Roboter birgt hochradioaktives Material aus havariertem AKW Fukushima

Ein Roboter hat eine hochradioaktive Probe aus dem 2011 zerstörten Atomkraftwerk in Fukushima geborgen. Dem waren einige Pannen vorausgegangen.

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TEPCO-Mitarbeiter bereiten den Roboterzugang zum Reaktorkern vor.​

TEPCO-Mitarbeiter bereiten den Roboterzugang zum Reaktorkern vor.

(Bild: TEPCO (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.

Wissenschaftlern der Tokyo Electric Power Company Holdings (TEPCO), Betreiberfirma des 2011 bei einem Tsunami zerstörten japanischen Atomkraftwerks in Fukushima, ist es mit einem speziell entwickelten Roboter gelungen, ein winziges Stück hochradioaktives Material aus einem der drei Reaktorkerne zu bergen. Das teilte TEPCO am Samstag mit. Die Probe soll unter anderem Aufschluss darüber geben, wie schnell das radioaktive Material beseitigt werden muss.

Die etwa 5 Millimeter große und 3 Gramm schwere Probe hat der Roboter aus einem Haufen geschmolzener Brennelemente herausgeschnitten, nachdem er über ein mehrteiliges Rohr (PDF) durch einen Zugang im primären Sicherheitsbehälter des Reaktors Daiichi 2 eingedrungen war. Durch das Rohr wurde der Roboter an einem Seil abgelassen und ist dann etwa 6 m weit in das Innere vorgefahren. Die Probe entnahm der Roboter mit einer Zange, um sie in einem Sicherheitsbehälter abzulegen. Der Behälter wurde dann von TEPCO-Mitarbeitern in Sicherheitsausrüstung geborgen.

Nun muss geprüft werden, ob die Probe überhaupt verwendet werden darf. Denn ein zuvor festgelegter radioaktiver Grenzwert darf nicht überschritten werden, um die Probe in unterschiedlichen Laboren überhaupt untersuchen zu können. Wissenschaftler der AKW-Betreiberfirma sind sich jedoch sicher, dass die Probe klein genug ist, sodass der Grenzwert nicht überschritten wird.

Die Bergungsmission stand anfangs unter keinem guten Stern. Im August wurde der Roboter auf seine zweiwöchige Tour geschickt, musste jedoch wegen eines Fehlers gestoppt werden. Arbeitern unter Strahlenschutzausrüstung gelang es aufgrund fehlerhaft zusammengebauter Rohre nicht, den Roboter schnell genug zu platzieren, ohne dabei der Strahlung zu lange ausgesetzt zu sein. Bei einem zweiten Anlauf waren die beiden Kameras des Roboters ausgefallen, sodass die Roboteroperatoren ihn nicht auf Sicht steuern konnten. Der Roboter musste deshalb komplett ausgetauscht werden. Erst danach erfolgte der nun geglückte Anlauf.

Von der radioaktiven Probe erwartet sich TEPCO, genauere Erkenntnisse über den Ablauf der Katastrophe zu erlangen. Außerdem sollen über eine Analyse der Zusammensetzung wichtige Daten für die Planung der Stilllegung des AKW sowie die Entwicklung der dafür nötigen Techniken und Roboter gewonnen werden.

TEPCO vermutet etwa 880 Tonnen radioaktiven Materials in den drei havarierten Reaktoren von Fukushima. Dieses müsste schrittweise geborgen und entsorgt werden. Die japanische Regierung rechnet damit, dass diese Arbeiten etwa 30 bis 40 Jahre dauern. Unabhängige Experten sehen allerdings eine Zeitspanne von etwa 100 Jahren als realistisch an.

Fukushima kann nicht als gesamter Komplex versiegelt werden, wie etwa Tschernobyl. Die Reaktoren liegen dazu zu dicht am Meer und in einem Hochwassergebiet mit stärkerer seismischer Aktivität. Es wäre daher fahrlässig, die Anlage einfach zu versiegeln und nichts weiter zu tun.

(olb)