Politik verhinderte "Swisscom Telekom Austria"

Der österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat den Abbruch der Verhandlungen ausdrücklich begrüßt.

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"Swisscom Telekom Austria" (STA) -- so hätte der Swisscom-Konzern geheißen, wenn die Übernahme der Telekom Austria zustande gekommen wäre. "In den Entscheidungsgremien hat es nicht die Übereinstimmung gegeben, die wir uns vorgestellt haben", sagte ÖIAG-Vorstandssprecher Peter Michaelis heute in Wien, "Ich bedauere außerordentlich, dass wir nicht diese industrielle Lösung umsetzen konnten."

Trotz zahlreicher Zugeständnisse der Schweizer hat die österreichische Staatsholding ÖIAG die weit fortgeschrittenen Verhandlungen heute abgebrochen. Auch wenn sich Michaelis keine konkrete Schuldzuweisung entlocken ließ, ist die Ursache des Scheiterns bei der österreichischen und der schweizerischen Regierung zu suchen. Der österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat den Abbruch der Verhandlungen sogar ausdrücklich begrüßt, auch der Regierungsbeauftragte für den Kapitalmarkt, Richard Schenz, bezeichnete dies als "natürlich positiv". Alfred H. Heinzel, Aufsichtsratsvorsitzender der ÖIAG, erklärte: "Die hundertprozentige politische Rückendeckung war auf beiden Seiten nicht gegeben." Allerdings hätte auch er den Deal nicht unterstützt, wenn im Aufsichtsrat kein Einvernehmen mit den Belegschaftsvertretern hergestellt hätte werden können.

Auch Telekom-Chef Heinz Sundt zeigte sich enttäuscht: "Ich bedauere es, dass die Gespräche in dieser Phase ihren Abbruch gefunden haben." Gerüchte über persönliche Vorteile für Manager der beteiligten Unternehmen für den Fall einer Übernahme wies er heute Nachmittag "entschieden zurück". "Angesichts dieser Gerüchte bin ich fast froh, dass die Verhandlungen gescheitert sind." Die geplante Expansion der Mobilfunktochter Mobilkom Austria in Südosteuropa werde ohne das Kapital der Swisscom langsamer vorankommen.

Weniger interessant ist Telekom Austria für Aktionäre geworden. Von seinem im heutigen Handelsverlauf erreichten historischen Höchstkurs von 14,27 Euro rutschte das Papier nach Bekanntgabe des Scheiterns der Verhandlungen bei sehr hohem Handelsvolumen deutlich ins Minus. Auch ein zwischenzeitliches Aussetzen des Handels half nicht, der Kurs brach danach insgesamt um mehr als 21 Prozent auf 11,25 Euro ein und erholte sich bis zum Wiener Handelsschluss kaum. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)