Fedora 8 – Werwolf in Freiheit

Seite 2: Fedora 8 – Werwolf in Freiheit

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Fedora setzt bei der neuen Distribution auf den vor knapp einem Monat vorgestellten Linux-Kernel 2.6.23. Ihn erweiterten die Entwickler unter anderem um die High Resolution Timers für die x86-64-Architektur, die der von Linus Torvalds betreute offizielle Kernel erst ab Version 2.6.24 mitbringen wird. Auch die sieben in den Entwicklerkernel von 2.6.24 integrierten neuen Treiber für WLAN-Hardware von ADMtek, Broadcom, Intel, Intersil und Ralink liegen Fedora 8 bereits bei. Zudem liefert die Distribution für Atheros-WLAN-Hardware zu Testzwecken auch den noch experimentellen Treiber ath5k aus; dessen indirekten Vorgänger Madwifi hingegen spart Fedora weiterhin aus, da er einen nicht im Quellcode erhältlichen Bestandteil aufweist.

Für Xen 3.1 liefert die achte Fedora-Version genau wie die siebte einen um die umfangreichen Xen-Patches erweiterten Linux-Kernel 2.6.21 mit. Dem fehlen viele Treiber für in den vergangenen Monaten neu vorgestellte Hardware-Komponenten. Auf modernen Systemen mit Virtualisierungsfunktionen im Prozessor empfiehlt sich daher eher das Fedora ebenfalls beiliegende KVM (Kernel based Virtual Machine), das unter dem Standard-Kernel arbeitet. Das Aufsetzen und Verwalten der virtuellen Gäste gelingt bei beiden Lösungen komfortabel über die Kommandozeile oder den grafischen Virtual Machine Manager (virt-manager). KVM und Xen arbeiten indes beide nur auf 32-Bit- und 64-Bit-x86-Architekturen; die von Fedora 8 ebenfalls unterstützten PPC-Systemen müssen ohne die Virtualisierungslösungen auskommen.

Über den Virt-Manager lassen sich virtuelle Gastsysteme komportabel verwalten

Als Standard-C-Bibliothek liegt die Glibc in der Version 2.7 bei, die die betreuenden Red-Hat-Entwickler einige Tage vor der Fedora-8-Einführung veröffentlichten. Beim Compiler ist Fedora nicht ganz auf der Höhe der Zeit und setzt weiter auf GCC 4.1, obwohl die Verwalter der Compiler-Suite bereits vor einigen Monaten die 4.2-Reihe starten. Die Fedora-Entwickler wollen die aktuelle GCC-Serie jedoch überspringen und haben daher laut eigener Aussage viele der besseren Features aus 4.2 in den Fedora-GCC zurückportiert, aber die weniger guten beiseite gelassen.

Der FORTIFY_SOURCE-Schutz beim Kompilieren mit dem Fedora-GCC soll einige Security-Exploits nun auch bei C++-Code unterbinden. Ferner setzt Fedora weiter auf SELinux, um etwa die Zugriffe der Software auf ein Mindestmaß einzuschränken – wenn ein Einbrecher doch mal eine Server-Anwendung als Einfallstor missbraucht, soll er so keinen ernsthaften Schaden anrichten können. Auch Kiosk-Systeme kann SELinux nun absichern und das SELinux-Troubleshooting-Tool soll sich nun einfacher bedienen lassen.

Beim X-Server ist Fedora genau wie die aktuellen OpenSuse- und Ubuntu-Versionen noch beim X-Server 1.3 – den Entwicklern war die Version 1.4 aus X.org 7.3 noch nicht robust genug. 3D-Effekte lassen sich wie schon seit Fedora Core 6 bei Grafiktreibern mit Aiglx-Unterstützung nutzen; Xgl bieten die offiziellen Paket-Depots nicht an. Die von Compiz 0.6.2 umgesetzten Grafikeffekte lassen sich über ein Programm in den Systemeinstellungen einfach einschalten. Aufwendigere 3D-Effekte gelingen mit der über die Fedora-Paketdepots erhältlichen Compiz-Erweiterung Compiz-Fusion. Dessen Plug-ins lassen sich über den optionalen und als Test-Update angebotenen Compiz Config Settings Manager (ccsm) komfortabel konfigurieren.

Proprietäre Treiber lassen sich aus auf Fedora abgestimmten RPM-Depots nachladen

Einige der neueren AMD/ATI-Karten der X1000- oder HD-2000-Serien lassen sich mit dem neu aufgenommenen Avivo-Treiber einsetzen, dessen Programmierer bei der Entwicklung auf Reverse Engineering zurückgriffen. Den bislang vornehmlich von Novell-Ingenieuren in Zusammenarbeit mit AMD entwickelten Radeonhd-Treiber für die beiden neusten Grafikchipgenerationen vom AMD/ATI wollen die Fedora-Entwickler wohl in Kürze als experimentelles Update nachreichen. Proprietäre Grafiktreiber fehlen wie üblich im ausschließlich auf Open-Source-Software basierenden Fedora – sie lassen sich aber über externe RPM-Paket-Depots ohne viel Aufwand nachinstallieren.

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