Kabelsalat ade: Pflicht für einheitliche Ladekabel greift bei Handys
Ab 28. Dezember sind standardisierte Ladekabel auf Basis von USB-C für Smartphones & Co. vorgeschrieben. Aktivisten werten das nur als ersten Ökodesign-Schritt.
Von Samstag an darf es hierzulande nur noch standardisierte Anschlüsse und Ladekabel auf Basis von USB-C für Smartphones, Digitalkameras und Kopfhörer geben. Die Vorgabe gilt auch für Tablets, tragbare Videospielekonsolen, Tastaturen, E-Reader, Navigationsgeräte, Headsets und tragbare Lautsprecher. Ab Anfang 2026 wird die Auflage im Einklang mit der einschlägigen EU-Richtlinie für einen einheitlichen Anschluss auf Laptops ausgeweitet. Der Bundesrat gab schon im April grünes Licht für eine entsprechende Novelle des Funkanlagengesetzes, die der Bundestag Mitte März beschlossen hatte. Die Reform greift am 28. Dezember.
Der Ansatz soll helfen, Kabelsalat und Tonnen Elektroschrott zu verringern sowie die Suche nach Ladegeräten zu vereinfachen. Die Vereinheitlichung hat zur Folge, dass künftig Handys und andere erfasste Geräte auch ohne neues Ladenetzteil verkauft werden können. Auf den Verpackungen müssen die Hersteller anhand von Piktogrammen aber eindeutig kennzeichnen, ob ein Ladewerkzeug dabei ist oder nicht. Auch sonstige Leistungseigenschaften müssen daraus hervorgehen. Hintergrund ist der Gedanke, dass Verbraucher bereits vorhandene USB-C Ladekabel für eine ganze Reihe von Geräten verwenden.
Mit der Reform hat der Gesetzgeber auch das Ziel verknüpft, eine künftige Harmonisierung entsprechend den technologischen Weiterentwicklungen zu ermöglichen und beispielsweise "etwaige nicht kabelgebundene Ladesysteme" wie Qi zu berücksichtigen. Grundsätzlich sieht die Richtlinie neben USB-C das "USB Power Delivery"-Protokoll für kabelgebundenes Laden vor.
Umwelthilfe fordert umfassende Ökodesign-Vorgaben
USB-C hat sich vor allem bei Mobiltelefonen de facto als Standard durchgesetzt. Nur Apple schwor lange auf den selbst entwickelten Lightning-Anschluss. Im September 2023 präsentierte der US-Konzern aber erstmals mit dem iPhone 15 neue Smartphones mit USB-C-Port. Der US-Konzern kündigte kurz vor Weihnachten zudem an, ältere iPhones mit Lightning-Anschlüssen aus dem Angebot zu nehmen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt das Greifen der Vorgabe. Die Neuregelung sei aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, hieß es dort zugleich. Nun seien ähnliche Auflagen aber auch bei anderen Ökodesign-Kriterien erforderlich, fordert die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation. Die EU sollte die Haltbarkeit, Reparatur- und Recyclingfreundlichkeit und den Einsatz von Recyclingmaterialien bei Elektrogeräten ganzheitlich fördern.
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Viele Elektrogeräte gäben oft schon nach kurzer Zeit den Geist auf, seien nicht reparierbar oder eine Reparatur koste zu viel, moniert die DUH. Die EU müsse Hersteller daher dringend insgesamt zu einem umweltfreundlichen Design verpflichten, damit kurzlebige Elektrogeräte endlich vom Markt verschwänden. Die EU-Kommission erarbeite derzeit zwar im Rahmen der Ökodesign-Verordnung nach und nach verbindliche Anforderungen für verschiedene Produktgruppen. Das sei aber ineffizient und langsam, da diese Vorschriften nur für wenige Elektrogeräte gälten.
(nen)