Unberechtigte Schadensersatzforderung und mehr: Weitere Klage gegen 1N Telecom​
1N Telecom verschickt Schreiben zu angeblich abgeschlossenen Verträgen und fordert anschließend Schadensersatz. Dagegen geht die Verbraucherzentrale NRW vor.
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(Bild: Gajus/Shutterstock.com)
Die Verbraucherzentrale NRW hat erneut eine Klage gegen 1N Telecom eingereicht. Das Telekommunikationsunternehmen verunsichere Verbraucher mit Schreiben zum Anbieterwechsel und Schadenersatzforderungen. Daher hatte die Verbraucherzentrale NRW 1N Telecom abgemahnt. Aufgrund einer fehlenden Reaktion geht die Verbraucherzentrale jetzt einen Schritt weiter.
In Briefen hatte 1N Telecom laut den Verbraucherschützern dazu aufgefordert, "den bisherigen Internetanschluss zu kündigen und einen Auftrag zur Rufnummernportierung zu erteilen". Betroffene geben an, sich nicht an einen Vertragsabschluss erinnern zu können. So suggeriere der Anbieter den Betroffenen, einen Vertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen zu haben. Sofern die Betroffenen das Schreiben ignorieren, kämen Wochen später erneut Briefe mit Forderungen und Schadensersatzzahlungen in dreistelliger Höhe. Die Verbraucherzentrale erhält immer wieder Fragen zu Briefen von 1N Telecom.
Briefe nicht ignorieren
"Die Forderungen des Anbieters sind in der Regel unberechtigt und eine gezielte Masche, um Verbraucher:innen zu verunsichern und zur Zahlung zu bewegen", sagt Erol Burak Tergek, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW. Die Briefe sollten dennoch nicht ignoriert werden, sondern wegen "arglistiger Täuschung und Irrtum" angefochten werden, so Tergek. Zwar müsse niemand reagieren, jedoch beauftragt das Unternehmen Inkassobüros. Spätestens sobald die Betroffenen Mahnungen erhalten, müssen sie reagieren, selbst wenn diese unberechtigt seien.
Musterbriefe zu diesem und ähnlichen Fällen stellen die Verbraucherzentralen bereit. 1N Telecom gerät immer wieder in die Kritik, etwa aufgrund von Vertragsabschlüssen nach einem angeblichen Gewinnspiel. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen verzeichnet mittlerweile mehr als 11.000 Beschwerden. Die Deutsche Telekom hat bereits mehrere einstweilige Verfügungen gegen den Namensvetter erwirkt. Seit Anfang 2022 kursieren die irreführenden Werbebriefe, die den Eindruck eines offiziellen Schreibens der Deutschen Telekom wegen eines Tarifwechsels erwecken. Viele Kunden bemerken erst nach Erhalt der Kündigungsbestätigung durch die Telekom, dass sie einen Anbieterwechsel beauftragt haben.
Die Bundesnetzagentur konnte im Jahr 2023 bereits rund 15.000 Wechsel zu 1N Telecom stoppen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen und andere Zentralen haben den Anbieter aufgrund mehrerer Rechtsverstöße verklagt und inzwischen mehr als 15 unterschiedliche rechtliche Schritte eingeleitet. Für betroffene Kunden empfehlen Verbraucherschützer und die Telekom, rechtlichen Rat einzuholen und gegebenenfalls eine Anfechtung wegen Irrtums oder arglistiger Täuschung auszusprechen.
(mack)