WOS3: Handyfotos unter Creative Commons Lizenz

Nokia will die Creative-Commons-Lizenz in seine Handys einbauen. Auch sonst macht die Alternative zum Copyright internationale Fortschritte.

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Von
  • Monika Ermert

Der finnische Mobilfunkriese Nokia arbeitet an der Integration der Creative Commons-Lizenzen in seine Mobiltelefone. Mobilschnappschüsse oder -tonschnipsel können dann vor dem Verschicken mit der alternativen Lizenz weiterversandt werden, sagte Herkko Hietanen vom Helsinki Institute for Information Technology beim Gipfel der "iCommons" gestern in Berlin im Rahmen der Konferenz Wizard of OS. Finnland war als drittes Land nach Brasilien und Japan -- und vor dem deutschen Start am Freitagabend -- mit dem alternativen Lizenzsystem gestartet. In mehreren Dutzend Ländern laufen derzeit Lokalisierungsaktivitäten der Creative Commons.

In der von der deutschen Juristin Christiane Asschenfeldt koordinierten Internationalisierungskampagne sollen die von der jeweiligen Partnerorganisation an nationale Gesetze angepassten CC-Lizenzen rund einen Monat lang von der Öffentlichkeit diskutiert werden. So verlangen es die iCommons-Regeln. "In Finnland", sagt Hietanen, "war es wirklich schwer eine öffentliche Diskussion zu bekommen, weil die Leute sich nicht so gern in Mailinglisten äußern." Nachdem die Entwürfe auf alle juristischen Feinheiten hin abgeklopft sind, wird am Ende auch eine für normale Menschen -- im Gegensatz zu Juristen -- lesbare Variante gemacht, woraufhin das Lizenzmodell an den Start darf.

Die juristische Auseinandersetzung in den verschiedenen Ländern kann dabei heftig ausfallen. In Frankreich haben eine Reihe konservativer Rechtsgelehrter ihre Probleme mit dem alternativen Lizenzmodell, berichtete Melanie Dulong de Rosnay vom Centre d'Etudes et de Recherches de Science Administrative in Paris. Allerdings berichtete Dulong de Rosnay auch vom großen Interesse staatlicher Institutionen an den alternativen Lizenzen. Der französische iCommons-Ableger plant den Start der franzöischen Lizenzen im Herbst in Paris. Dabei will man mit der französischen Gruppe "Copyleft Attitude" zusammenarbeiten, die schon vor den Commons ein vergleichbares alternatives Lizenzprojekt betrieben hat. Weitere Starts sind für Österreich, vermutlich bei der Ars Electronica in Linz und für Ende des Jahres in Kroatien geplant.

Vom Höhenflug der brasilianischen Creative Commons Intitiative sind Gruppen in vielen anderen Ländern noch ein gutes Stück entfernt. Die brasilianische Initiative ist laut Auskunft von Ronaldo Lemos da Silva bereits in mehreren Gesprächen mit Verbänden und Medienorganisationen, die das Lizenzierungssystem übernehmen wollen. "Wir haben eine wichtige Partnerschaft mit dem Verband unabhängiger Künstler und versuchen auch die Archive des brasilianischen Fernsehens zu lizenzieren," so Lemos. Brasilien hat in der Ford-Stiftung außerdem einen mächtigen Sponsor gefunden, der bei der weiteren Verbreitung des Labels in Brasilien helfen will.

Der Initiator und Vorsitzende der Creative Commons betonte in Berlin noch einmal die Bedeutsamkeit der Commons-Adaptation in Ländern wie Japan und Brasilien als Gegenbewegung gegen das, was er US-Copyright-Extremismus nennt. In der Abschlusssitzung der WOS sagte Lessig, "wir müssen den Leuten klarmachen, um was es hier eigentlich geht. 90 Prozent der Amerikaner kapieren es einfach nicht." Wenn man durch iCommons aus der ersten Million Hunderte Millionen von alternativ lizenzierten Werke gemacht habe, dann bestehe eine Chance, dass das alte System in sich zusammenfalle. Bis dahin ist es freilich ein weiter Weg.

Zur Wizards of OS siehe auch:

(Monika Ermert) (ghi)