Plug-in-Hybrid von Skoda: Der Superb iV im Test
Im Passat GTE wird der Plug-in-Hybrid schon länger angeboten, nun ist er auch im Skoda Superb iV zu haben. Eine gute Wahl?
So ein ganz kleines bisschen waren die ersten Meter mit dem Superb iV ein Déjà-vu. Es muss im Spätherbst der DDR gewesen sein, da war ich erstmals Mitfahrer in einem der letzten Exemplare aus Skodas Heckmotor-Ära. Das Auto kam mir, in automobiler Hinsicht zwischen Wartburg und Trabant groß geworden, wahnsinnig leise vor.
Corona sei verflucht, fliegender Wechsel vor Florians Haustür von meinem OM651 in den Superb iV und – Ruhe. Mein T-Modell ist wirklich nicht schlecht gedämmt, aber der Diesel setzt sich akustisch durch. Gerade in der Stadt, aber weitgehend auch über Land unterbietet der Skoda im E-Modus den Mercedes in dieser Hinsicht wohltuend. Abroll-, Fahrwerks- und Windgeräusche sind im Superb deutlicher zu vernehmen, je höher das Tempo, desto markanter fällt das auf. Bei langsamer Fahrt aber weist der Plug-in-Hybrid nahezu lautlos in eine Zukunft, auf die man sich freuen darf.
Die Batterie
Der Plug-in-Hybridantrieb ist im Superb neu, im VW Passat GTE (Test) gibt es ihn schon geraume Zeit. 2019 hat Volkswagen die Bruttokapazität auf 13 kWh angehoben. Im Fahrzeugschein des Superb iV stehen 10,4 kWh, mein Messgerät registrierte inklusive Ladeverlusten zwischen 10,8 und 11,3 kWh, die nötig waren, um eine leere Batterie komplett aufzuladen. Mit Vorheizung waren es rund 2,5 kWh mehr.
Auch hier reicht die Leistung, die über den serienmäßigen Ladeblock maximal möglich ist, nicht aus, um die Heizung allein zu versorgen. Sie bedient sich aus Batterie und Netzstrom parallel, was zur Folge hat, dass der Speicher nicht zur gewünschten Abfahrtszeit voll geladen ist, sondern etwa 20 Minuten später.
Ladung an 230 Volt
Der mitgelieferte Ladeziegel ist mit 10 Ampere abgesichert, auf diesem Weg ist also bei 2,3 kW die maximale Ladeleistung erreicht. Das einphasige Ladegerät im Auto ist mit 3,6 kW angegeben, die sich nur mit einer Wallbox ausschöpfen lassen – dann dürfte der Effekt mit nicht komplett geladener Batterie zur Abfahrtszeit inklusive Vorheizung etwas geringer sein. Bei 3,6 kW ist auch die maximale Ladeleistung erreicht, eine Schnellladung an einer Gleichstromquelle ist nicht möglich.
Das Messgerät offenbart noch mehr: Auf den letzten 10 Prozent geht es rapide abwärts, was die Ladeleistung betrifft. Die möglichen 2,3 kW werden bis etwas über 85 Prozent gehalten, danach geht es runter bis auf ca. 1,2 kW. Für eine komplette Aufladung mit maximal 10 A sind knapp 6 Stunden einzuplanen. Mit 3,6 kW sollen es 3,5 Stunden sein, was glaubhaft erscheint. Die Frage, wie viele Menschen sich eine Wallbox zulegen, um bis zu 1,3 kWh pro Stunde mehr in die Batterie zu pumpen, können wir nicht beantworten. Wer den Superb vor allem zum Pendeln nutzt, wird mit der serienmäßigen Ladeleistung vermutlich meistens hinkommen.
Verbrauch
Die elektrische Reichweite lag auf leeren Landstraßen bei 12 Grad Außentemperatur bis zu 47 Kilometern, kumuliert signalisierte der Bordcomputer zwischendurch sogar 51 km. Skoda nennt im WLTP eine E-Reichweite zwischen 47,2 und 55,6 km – das ist also erreichbar. Inklusive Ladeverlusten kamen wir auf einen Minimalverbrauch von 23,7 kWh/100 km, ohne Ladeverluste waren es laut Anzeige des Bordcomputers minimal 19,8 kWh/100 km. Im Schnitt kamen wir 26,5 kWh inklusive und 23 kWh exklusive Ladeverluste. Das liegt unter den Werten des Mercedes B 250e, was zwei Gründe hat. Zum einen lagen die Temperaturen im Superb-Test rund 10 Grad höher, zum anderen hat die Corona-Pandemie die Straßen geleert.
Test: Skoda Superb iV (31 Bilder)
(Bild: Franz-von Ahn)
Auffällig ist, dass der Stromverbrauch sinkt, wenn die Fahrt nicht aus vielen Kurzstrecken, sondern am Stück erfolgt. Der Grund dafür ist weder beim E-Motor noch beim Speicher zu suchen. Der E-Motor sitzt am Doppelkupplungsgetriebe DQ400e. Dessen sechs Liter Öl wollen durchwärmt sein, bevor sie ihren Widerstand deutlich verringern. Effizienter wäre eine elektrische Sekundärachse, für die mutmaßlich kein Platz und auf jeden Fall kein Budget da war.
CO2-Bilanz
Bezogen auf die vom UBA geschätzten CO2-Emissionen der Stromerzeugung des Jahres 2019 (401 Gramm CO2/kWh) und unseren Durchschnittsverbrauch inklusive Ladeverlusten ergibt sich ein CO2-Wert von knapp 106 Gramm je Kilometer. Plug-in-Hybride sind nicht so sparsam wie batterieelektrische Autos, doch zumindest wird ihr CO2-Eintrag durch die Energiewende mit jedem Jahr etwas besser. Basierend auf den UBA-Zahlen für das Jahr 2018 (468 Gramm CO2 je kWh) wären es noch 124 Gramm CO2 je km gewesen. Aktuell erfüllt der Superb iV nur die Abgasnorm Euro 6d-Temp, die Umstellung auf die ab Januar 2021 verpflichtende Euro 6d ISC-FCM ist erst in Vorbereitung.
Verbrenner
Der 1,4-Liter-Benziner aus der Baureihe EA211 wird nur noch im Plug-in-Hybrid verbaut, als alleiniger Motor wurde er durch den 1,5-Liter (EA211 Evo) ersetzt. Er leistet hier 115 kW (156 PS) und bietet 250 Nm, die zwischen 1550 und 3500/min anliegen. Der E-Motor steuert 85 kW und 330 Nm bei. Im Zusammenschluss ergeben sich 160 kW und 400 Nm. Der Superb Combi erreicht damit bis zu 224 km/h, wer mag, kann aus dem Stand nach 7,8 Sekunden 100 km/h schnell sein. Damit ist er ähnlich flott wie der nominell 20 kW schwächere Superb mit Benziner, der rund 200 kg weniger wiegt. Mit 1752 kg Leergewicht (inklusive 75-kg-Normfahrer) ist der Superb aber noch immer leichter als der B 250e oder der Peugeot 3008 Hybrid4 (Test).
Unterwegs zeigt sich, dass man allein mit den 85 kW des E-Motors bereits recht gut zurechtkommt. Für das tägliche Rumrollen auf vollen Straßen ist das trotz der Masse, die hier bewegt werden muss, genug, sofern man nicht den Anspruch hat, in der endlosen Pendler-Kolonne unbedingt ein paar Plätze weiter vorn mitzuschwimmen. Wer ein hohes Tempo auf der Autobahn anstrebt, wird feststellen, dass der Fahreindruck etwas hinter dem zurückbleibt, was die 160 kW Systemleistung suggerieren. Hier wirkt der 190-PS-Diesel kräftiger. Flottes Fahren ist aber auch nicht zwingend die Lieblingsdisziplin des Superb. Auf der Landstraße entpuppt er sich bei schneller Fahrt als unspektakulärer Untersteuerer, auf der Autobahn fällt bei sehr hohem Tempo eine etwas nervöse Lenkung auf. Die Dämpfer sprechen viel feiner an als im Vorgänger, ohne das Abtastverhalten des sehr viel teureren BMW 5ers (Test) zu bieten.
Spät rau
Wer nicht nachlädt, kommt bei halbwegs gemäßigter Fahrweise auf einen Verbrauch von etwa 6,5 Liter, nach oben sind mit Vorsatz selbstverständlich problemlos Zehn Liter plus X möglich. Der Antriebsstrang wird erst bei hohen Drehzahlen rau im Tonfall, was der vergleichsweise sparsam gedämmten Umgebung entgegenkommt. Der Superb ist ähnlich groß wie eine deutlich teurere Mercedes E-Klasse, doch in dieser Hinsicht wird der Unterschied hörbar. Das soll den Superb nicht abwerten, er ist für sich betrachtet keineswegs laut – und kostet halt auch dramatisch weniger als eine E-Klasse.
Gutes Licht
Der Superb ist 2019 sanft überarbeitet worden. Neu ist die Option auf Matrix-Licht. Im Testwagen erwies sich das als lohnenswerte Investition, sofern es nicht ohnehin in der gewählten Ausstattungsstufe serienmäßig ist. Die Schattensetzung funktioniert recht zuverlässig, Klagen von anderen Verkehrsteilnehmern waren sehr selten. Auch der Abstandstempomat inklusive selbstständiger Berücksichtigung von Tempolimits zeigte einen hohen Reifegrad.
Nervender Hinweis
Richtig nervend war dagegen der hartnäckige und unnötige Hinweis des Spurhalteassisteten, doch bitte die Hände ans Lenkrad zu nehmen, wenn der Streckenverlauf mal ein paar Hundert Meter keinen Lenkeingriff nötig machte. Dabei waren die Hände stets am Steuer. Auch dieser Skoda erforderte also hin und wieder einen kleinen Schlenker zur Bestätigung, dass der Fahrer noch da ist. Diese Schwäche hat die Marke nicht allein, es gibt sie auch bei anderen Herstellern. Hier ist sie aber besonders ausgeprägt und so störend, dass ich diesen Helfer dauerhaft stilllegen würde. Nicht ganz so lästig ist, dass der Superb den gewählten Fahrmodus bei jedem noch so kurzen Stopp vergisst. In einer ansonsten recht durchdacht programmierten Umgebung fallen solche Kleinigkeiten auf.
Test: Skoda Superb iV (0 Bilder)
Aufgefallen ist auch der mit 750 Euro gar nicht billige Alcantara-Innenhimmel. Der sieht wirklich nobel aus und passt zu den sonstigen Flächen, die im Testwagen damit bezogen waren. Ohnehin war die Verarbeitung in „unserem“ Superb nahezu makellos. Spaltmaße außen wie auch die Zusammensetzung der Verkleidungen innen waren akkurat.
Ohne Subwoofer
Das große Infotainmentsystem ist größtenteils intuitiv zu bedienen, der Berührungsbildschirm reagiert rasch und zuverlässig auf Eingaben. In einigen Menüs gibt es auch eine Gestensteuerung, bei der es meistens ein paar Anläufe braucht, bis sie begriffen hat, was man von ihr will. In der Form ist das wenig hilfreich, um nicht zu sagen: überflüssig. In den Modellen mit alleinigem Verbrenner kommt das optionale Soundsystem von der deutschen Firma Canton, im Superb iV wird der Lieferant nicht genannt. Hier fehlt dann der Subwoofer, was durchaus hörbar ist - bei tiefen Frequenzen fehlt dem System ein bisschen der Mumm. Für die 450 Euro Aufpreis, die Skoda dafür verlangt, ist der Klang insgesamt aber ordentlich.
Geschrumpft
Die Batterie für den Hybridantrieb schränkt das Kofferraumvolumen ein: Statt 660 sind es hier nur noch 510 Liter. Zur groben Einordnung: Im etwas längeren T-Modell der Mercedes E-Klasse bleiben nach der Hybridisierung 480 von 640 Litern übrig. Wir maßen im Superb 117 cm in der Tiefe, 101 cm zwischen den Radhäusern und 46,5 cm zwischen Kofferraumboden und Abdeckung. Was dem Superb iV gegenüber den Modellen mit alleinigem Verbrenner fehlt, ist der Freiraum unter dem Ladeboden. Wer den ohnehin nie nutzt, wird nichts vermissen.
Vorgewagt
Einen Superb iV Combi gibt es ab 42.590 Euro, in der von uns gefahrenen Ausstattungslinie Sportline sind es 48.790 Euro. Der üppig ausstaffierte Testwagen kam auf knapp 58.000 Euro Listenpreis. Das ist fraglos viel Geld und eine Preisregion, in die sich Skoda noch vor wenigen Jahren nicht gewagt hätte. Es sei aber angemerkt, dass der Superb gegenüber vergleichbar langen Kombis noch immer ein faires Angebot mit konkurrenzloser Raumfülle ist. Mit der Subventionierung von Plug-in-Hybriden, die sich Hersteller und Steuerzahler teilen, unterbietet er den Diesel finanziell deutlich, ohne ihm direkt Konkurrenz zu machen. Denn wer schnell und mit geringem Kraftstoffverbrauch weite Strecken fahren will oder vielmehr muss, wird den Diesel vorziehen. Für den Durchschnittspendler erscheint die Option, zumindest einen Teil der alltäglichen Strecken elektrisch fahren zu können, aber überlegenswert. Allein die noch ungewöhnliche „Ruhe“ hat das Zeug dazu, viele zu überzeugen.
Der Hersteller hat die Kosten für die Überführung übernommen und den Testwagen gestellt. Der Autor hat die Energiekosten übernommen.
Datenblatt
Hersteller | Skoda |
Modell | Superb iV Combi |
Motor und Antrieb | |
Motorart | Plug-in-Hybrid |
Benziner | |
Zylinder | 4 |
Ventile pro Zylinder | 4 |
Hubraum in ccm | 1395 |
Bohrung x Hub | 74,5 x 80 |
Leistung in kW (PS) | 115 (156) |
bei U/min | 5000 bis 6000 |
Drehmoment in Nm | 250 |
bei U/min | 1550 bis 3500 |
E-Motor | |
Leistung in kW (PS) | 85 kW (116 PS) |
maximales Drehmoment in Nm | 330 |
Systemleistung in kW (PS) | 160 (218) |
Antrieb | vorn |
Getriebe | DSG (DQ400E) |
Gänge | 6 |
Fahrwerk | |
Spurweite vorn in mm | 1584 |
Spurweite hinten in mm | 1570 |
Radaufhängung vorn | MacPherson-Federbeine mit Dreiecksquerlenkern undTorsionsstabilisator |
Radaufhängung hinten | Mehrlenkerachse mit einem Längslenker, drei Querlenkern undTorsionsstabilisator |
Lenkung | Direkte Zahnstangenlenkung mit elektromechanischer Servolenkung |
Wendekreis | 11,1 |
Reifengröße | 235/45 R18 |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 4862 |
Breite in mm | 1864 |
Höhe in mm | 1477 |
Radstand in mm | 2841 |
Kofferraumvolumen in Litern | 510 |
max. Kofferraumvolumen in Litern | 1800 |
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck | 1752 |
Zuladung in kg | 614 |
Dachlast in kg | 100 |
Anhängelast in kg (gebremst) | 1600 |
Tankinhalt in Litern | 50 |
Batteriekapazität in kWh | 13 kWh brutto / 11 kWh netto |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden | 7,8 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 224 |
Verbrauch | |
Verbrauch WLTP in Litern/100 km | 1,5 bis 1,7 |
Testverbrauch Minimum Strom in kWh/100 km | 19,8 |
Testverbrauch Strom Durchschnitt in kWh/100 km | 23 |
Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Daten Stand | April 2020 |
Preisliste
Modell | Skoda Superb Combi |
Ausstattungslinie | Sportline iV |
Preis für diese Ausstattungslinie | 48.790 |
Infotainment | |
DAB+ | Serie |
USB-Anschluss | Serie |
Soundsystem | 450 |
Navigationssystem | ab 1890 |
Freisprecheinrichtung | Serie |
Head-up-Display | - |
Digitales Kombiinstrument | 390 |
Assistenz | |
Tempomat | Serie |
Abstandstempomat | 820 |
Einparksensoren vorn | 310 |
Einparksensoren hinten | Serie |
Einparkassistent | 630 |
Rückfahrkamera | 360 |
Totwinkelwarner | - |
Müdigkeitserkennung | 50 |
Spurhalteassistent | ab 1020 |
Matrix-Licht | Serie |
Funktion | |
LED-Scheinwerfer | Serie |
elektrische Heckklappe | Serie |
Alarmanlage | 300 |
schlüsselloser Zugang | Serie |
adaptives Fahrwerk | Serie |
Komfort | |
Standheizung | 1090 |
beheizbare Windschutzscheibe | 270 |
Sitzheizung | Serie |
Sitze mit Alcantarabezug | Serie |
Innenhimmel Alcantara | 750 |
beheizbares Lenkrad | 140 |
Lederlenkrad | Serie |
Klimaautomatik | Serie |
Schiebedach | 1250 |
Sonstiges | |
Metalliclack | ab 370 |
Leichtmetallfelgen | Serie |
Preisliste Stand | April 2020 |
(mfz)