Streitpunkt In-App-Käufe: Emulator Delta macht sich über Apples Regeln lustig
Apple darf Apps nicht mehr verbieten, für Käufe ins Web zu verlinken. Ein populärer Emulator nutzt das und zeigt zugleich, wie grotesk Apples Hürden sind.
(Bild: Mac & i)
Der populäre, über den App Store vertriebene Gameboy-Emulator Delta bietet jetzt Zusatzfunktionen an, die sich per Kauf im Web freischalten lassen – so etwas verbot Apple lange strikt. Die US-Version der Delta-App integriert dafür einen Link, der im Browser zum Patreon-Account des Entwicklers führt. Wer dort ein Unterstützer-Abonnement abschließt, erhält zusätzliche Funktionen im Emulator, darunter den Online-Multiplayer-Modus für Nintento-DS-Spiele. Zuvor sei es noch nicht einmal zulässig gewesen, den Patreon-Account in der App zu erwähnen, so der Entwickler.
Regulierer erzwingen externe Kaufmöglichkeit
Delta nutzt dafür Apples Schnittstelle für "External Purchases" (externe Einkäufe). Diese musste der Konzern auf Druck von Regulierern in verschiedenen Regionen einrichten, die die Schweigevorgaben für Entwickler und das Verbot für Links auf externe Angebote als wettbewerbswidrig einstuften. In den USA hat Apple diese externen Kaufmöglichkeiten aufgrund der Verfügung eines US-Gerichts im großen Kartellstreit mit Epic Games Anfang des Jahres freigegeben.
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Delta nutzt die Integration zugleich, um Apples weiterhin bestehende Hürden vorzuführen: Die seltsam generische Linkbeschreibung habe er sich nicht selbst ausgedacht, erklärte der Entwickler auf Mastodon. Apple gibt dafür nämlich eine genaue Sprachregelung vor. Klicken Nutzer den Link an, muss die App zudem einen von Apple vorgeschriebenen Warnhinweis im Vollbild einblenden. Dort wird vor dem Einkauf im Web gewarnt, Apple sei nicht verantwortlich für "Datenschutz und Sicherheit von Einkäufen im Web", heißt es in dem Dialog.
Wird die externe Kaufmöglichkeit angeboten, muss dasselbe auch als In-App-Kauf verfügbar sein, lautet eine weitere Apple-Vorschrift. Um Nutzer vor dem In-App-Kauf abzuschrecken, hat der Delta-Entwickler die dortigen Preise jetzt verdreifacht. Das sei "ein furchtbarer Deal. Nicht kaufen!", schreibt er.
Apple will Provision auch für Web-Einkäufe
Auch für externe Einkäufe im Web veranschlagt Apple eine bis zu 27 Prozent hohe Provision. Diese greift nur, wenn Kunden das Patreon-Abo innerhalb von sieben Tagen nach Anklicken des Links in der App abschließen, erläutert der Delta-Entwickler. Es sei ihm letztlich egal, aber die Provision lasse sich umgehen, wenn Nutzer das Abo direkt auf Patreon abschließen, ohne dafür dem Link in der App zu folgen.
Hinter Delta steckt derselbe Entwickler, der im April mit AltStore PAL den ersten alternativen App-Laden für iPhones in der EU gebracht hat. Das Projekt war primär dafür gedacht, den von Apple bis dahin untersagten Emulator leichter auf iOS-Geräten zu installieren. Apple strich daraufhin kurzerhand das Verbot für Emulatoren. Delta wird in der EU per AltStore vertrieben, in anderen Regionen wie den USA aber über den App Store.
Um Apples In-App-Kaufvorgaben und die Provision wird seit Jahren gestritten. Große App-Anbieter sind dazu übergegangen, Apples In-App-Kaufschnittstelle entweder ganz aus der App zu entfernen oder die Provision an Nutzer durchzureichen – der Einkauf in der App kommt dann teurer.
(lbe)