Das zweite Service Pack für Suse Linux Enterprise 11

Seite 3: Geo Clustering, Fazit

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Der Support-Vertrag deckt nun auch den Einsatz der Sicherheitserweiterung SELinux ab. Suse hatte lange auf AppArmor gesetzt, Mitte 2008 dann aber mit dem Einsatz von SELinux begonnen, das ab SLE11 SP1 vom Suse-Support unterstützt wurde. SELinux bleibt aber standardmäßig ausgeschaltet.

Auch für Tomcat6 gewährt Suse nun vollen Support; zuvor war der Tomcat Servlet Container lediglich ein Bestandteil des Software Development Kits. Eine Handvoll Funktionen sind als Technology Preview eingestuft, für die Suse im Rahmen der SLE-Abonnements keine Unterstützung bietet; darunter der Betrieb mit einem geteilten, nicht beschreibbaren Root-Dateisystem oder der Internet Storage Naming Service (iSNS), der vom Design her nur für gesicherte interne Netze ausgelegt sei.

Die Release Notes für das Service Pack 2 der High Availability Extension erwähnen, dass neben einem "Local" oder "Metro Area" Cluster nun auch ein "Geographical Clustering" genannter Aufbau möglich sei. Anwendungen können bei diesem Szenario auf weit voneinander entfernten Cluster-Knoten laufen, die die Daten untereinander replizieren; das soll die Verfügbarkeit von Diensten und Daten garantieren, selbst wenn es an einem Cluster-Standort zu einem Brand oder einer Naturkatastrophe kommt. Support für solch eine Konfiguration liefert Suse bei Erwerb der "Geo Clustering for SUSE Linux Enterprise High Availability Extension Subscription".

  • Wie schon beim ersten Service Pack setzt Suse auf GCC 4.3.4 als Standard-Compiler und die Glibc 2.11.1 als Standard-C-Bibliothek. Auch beim X-Server (X.org 7.4) und den Desktop-Oberflächen (Gnome 2.28, KDE 4.3.5) gab es keine Versionssprünge.
  • Statt Suns Java stellt nun OpenJDK 1.6 die Standard-Laufzeitumgebung für Java-Software bei der Desktop-Variante von SLE11.
  • Zum Lieferumfang gehört nun der System Security Services Daemon (SSSD), der Vermittlungsdienste beim Authentifizieren über LDAP oder Kerberos übernehmen kann.
  • Zur Benennung von Netzwerkschnittstellen nimmt die Distribution das seit letztem Jahr bei einigen Distributionen eingesetzte Programm biosdevname zur Hilfe, das Netzwerkschnittstellen im Idealfall benennt, wie sie das Gehäuse oder das Mainboard bezeichnen.
  • Mit Erscheinen soll das zweite Service Pack von SLE11 als Betriebssystem in Amazons EC2 zur Verfügung stehen.
  • Yast bietet nun ein Modul zur Konfiguration von Netzwerk-Schnittstellen, die FCoE (Fibre Channel over Ethernet) beherrschen.
  • Wie schon beim ersten Service Pack können Anwender alternativ zu PHP 5.2 die Version 5.3 installieren; mit dem dritten Service-Pack plant Suse, PHP 5.2 zu entfernen.
  • Bei der Desktop-Ausgabe von SLE wird jetzt FreeRDP zum Verbinden mit Windows-Systemen über das Remote Desktop Protocol (RDP) unterstützt. Mit dem dritten Service Pack will Suse das Programm Rdesktop fallen lassen.
  • Der Musik-Player Banshee auf der Desktop-Variante von SLE bietet nun Unterstützung zur Synchronisation mit dem iPhone oder einem iPod.

Eine eigene Webseite zum zweiten Service Pack und dessen Release Notes erläutern eine Reihe weiterer Änderungen. Suse hat zudem die Dokumentation (Server, Desktop) aktualisiert und um einige neue Dokumente erweitert. Testversionen des zweiten Service Pack von SLE11 sind über die Download-Seite des früheren Suse-Eigentümers Novell erhältlich.

Service Packs erscheinen bei Suse typischerweise alle 18 Monate. Der reguläre Support für das erste Service Pack von SLE11 endet in 6 Monaten; über das optionale "Long Term Service Pack Support" liefert Suse je nach erworbenem Service-Paket noch 12, 24 oder 36 Monate länger Unterstützung für das erste Service Pack. Im Rahmen dieses Angebots kann man den regulär sieben Jahre umfassenden Pflegezeitraum auf zehn Jahre ausbauen.

Mit dem Snapshot-tauglichen Copy-on-Write-Dateisystem Btrfs, Container-Virtualisierung mit LXC und Geographical Clustering bringt das zweite Service Pack von Suse Linux Enterprise 11 eine Reihe größerer Neuerungen, die es so in der Linux-Welt noch nicht gibt. Speziell eine ordentliche Container-Virtualisierungslösung fehlt schon lange; auch die Mitbewerber Red Hat und Oracle haben ihre Produkte in diese Richtung verbessert oder sind dabei.

Interessant wird zu beobachten sein, wie sich Btrfs in der Praxis schlägt. Alleine oder zusammen mit Suses Snapper bringt es einige interessante Funktionen – ein Dateisystem anzubieten, das noch keine Mainstream-Distribution als Standard-Dateisystem eingesetzt hat, ist aber schon ein mutiger Schritt. (thl) (thl)