Computerschach: Hardware-Monster shreddert Ranglistenführer [Update]

Im Wettkampf zwischen der Schach-Hardware Hydra und dem laut Computerrangliste stärksten PC-Schachprogramm Shredder schlug Hydra erbarmunglos zu: Das System gewann von acht Partien drei, die anderen fünf endeten remis.

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Von
  • Lars Bremer

Im Wettkampf zwischen der Schach-Hardware Hydra und dem laut Computerrangliste stärksten PC-Schachprogramm Shredder schlug Hydra erbarmungslos zu: Das System gewann von acht Partien drei, die anderen fünf endeten remis.

Shredders Autor Stefan Meyer-Kahlen findet das Ergebnis nicht so dramatisch: "Die ersten beiden Verluste waren Fehler im Eröffnungsbuch, also völlig überflüssig. Wir haben die schlechten Varianten dann einfach gesperrt. Die siebte Partie war Hydras beste und Shredders schlechteste. Keiner der Anwesenden hat die Partie aber so richtig verstanden, wir müssen das erst analysieren." Es gab durchaus Siegchancen für Shredder, sagte Meyer-Kahlen gegenüber heise online, aber Hydra habe sich in der 8. Partie gut verteidigt und in der 6. Partie durch eine überraschende Taktik das Remis gesichert. Auch in der 3. Partie habe Shredder eine sehr gute Position gehabt.

Hydras Autor Chrilly Donninger sieht das nicht ganz so: "Mit dem Ergebnis bin ich natürlich zufrieden. Mit unserem Kurzbuch bin ich sehr zufrieden, Christopher Lutz hat hervorragende Arbeit geleistet. Hydra spielte im Mittel bis zum 10. Zug aus der Eröffnungsbibliothek, und nur in der achten Partie hatten wir eine schwierige Position. Hydra hat aber Konterchancen gefunden. Hydra hat diese Stellung auch besser eingeschätzt als Shredder, der schon 1,3 Bauern Vorteil für sich anzeigte." Aber auch Donninger hat noch Schwachpunkte entdeckt. Eine umfangreiche Erweiterung der Bewertung sei aber mit dem momentan verwendeten FPGA-Chip aus Speicherplatzgründen nicht zu realisieren, sondern erst mit dem Nachfolge-Chip.

Hydra lief auf einem 16-Prozessor-Cluster von megware, bestehend aus acht Dual-Xeon-Rechnern mit 3,06 GHz und 2 GByte Speicher unter Red-Hat-Linux. In jedem der Dual-Rechner stecken zwei ADM-XRC-I FPGA-Karten mit dem (schon etwas älteren) Chip Virtex-I-1000e von Alpha Data; die Kommunikation erfolgt über mit LWL-Kabeln verbundene Myrinet-Karten nach dem MPI-Standard (Message Passing Interface). Das Hochgeschwindigkeitsnetz ermöglicht der auf jedem Node laufenden Schachsoftware einen schnellen Datenaustausch, wobei es weniger auf rasanten Durchsatz ankommt, sondern auf kurze Latenzzeit. Shredder spielte auf einem Transtec Quad-Opteron mit 2,2 GHz unter Windows Server 2003 Enterprise -- nach Angaben von Programmautor Stefan Meyer-Kahlen der schnellste Rechner, auf dem sein Programm je lief.

Shredder ist derzeit das anerkannt stärkste PC-Schachprogramm und wurde 2003 in Graz Computerschachweltmeister, während es 2004 im israelischen Ramat-Gan den zweiten Platz belegte. Hydra war in Israel nicht mit von der Partie, weil die Pal Group wie alle anderen potenziellen Teilnehmer aus arabischen Ländern abgelehnt hatte, in Israel anzutreten. Ob Hydra auch gegen die stärksten Menschen so gut abschneidet wie gegen Shredder, wird sich im Oktober in Bilbao herausstellen. Dann treten die Schachprogramme Junior und Fritz von Chessbase gemeinsam mit Hydra in einem Mannschaftskampf gegen drei starke Großmeister an, darunter Ex-Weltmeister Ruslan Ponomarjow. (Lars Bremer) / (jk)