ICANN-Meeting: Ochsentour internationalisierte Domains

Arabische und asiatische Länder drängen: Die Internet- und DNS-Verwalter sollen den Weg für internationale Domains frei machen. IPv6 in der Rootzone hat die ICANN zumindest wie angekündigt teilweise freigeschaltet.

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Von
  • Monika Ermert

Arabische und asiatische Länder drängen: Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) soll den Weg für internationale Domains (Internationalized Domain Names, IDN) frei machen. "Der Bedarf nach komplett arabischen Domains ist wirklich groß. Wir warten nun darauf, dass ICANN uns ermöglicht, diese Domains zu nutzen", sagte Abdulaziz Al-Zoman, Direktor von SaudiNIC beim ICANN-Treffen in Kuala Lumpur. Die Internet- und DNS-Verwaltung ICANN müsse dafür sorgen, dass der für die Liste der Länderdomains verantwortliche Standard ISO 3166-1 die entsprechenden landessprachlichen Kürzel aufnehme, forderte James Seng, langjähriger IDN-Entwickler und inzwischen in Diensten der "Infocomm Development Authority" des Stadtstaats Singapur.

Für die arabischen Domains bedeutet die vollständige Internationalisierung auch, betonte Al-Zoman, dass die Domains von rechts nach links lesbar sein müssen. Seine Organisation experimentiere bereits mit Software, mit der arabische Zonefiles editiert werden könnten. DNS-Kenner John Klensin erinnerte allerdings daran, dass auf Protokollebene nach wie vor ASCII der Standard sei. Er empfahl, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen, wie die arabische Schreibweise und Protokollbefehle wie http:// vereint werden sollen. Es könnte, meinte Klensin, an der Zeit sein, auch über Nicht-DNS oder aufs DNS aufgesetzte Lösungen nachzudenken.

Lokalisierte Adressen in den bekannten Länderzonen und auch bei einigen Top Level Domains sind dabei inzwischen gang und gäbe. In Japan arbeitet man bereits fieberhaft an einer besseren Integration der japanischen jp.-Domains in verschiedene Applikationen -- etwa an der Möglichkeit, die Domains auch vom Mobiltelefon aus adressierbar zu machen. Viele Anwendungen und Hardware unterstützt den IDNA-Standard noch nicht. Nicht zuletzt dies könnte ein Grund dafür sein, dass die Nachfrage nach den muttersprachlichen Domains bei den asiatischen Pionieren stagniert oder sogar schon wieder leicht zurückgeht.

Auch bei der .de-Registry DeNIC ist es nach dem ersten Ansturm -- 600.000 Anfragen zu Beginn und 130.000 Domain registriert innerhalb von 48 Stunden -- ruhiger geworden. Aktueller Stand bei den deutschen Umlaut-Domains: 226.250. Dennoch stehen die deutschen Domains noch vergleichsweise hoch im Kurs. Afilias startete bei .info mit den deutschsprachigen Domains, VeriSign kündigte für .com den Start auf der Basis der gemeinsamen Sprachtabelle von DeNIC, Switch und NIC.at fürs kommende Frühjahr an.

Für weniger wirtschaftskräftige Sprachgemeinschaften sieht es mit der Lokalisierung dagegen finster aus. Norbert Klein, Aktivist der Nichtregierungsorganisation Open Forum of Cambodia, klagte bitter darüber, dass das Unicode-Konsortium den Unicode-Sprachsatz für Khmer völlig freihändig festgelegt und dabei schwere Schnitzer eingebaut hat. "Wir haben uns darum bemüht, dass die Fehler geändert werden, aber das hat das Konsortium abgelehnt."

Inwieweit ICANN die Lokalisierungsinitiativen unterstützen kann oder sogar die Aufgabe hat, TLD-Betreiber zur Einführung bestimmter Sprachsätze zu verpflichten, dazu äußerte sich ICANNs Präsident Vint Cerf zurückhaltend. Cerf sagte mit Blick auf die Internationalisierungsanstrengungen im Netz, das DNS sei doch eher noch ein Ochsenkarren und ganz so schnell gehe es von da aus nicht zum Weltraumschiff. Einen kleinen Schritt ins Netz der Zukunft hat die ICANN immerhin schon mal gemacht: Um 20.33 Uhr am gestrigen Dienstag gingen wie angekündigt die ersten IPv6-Adressen für die japanischen und die koreanischen TLD-Server in die DNS-Rootzone. (Monika Ermert) / (jk)