Jazoon 2010: 4. Auflage der Java-Konferenz

Zum vierten Mal hatte die Java-Community die Gelegenheit, sich auf der Jazoon-Konferenz in Zürich zu vereinen. Durch das gute Wetter und den Zürichsee in der Nähe war es durchaus eine Herausforderung, die Konferenzteilnehmer für das kühle Klima innerhalb des Kinokomplexes zu erwärmen.

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Von
  • Benjamin Muskalla

Zum vierten Mal hatte die Java-Community die Gelegenheit, sich auf der Jazoon-Konferenz in Zürich zu vereinen. Durch das gute Wetter und den Zürichsee in der Nähe war es durchaus eine Herausforderung, die Konferenzteilnehmer für das kühle Klima innerhalb des Kinokomplexes zu erwärmen.

Mit mehr als 700 Teilnehmern und vielen in der Java-Community renommierten Speakern hat sich die Jazoon zu einer zugkräftigen Java-Konferenz entwickelt. Auch der Schauplatz, die Sihlcity Mall, die den Veranstaltungsort umgibt, lud für die ein oder andere kurzweilige Pause zwischen den Vorträgen ein.

Die Keynote-Sprecher Danny Coward (Oracle), Ken Schwaber (Scrum.org) und William O'Mullane (European Space Agency), die zusätzlich die Jury der zweiten Jazoon Rookie Awards stellten, konnten mit ihren Vorträgen nur teilweise begeistern.

Die Eröffnung der Konferenz war Danny Coward vorbehalten, seines Zeichens Oracles Vertreter für Java SE/EE im Executive Committee des Java Community Process (JCP). Technisch durchaus detailliert zeigte Coward einige Neuerungen, die die Java-Community mit dem für Herbst 2010 anberaumten JDK7 zu erwarten hat. Das war zwar durchaus interessant, jedoch das falsche Thema für eine Keynote.

Um die erfolgreiche 15-jährige Java-Geschichte zu unterstreichen, zeigte Coward einige Ausschnitte aus einem Video aus dem Jahr 1992 – mit James Gosling in der Hauptrolle. Auf dem Video ist ein Touch-gesteuertes Java-Handheld-Device, das aktuellen Smartphones schon ziemlich nahe kommt, zu sehen. Neben den Neuerungen in Java 7 wie dem G1 Garbage Collector und dem Fork/Join-Framework ging Coward auch auf einige Neuerungen des Project Coin sowie Closures in Java ein.

Für Sun und jetzt Oracle ist JavaFX ein großes Thema. Zusätzlich zu einem neuen Grafikstack (Prism) und einem besseren Performanceverhalten kamen in der im April veröffentlichten derzeitigen Version neue UI-Komponenten hinzu. Eine guten Eindruck konnte JavaFX dieses Jahr auf den Seiten der Olympischen Winterspiele in Vancouver hinterlassen. Die Veranstalter setzten das Framework für die Visualisierung der Medaillenverteilung ein, hier zeigte es seine Stärken in den Bereichen Animation und Grafik.

Aber JavaFX erhielt auf der Konferenz nicht nur Lob. Es gab gleich mehrere Erfahrungsberichte zum Thema, die zumeist kritisch ausfielen. JavaFX scheint es an Reife und Verbreitung zu fehlen, um mit ähnlichen Techniken konkurrieren zu können. Hingegen wurde Adobes Flex in mehreren Vorträgen sowohl für die Stabilität als auch die Performance gelobt.

Wie man dem Programm entnehmen konnte, findet OSGi immer mehr Einzug in normale Java-Konferenzen. Nicht nur Erfahrungsberichte, sondern auch Sessions über den Einsatz von OSGi in Kombination mit anderen Techniken wie JPA oder Sling waren bei den Besuchern beliebt. Vor allem Costin Leaus Vortrag über den OSGi Blueprint Container Service fand großen Anklang beim Publikum. Der Sprecher zeigte, wie man Dependency Injection und OSGi mit den Blueprint Services realisiert, und stellte Fallstricke vor, die es zu beachten gilt. Laut Konferenzteilnehmern wird OSGi mit zunehmender Begeisterung eingesetzt, um monolithische Systeme durch die Modularisierung besser wartbar zu machen.

Leider war der Anzahl an Talks über Softwaretests rar gesät – obwohl das eines der meistgewünschten Themen war, glaubt man dem Andrang zu den beiden hierzu gebotenen Sessions. Vor allem der Vortrag "Essentials of Testing: The Tools You Need to Know" von Bettina Polasek und Marco Cicolini war neben den Keynotes wohl einer der wenigen Vorträge, die nahezu alle Konferenzteilnehmer sehen wollten.

Scrum-Miterfinder Ken Schwaber

Neben Tests sind auch andere Kriterien für qualitativ hochwertige Software wichtig. Genau dort setzte Ken Schwaber, einer der Erfinder von Scrum, mit seiner Keynote am zweiten Tag der Konferenz an. In seinen Augen gibt es mehr als nur die Programmierung, um eine Aufgabe wirklich als "done" zu bezeichnen. Wann eine Aufgabe wirklich erledigt ist, beruht auch auf Faktoren wie der Integration in das bestehende System sowie automatisierten Tests. Sind diese nicht Teil der eigentlichen Aufgabe, hat das weitreichende Folgen sowohl für die Qualität als auch für den Zeitplan des Projekts. Arbeit, die sich nicht sofort erledigen lässt, steigt zum Ende einer Iteration (Sprint) exponenziell an und kann somit über Erfolg oder Misserfolg eines Projekts entscheiden.

Kevlin Hennley hatte die Lacher auf seiner Seite.

Die meisten Lacher hatte wohl Kevlin Henney mit seiner Keynote "97 Things Every Programmer Should Know" auf seiner Seite. Zwar exerzierte er nicht alle 97 Dinge aus seinem Buch durch, aber einige Lebensweisheiten wie "Comment only what the code cannot say" fanden durchaus Anklang beim Publikum.

Leider konnten nicht alle Sprecher der Konferenz dermaßen überzeugen. Es gab auch Vorträge mit viel zu theoretischer Herangehensweise und einschläfernden Live-Demos. Jedoch konnten die meisten Vortragenden mit ihren Ideen und Vortragsweise überzeugen. Zudem zogen viele Videos hinzu, um die von ihnen thematisierten Probleme besser zu erklären. Die Jazoon war eine durchaus gelungene Konferenz in einem schönen Ambiente, die Gelegenheit für Gespräche bot und Trends aus der Java-Welt beleuchtete.

Benjamin Muskalla
arbeitet als Softwareentwickler und Consultant bei EclipseSource in Karlsruhe. Er ist einer der Hauptentwickler der Rich Ajax Platform (RAP) und leidenschaftlicher Contributor unterschiedlicher Eclipse-Projekte wie Platform UI und JDT.
(ane)