt das zweite Service Pack Unterstützung für die Version 3.0 von Intels Intel Rapid Storage Technology (RSTe3.0) und soll besser mit iSCSI- und FCoE-Hardware umgehen können. Auch eine ganze Reihe neuerer WLAN-Bausteine von Intel werden nun unterstützt. Das Update bringt zudem Treiber für den Grafikkern der zweiten Generation von Core-i-Prozessoren (Sandy-Bridge). Das Service Pack enthält zudem Unterstützung für einige Funktionen, die Intels nächster Platform Controller Hub (PCH) bietet; dabei dürfte es sich um die "Panther Point"-Chips handeln, die zu den Ivy-Bridge-Prozessoren gehören, die Intel im zweiten Quartal vorstellen wird.

Auch einige Userland-Treiber hat Suse aktualisiert; die HPLIP-Treiber für Drucker- und Multifunktionsgeräte von HP liegen nun beispielsweise in Version 3.11.5 bei. OpenSSL kann Intels AES-NI (AES New Instructions) nutzen, über die neuere Intel-Prozessoren einige Aufgaben beim Ver- oder Entschlüsseln mit AES (Advanced Encryption Standard) erledigen. Die Unterstützung für Intels IAMT (Intel Active Management Technology) hat Suse entfernt, weil Intel diese nicht mehr pflegt.