Indie-Labels gegen die Fusion von BMG und Sony

Während Sony und Bertelsmann in Eingaben zum Wettbewerbsverfahren bei der EU-Kommission ihre geplante Fusion verteidigten, verlangen unabhängige Labels und Produzenten ein Verbot der Elefantenhochzeit im Musikgeschäft.

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Von
  • Jürgen Kuri

Während Sony und Bertelsmann Music Group (BMG) in Eingaben zum Wettbewerbsverfahren bei der EU-Kommission ihre geplante Fusion verteidigten, verlangen unabhängige Labels und Produzenten ein Verbot der Elefantenhochzeit im Musikgeschäft. Vor wenigen Tagen zeigte sich auch die EU-Kommission recht skeptisch über die Fusionspläne, da die europäischen Kartellwächter negative Einflüsse auf die Preispolitik der Branche befürchten. BMG zumindest zeigte sich aber zuversichtlich, dass die eingereichte Erwiderung alle Einwände gegen die geplante Fusion beantwortet.

Sony und Bertelsmann haben zudem für den 14. und 15. Juni eine mündliche Anhörung in Brüssel beantragt, um weitere Argumente vorbringen und auf die Einwände auch der Konkurrenz eingehen zu können. Dabei dürften auch die Indies eine Rolle spielen: Vertreter von Impala, dem Verband der unabhängigen Labels, argumentierten in Brüssel, eine weitere Konzentration werde den Marktzugang für die Konkurrenz weiter gefährden, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Das ist auch für Verbraucher und Künstler schlecht", sagte Impala-Vizepräsident Patrick Zelnik. Das gelte für den ohnehin kriselnden Markt wie jenem für Tonträger ganz besonders.

Bertelsmann und Sony sehen die Gründe für die Fusion vor allem in Veränderungen auf dem Musikmarkt, zu denen sie, wie von den Großen der Branche mittlerweile gewohnt, auch Tauschbörsen und illegale Kopien zählen, die sie für Umsatzrückgänge verantwortlich machen. Das sehen die Indies allerdings nicht ganz so: Die Majors seien weit gehend selbst für ihre Verluste von Marktanteilen verantwortlich, hieß es von Impala.

Eine Entscheidung im EU-Prüfverfahren soll bis 22. Juli fallen. Im Falle einer Fusion würde der weltweit zweitgrößte Anbieter von bespielten Tonträgern entstehen. Bisher ist Sony bereits alleine die Nummer zwei auf dem von fünf Großkonzernen maßgeblich bestimmten Plattenmarkt, hinter Marktführer Universal Music und vor EMI sowie Warner Music. BMG ist hinter Warner die kleinste der fünf großen Firmen. Die verbleibenden vier großen Anbieter würden in Europa wie in den meisten nationalen Märkten des Europäischen Wirtschaftsraums einen Marktanteil von ungefähr 80 Prozent erreichen. In Sony BMG sollen nach Auskunft der beiden Mutterkonzerne die Sparten für das Tonträgergeschäft von BMG und Sony zusammengelegt werden. Die Musikverlage, die Auslieferung und die CD- und DVD-Produktion beider Konzerne sind nicht von der Fusion betroffen. Auch das japanische Musikgeschäft von Sony würde nicht bei Sony BMG angesiedelt. (jk)