Kein Vertrauen mehr in Supermicro: Wirtschaftsprüfer EY legt Mandat nieder
Ernst&Young sollte die Bücher des Serverherstellers für das abgelaufene Geschäftsjahr prüfen, stieß aber auf Ungereimtheiten. Der Aktienkurs reagierte prompt.
(Bild: Dario Lo Presti/Shutterstock.com)
Der Serverhersteller Supermicro ist gezwungen, sich nach einem neuen Wirtschaftsprüfer umzuschauen. Das Unternehmen Ernst&Young (EY), im März 2023 von Supermicro zur Prüfung der Bücher engagiert, hat sein Mandat niedergelegt. Der Supermicro-Aktienkurs stürzte nach der Mitteilung ab.
In einer Pflichtmitteilung an die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC (Stock Exchange Commission) teilte Supermicro mit, dass Ernst & Young bereits vor einer Woche die Segel gestrichen habe, mitten in der Prüfung der Finanzunterlagen des abgelaufenen Geschäftsjahrs. Das ging bei Supermicro vom 1. Juli 2023 bis zum 30. Juni 2024.
Bereits Ende Juli 2024, also kurz nach dem Stichtag, hatten die Wirtschaftsprüfer bei der Konzernleitung schwere Bedenken bezüglich deren finanziellen Berichtswesens angemeldet. Supermicro hatte daraufhin eine Untersuchung durch externe Rechtsanwalts- und Finanzkanzleien angestoßen, die Ende Oktober bislang nicht abgeschlossen ist.
Wirtschaftsprüfer ohne Vertrauen
Einige der Zwischenergebnisse erregten jedoch erhebliches Missfallen bei Ernst&Young, denn die erhoben nun schwere Vorwürfe. Supermicro verstoße gegen zwei Grundsätze ethischen unternehmerischen Handelns. Das Unternehmen zeige weder eine ausreichende Verpflichtung zu Integrität und ethischen Werten, noch nehme es seine Kontrollfunktion ernst genug. Auch könnten die Auditoren der Wirtschaftsprüfungskanzlei weder den Darstellungen der Supermicro-Führung noch dem unternehmenseigenen Prüfgremium vertrauen. EY sei, so das Kündigungsschreiben, "nicht gewillt, mit den Finanzberichten der [Supermicro-]Führung in Verbindung gebracht zu werden".
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Der Serverhersteller hält sich derweil bedeckt und verweist auf laufende Untersuchungen zu dem Thema. Das hinderte den Börsenkurs nicht daran, einen rasanten Sturzflug einzulegen – zwischenzeitlich gab das Papier um über 30 Prozent nach. Am kommenden Dienstag (5. November) will Supermicro in einem Webcast vorläufige Informationen zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 veröffentlichen.
Umfangreiche Vorwürfe seitens Investor
Supermicro war kürzlich Gegenstand umfangreicher Vorwürfe des Analyseunternehmens Hindenburg Research. Als Shortseller verdient Hindenburg Geld durch Wetten auf fallende Aktienkurse, hat also ein ausgeprägtes Eigeninteresse an schlechten Nachrichten. In einem Bericht behauptete Hindenburg, einen Kronzeugen für unethische familiäre Verflechtungen zwischen Zulieferern und dem Serverhersteller aufgetan zu haben. Die Familie des Supermicro-Chefs Liang kontrolliere verschiedene Zulieferbetriebe. Ob die nun erfolgte Trennung von Ernst&Young einen ähnlichen Grund hat, ist derzeit noch unklar.
(cku)