Microsoft fährt zweigleisig: IE9 unterstützt neben H.264 auch Googles VP8/WebM

Erst kürzlich verkündete Microsofts General Manager für den Internet Explorer, Dean Hachamovitch, dass der kommende Internet Explorer nur H.264 als Format zur Wiedergabe von HTML5-Video nutzen werde. Doch nun will auch Microsoft Googles VP8/WebM unterstützen und ebnet so möglicherweise den Weg für offene Medienformate im Web.

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Von
  • Volker Zota

Es ist keine drei Wochen her, da meldete sich Microsofts General Manager für den Internet Explorer, Dean Hachamovitch, um Microsofts Standpunkt in Sachen HTML5 und dem damit kommenden <video>-Element zu erläutern. Damals hieß es kurz gefasst: Microsoft sehe in HTML5 die Zukunft des Web und werde es im Internet Explorer 9 unterstützen. Gleichzeitig stellte Hachamovitch jedoch klar, dass der IE9 nur MPEG-4 AVC als Videoformat für HTML5-Video nutzen werde.

Doch wenige Stunden nach Googles Ankündigung des "Open Web Media Project" und der Veröffentlichung des VP8-Codec als Open Source, hat Microsoft seine Position überdacht und im offiziellen Windows Blog angekündigt, neben H.264 auch VP8/WebM zu unterstützen. Laut Hachamovitch soll der IE9 auf einen im Betriebssystem installierten VP8-Codec zugreifen und damit HTML5-Video im Webbrowser abspielen können.

Dass man den Codec nachinstallieren muss, ist zwar nicht ganz im Sinne der HTML5-Macher, aber besser als gar nichts. So muss sich Microsoft jedenfalls keine Sorgen um etwaige Patentklagen machen, weil es den VP8-Codec nicht mitliefert, sondern sich jeder Nutzer selbst darum kümmern muss.

Nachdem sich auch Microsoft auf die Seite der WebM-Befürworter geschlagen hat, unterstützen künftig mit Ausnahme von Apple alle großen Browser-Hersteller VP8 zur HTML5-Videowiedergabe. Zwar fehlt VP8 im Unterschied zu H.264 noch Hardware-Beschleunigung, wie auch Hachamovitch nochmals betonte, doch dürften die Chip-Hersteller unter den WebM-Befürwortern – darunter AMD, ARM, Broadcom, Freescale, Marvell, MIPS, Nvidia, Qualcomm und Texas Instruments – schon eifrig an Optimierungen für Mobilprozessoren arbeiten.

Obwohl Microsofts Entscheidung halbherzig erscheint, ist ihre Relevanz nicht zu unterschätzen. Zwar schrumpft der Marktanteil des Internet Explorer stetig, doch noch surfen über die Hälfte aller Internet-Anwender mit dem Microsoft-Browser. Eines ist jedenfalls klar: Wie vom W3C erhofft, wird es nun wohl doch einen obligatorischen Videocodec fürs Web geben, ob es statt dem ursprünglich vorgeschlagenen Ogg Theora nun VP8/WebM oder ein von den arg unter Druck geratenden H.264-Patentinhabern freigegebener Baseline-Codec ist, sei einmal dahingestellt. (vza)