KI-Update kompakt: GPT-o1, Amazon KI-Agenten, Brustkrebs-Früherkennung

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Nach ersten Erfahrungen zeichnet sich ab, dass o1 nur für einen kleinen Nutzerkreis wirklich sinnvoll ist. Professor Ethan Mollick, Co-Direktor des Generative AI Labs an der Wharton School der University of Pennsylvania, erklärt, dass man wirklich spezifische und schwierige Probleme haben müsse, um einen Mehrwert aus o1 zu ziehen. Für die meisten Anwender empfiehlt er weiterhin den Einsatz von ChatGPT, Claude oder Gemini. Das neue o1-Modell sei zwar sehr leistungsfähig, aber auch "ein wenig seltsam" und definitiv nicht für die Mehrheit der Nutzer im Alltag gedacht. Die Stärken des Systems liegen vor allem bei wissenschaftlichen Aufgaben auf Doktoranden-Niveau sowie in den Bereichen Finanzen und anderen hoch spezialisierten Feldern.

Ein interessantes Anwendungsbeispiel kommt von Professor Derya Unutmaz, einem Immunologen und Biomediziner vom Jackson Laboratory in Connecticut, der zu Alterung und Krebsimmuntherapie forscht. Er berichtet, dass er mit o1-pro bereits hochkomplexe biologische Experimente auf Basis einer wirklich innovativen Idee entwickelt habe. Zum Start vergibt OpenAI zehn ChatGPT Pro-Stipendien an medizinische Forscher führender US-Institutionen. Eine API-Version soll in Kürze folgen. OpenAI-CEO Sam Altman bezeichnet o1 als das "intelligenteste Modell der Welt". Die praktische Erfahrung zeigt jedoch, dass dieses "intelligenteste Modell" vor allem für hoch spezialisierte Anwendungsfälle relevant ist. Gerade in diesen Fällen könnten die 200 US-Dollar für die Pro-Version jedoch vergleichsweise wenig sein.

Amazon eröffnet in San Francisco ein neues Forschungslabor für KI-Agenten. Das "Amazon AGI SF Lab" wird von David Luan geleitet, dem Mitgründer des KI-Startups Adept. Auch der Robotik-Experte Pieter Abbeel ist an Bord.

Das Labor soll KI-Agenten entwickeln, die komplexe Aufgaben in der digitalen und physischen Welt ausführen können. Die Systeme sollen auch aus menschlichem Feedback lernen. Das Team besteht zunächst aus ehemaligen Adept-Mitarbeitern, die Amazon übernommen hat. Amazon hat bereits erste KI-Agenten in seinen Plattformen Bedrock und Amazon Q Business im Einsatz. Auch der Sprachassistent Alexa soll künftig mehr können als nur Fragen zu beantworten. Neben Amazon arbeiten auch Microsoft, Anthropic und OpenAI an KI-Agenten.

Die chinesische Kartellbehörde SAMR untersucht mögliche Verstöße des Chipherstellers Nvidia. Es geht um die Übernahme des israelischen Netzwerkspezialisten Mellanox aus dem Jahr 2020. Die Behörde wirft Nvidia vor, gegen Auflagen der damaligen Übernahmegenehmigung verstoßen zu haben.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hatte China die Fusion an Bedingungen geknüpft. Nvidia durfte demnach keine Bundle-Angebote aus Mellanox- und Nvidia-Produkten machen. Auch die Benachteiligung von Kunden, die nur Produkte eines der beiden Hersteller kaufen wollten, war untersagt. US-Medien sehen in der Untersuchung eine Reaktion auf verschärfte Handelsbeschränkungen. Die USA hatten im November 2024 den Export moderner KI-Chips nach China verboten. Für Nvidia gelten bereits seit 2023 Handelsbeschränkungen mit China.

Der Digitalverband Bitkom fordert weniger strenge Vorgaben zum Umgang mit Daten zum Training künstlicher Intelligenz. Im Vorfeld einer Stellungnahme des Europäischen Datenschutzausschusses (EDSA) befürchtet er, dass es Unternehmen an Rechtssicherheit bei der Entwicklung und dem Einsatz von KI fehle. Eine strengstmögliche Auslegung der Datenschutzgesetze verursache einen internationalen Wettbewerbsnachteil, meine Susanne Dehmel von der Bitkom-Geschäftsführung. Das Training von KI-Modellen mit personenbezogenen Daten soll als berechtigtes Interesse von Unternehmen anerkannt werden, heißt es in einem Positionspapier von Bitkom.

Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erlaubt die Verarbeitung personenbezogener Daten nur unter definierten Voraussetzungen. Eine von ihnen ist die Wahrung sogenannter berechtigter Interessen. Bislang ist nicht geklärt, ob die Entwicklung und Verwendung von künstlicher Intelligenz dazu zählen. Mit der Stellungnahme des EDSA soll es diese Klarheit geben. Zwar sind diese nicht rechtlich bindend, aber der Europäische Gerichtshof und nationale Gerichte orientieren sich an ihnen.

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Ein MIT-Ökonom hat in einer Großstudie die Wirkung von KI in der Materialforschung untersucht – mit überraschenden Ergebnissen. Forscherteams mit KI-Unterstützung entdeckten 44 Prozent mehr neue Materialien und reichten 39 Prozent mehr Patente ein. Das untersuchte US-Unternehmen entwickelt mit über 1.000 Forschern anorganische Materialien für Gesundheit, Optik und Industrie. Das eingesetzte KI-Tool kombiniert neuronale Netze mit Reinforcement Learning. Es wurde mit Daten aus dem Materials Project für Kristallstrukturen und der Alexandria Materials Database für Molekülstrukturen trainiert.

Die Forscher geben gewünschte Materialeigenschaften in das System ein, das dann neue Strukturen vorschlägt. Die Teams filtern die Vorschläge, synthetisieren vielversprechende Strukturen und testen sie in Experimenten. Die Ergebnisse fließen zurück ins System und verbessern dessen Vorhersagen. Besonders die Top-Forscher profitierten von der KI-Unterstützung. Sie konnten ihr Fachwissen nutzen, um die KI-Vorschläge besser zu priorisieren. Schwächere Wissenschaftler verschwendeten dagegen oft Ressourcen mit falsch-positiven Ergebnissen. In einem Folge-Fragebogen berichteten die KI-nutzenden Forscher zudem von weniger Arbeitszufriedenheit, da das Tool einige der kreativeren Schritte in ihrer Arbeit übernommen hatte und die Wissenschaftler meist nur noch auswählen mussten, welche der vorgeschlagenen Materialien in die nächste Phase gebracht werden sollten.

Podcast: KI-Update
KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Eine Studie der Radiological Society of North America (RSNA) zeigt, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Früherkennung von Brustkrebs signifikant verbessern kann. Die Krebserkennungsrate stieg durch den KI-Einsatz um 21 Prozent. Die KI fungiert dabei als "zweites Augenpaar" zur Unterstützung von Radiologen bei der Untersuchung von Mammografie-Aufnahmen. Bei Unstimmigkeiten zwischen KI und Radiologen wurde ein weiterer Radiologe hinzugezogen.

Die Studie basiert auf Mammografie-Screenings von 747.604 Frauen in den USA über einen Zeitraum von 12 Monaten. In allen zehn teilnehmenden klinischen Praxen wurde eine deutlich höhere Krebserkennungsrate festgestellt. Die KI-Unterstützung mussten die Patientinnen selbst finanzieren, da Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen. Eine britische Studie bestätigte ebenfalls die verbesserte Tumorerkennung durch KI. Laut Studienleiter Dr. Gregory Sorensen entscheiden sich bereits 36 Prozent der Frauen mit Zugang zur KI-unterstützten Untersuchung für diese Option. Die Forscher planen weitere Studien, um zusätzliche belastbare Daten zu den Vorteilen der KI zu sammeln.

(igr)