Shopping-Add-On "Honey" unter Betrugsverdacht
Ein Browser-Plugin verspricht Rabatte beim Online-Shopping. Die gibt es auch – aber Provisionen und anderes scheinen vor allem an den Betreiber zu gehen.
Die freundliche Münze des Honey-Plugins verschweigt, dass gerade ein Affiliate-Cookie ersetzt wurde – der YouTuber bekommt unter Umständen nichts von einem Affiliate-Deal.
(Bild: Screenshot heise online)
Das schon seit Jahren umstrittene Browser-Add-On "Honey" steht erneut in der Kritik. Die Software verspricht, für den Nutzer beim Online-Shoppen automatisch Rabattcodes und ähnliche Sparangebote zu finden und auf die Einkäufe bei Webseiten anzuwenden. Das geschieht laut einem aktuellen YouTube-Video auch tatsächlich – allerdings mit einigen bisher kaum bekannten Nebenwirkungen.
Der YouTube-Kanal MegaLag hat die Erweiterung umfangreich ausprobiert, auch mit eigenen Angeboten, denn das ist, was Honey vorwiegend macht: Kurz vor dem Kauf eines Produktes über einen Affliliate-Link werden Nutzern des Honey-Plugins Buttons für vermeintliche Rabatte angezeigt. Bei einem Klick darauf ersetzt die Software die Affiliate-Links durch eigene Links oder solche, mit denen Honey und dessen Besitzer Paypal Kooperationen unterhält – und kassiert damit den allergrößten Teil der Affiliate-Provision. Solche Affiliate-Kooperationen und entsprechende Links sind für YouTuber und andere Content Creator eine wichtige Einnahmequelle: Bestellt ein Nutzer ein Produkt über einen Affiliate-Link, so erhält der Creator eine Provision. Laut dem großen Kanal Linus Tech Tips (LTT) betrug der Anteil von mit Affiliate-Links generierten Einnahmen am gesamten Umsatz des Unternehmens hinter LTT im Jahr 2020 beispielsweise sieben Prozent.
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Tausendfach auf YouTube beworben
Dass Honey Affiliate-Links ersetzt, ist bereits seit Jahren bekannt. LTT hat deshalb, wie Firmengründer Linus Sebastian in einem aktuellen Video erklärt, bereits vor drei Jahren die Zusammenarbeit mit Honey beendet. Allerdings nach rund drei Jahren Kooperation mit Honey. Laut Sebastian fand damals ein Gespräch mit Honey statt, in dem das Unternehmen angab, an seinem Geschäftsmodell festhalten zu wollen. Auch andere reichweitenstarke Kanäle wie MrBeast oder MKBHD hatten in der Vergangenheit mit Honey kooperiert, auch heute noch findet sich Werbung für das Add-On zahlreich auf YouTube. Laut MegaLag gibt es rund 5000 Videos von 1000 YouTubern mit Werbung für Honey.
Videos by heise
Unerwünschte Ergebnisse erzielt das Add-On MegaLag zufolge sowohl für die YouTuber, wie auch die Nutzer. Für erstere sollen auch deren eigene Cookies für Affiliate-Links überschrieben werden, sodass der Großteil der Provisionen an Honey fließt, nicht an die YouTuber. MegaLag hat das mit einem eigenen Affiliate-Link für NordVPN ausprobiert. Für jeden Kauf sollte der Kanal 35 US-Dollar von NordVPN erhalten, mit Honey-Plug-In waren es nur 89 Cent. Der Rest floss offenbar an Honey, denn: MegaLag hatte sich dafür am Programm "Honey Gold" beteiligt, das Online-Shops aktiv unterstützen müssen. Die Nutzer erhalten dafür Rabattpunkte für Einkäufe, die sie für weitere Ankäufe anwenden können, ähnlich anderen Cashback-Systemen. Hier waren es 89-Honey-Gold-Punkte, was 89 US-Cent entspricht.
Offenbar eigene Rabatte erfunden
Bei den Nutzern werden dem Video zufolge nicht immer die besten Sparangebote durch das Plug-In eingetragen, sondern nur solche, an denen Honey mitverdient. Und die sollen nicht immer das beste Angebot darstellen. Dabei kommt eine weitere Ebene des Geschäfts mit Rabattcodes ins Spiel, denn es gibt eigene Webseiten, die nur solche "Deals" versprechen. Dahinter stecken MegaLag zufolge bisweilen auch Partner von Honey, sodass sich der Kreis des mutmaßlichen Betrugs schließt: Die Nutzer versprechen sich den niedrigsten Preis, den sie unter Umständen gar nicht erhalten, und das Plug-In schaufelt sowohl den vermeintlichen Rabatt wie auch die Provision von gutgläubigen Anbietern nicht an die Creator, sondern über eine Partnerfirma, welche den Rabattcode anbietet, wieder an Honey.
Wer dabei wieviel anteilig verdient, konnte auch MegaLag nicht genau angeben. Dass ein System wie Honey überhaupt funktioniert, liegt vor allem daran, dass Affiliate-Marketing auf dem Prinzip des "Last Click" basiert: Die Provision bekommt der, bei welchem das Produkt vor dem Kauf zuletzt angeklickt wurde. Das Honey-Add-On, als Teil des Browsers, scheint, wann immer möglich, dafür zu sorgen, dass der Last Click bei Honey oder einem seiner Partner liegt. Bleiben noch die Online-Stores, bei denen die Honey-Codes automatisch eingetragen werden – auch sie sollen MegaLag zufolge geschädigt worden sein, und zwar durch überzogen hohe Rabatte, die sie selbst gar nicht anbieten. Dazu will der Kanal in einem weiteren Video berichten, dessen Veröffentlichungszeitpunkt jedoch noch nicht bekannt ist.
(nie)